Sie sind vor ein paar Jahren in Ihre neue Wohnung in ein Wasserschlößchen gezogen. Wie halten Sie es mit Besuch?
Rackwitz: Aus meiner letzten Wohnung musste ich ausziehen. Ausschlaggebend war, dass das große,
eigentlich sehr, sehr nette Kamerateam von "Shopping Queen" sich den ganzen Tag unbeobachtet in meiner alten Wohnung aufgehalten hat. Ich weiß zwar eigentlich, dass keiner von denen je an meine
Schubladen und Schränke gegangen wäre, aber die Angst, dass es doch passiert sein könnte, hat
mich nie wieder verlassen. Das wurde immer schlimmer und abstrakter. Ich hatte zum Schluss vor
85 Prozent meiner Wohnung Angst! Jetzt bin ich meine neue Wohnung gezogen, die ist eine Etage darüber. Und hier lebe ich endlich angstfrei.
Wie sieht es in Ihrer Wohnung aus?
Rackwitz: Ich habe alles, vom Löffel bis zum Wattestäbchen, in meiner alten Wohnung zurückgelassen, weil alles "kontaminiert" war. In meiner neuen Wohnung lebe ich, komme zur Ruhe, kann los lassen,
schöpfe neue Kraft. Aber anziehen kann ich mich morgens nur in der Wanne. Ich habe das so
organisiert, dass alles neben der Wanne steht, somit erspare ich mir den täglichen Stress.
In welcher Situation wurde Ihnen bewusst, dass etwas mit Ihnen nicht stimmt?
Rackwitz: Das schleicht sich ein. Es gab mal einen Moment, wo mir bewusst geworden ist, dass richtig was nicht stimmt. Ich war nach der Wende einkaufen. Zu der Zeit war ich kurz arbeitslos, denn ich habe Deutsch und Kunst auf Lehramt studiert und nach der Wende gab es keinen Referendariatsplatz für mich. Ich hatte Existenzangst. Ich war für 40 Mark einkaufen. Ich musste kurz telefonieren und bin mit den Taschen in eine Telefonzelle gegangen. Ich hab die Einkäufe abgestellt und hab mein Telefonat geführt.
Danach wusste ich auf einmal nicht mehr, ob das meine Einkäufe waren. Ich konnte sie nicht mitnehmen. Ich hatte Angst, da sei was Gefährliches drin, Gift zum Beispiel. Ich weiß natürlich, dass das meine Taschen waren. Eigentlich. Aber ich musste sie stehen lassen und das war schlimm, weil da wichtige Sachen drin waren, die ich eigentlich brauchte, um was zu essen im Haus zu haben. Ich habe die Lebensmittel von meinem letzten Geld gekauft, hatte Hunger, aber ich konnte sie nicht mit nehmen.
Das Schlimme war, dass dann Leute kamen und sagten: "Junge Frau, sie haben Ihre Tüten stehen lassen!" Nun erklär denen mal, warum du die nicht mitnehmen kannst. Das war damals auf dem Augustusplatz in Leipzig und da bin ich kurz stehen geblieben und hab mir gedacht: "Oh weia!"
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Übersicht: Hanka Rackwitz: "Ich tick nicht richtig"
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