SANDYGATE
Ach Boris, dachte wohl mancher, für den der dreifache Wimbledon-Sieger und jetzige Mittvierziger Boris Becker mal ein deutscher Held war. Im Oktober trat der Autor einer gut promoteten zweiten Autobiografie in der RTL-Show «Alle auf den Kleinen - Becker gegen Pocher» auf, die an Fremdschämfaktor kaum zu überbieten war. Er ließ Spiele im Stil von «Schlag den Raab» über sich ergehen und verlor schließlich. Und warum das alles? Es hatte da einen aufsehenerregenden Austausch mit Oliver Pocher via Twitter gegeben - unter anderem über dessen Noch-Frau (und Boris' Ex) Alessandra Pocher, die früher mal Sandy Meyer-Wölden hieß. Dieser ganze Twitter-Krieg wurde deshalb auch als «Sandygate» bezeichnet. Und dieser Online-Streit sollte dann analog vor Fernsehkameras ausgefochten werden. Statt Bum-Bum-Boris nur noch Bäh-Bäh-Becker?
BUSHIDO
Eine wenig schmeichelhafte «Stern»-Titelstory, die Debatten über kriminelle Clans auslöste, Ärger mit der Steuer sowie sein Lied «Stress ohne Grund» als jugendgefährdend auf dem Index der Bundesprüfstelle - Rapper Bushido (japanisch für «Krieger») gehörte für viele zu den peinlichsten Promis des Jahres. Über ein Defizit an Aufmerksamkeit konnte sich Anis Mohamed Youssef Ferchichi, der «Frank Sinatra in Jogginghosen» («Stern»), kaum beschweren. Der inzwischen dreifache Vater sprach bei ZDFkultur von «düsteren Legenden» und gab zu Protokoll: «Ich bin nicht in der Mafia.»
KATJA RIEMANN
Es war vielleicht das Interview des Jahres, diese Gesprächskarambolage vom 14. März. Ganz offensichtlich stimmte im Abendmagazin «DAS!» im NDR-Fernsehen die Chemie zwischen Katja Riemann und Moderator Hinnerk Baumgarten nicht. Von Riemanns «Nörgel-Interview» war die Rede. Viele hielten aber auch zu der Schauspielerin, die nach dem zähen TV-Gespräch einen «virtuellen Wirbelsturm» beziehungsweise Shitstorm im Internet erlebte. In der Sendung hatte Baumgarten Sätze gesagt wie «Sie erkennen Sie sofort an ihren tollen blonden Locken!» und gefragt, wie sie in einem Film dunkle glatte Haare haben könne. Überraschung: Es war eine Perücke.
HARALD GLÖÖCKLER
Er fuhr im Februar beim Wiener Opernball mit Kutsche, Entourage in Rokoko-Kostümen und Bodyguards vor. Anfang Juli wehrte sich der Modeschöpfer und Teleshopping-König dann gegen Vorwürfe angeblichen Kokain-Konsums. Er berief eigens eine bizarre Pressekonferenz ein: «Ich habe in meinem Leben weder Koks berührt noch Kokain konsumiert noch Kokain gekauft noch Kokain verkauft.» Und: «Ich habe das Gefühl, dass ich das Sommerloch füllen muss.» Kurze Zeit später stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. Monate später hatte der verschnupfte Glööckler dann das Erlebte in ein Buch gepackt und verarbeitet: «Der Medienskandal».
TÄSCHLIGATE
Als «aufgeblasen» hat Oprah Winfrey am Ende selber die Geschichte bezeichnet. In TV-Interviews hatte die afroamerikanische Moderatorin und Milliardärin geschildert, dass sie - als sie zur Hochzeit von Tina Turner in der Schweiz weilte - in Zürich in einer Boutique nicht nach Wunsch bedient worden sei. Sie habe sich eine Handtasche ansehen wollen, doch die Verkäuferin habe sich geweigert, diese aus dem Regal zu holen. Die Geschichte machte weltweit Schlagzeilen und entfachte auch in der Schweiz als «Täschligate» eine Rassismus-Debatte. Die Boutique bezeichnete den Vorfall als sprachliches Missverständnis, mit Rassismus habe das überhaupt nichts zu tun gehabt. Winfrey sagte, sie habe den Vorfall als Beispiel schildern wollen: «Wenn man an einem Ort ist, von dem Leute nicht erwarten, dass du es Dir leisten kannst, dort zu sein...»
GERARD DEPARDIEU
Früher war er ein Aushängeschild Frankreichs, ein bewunderter Schauspieler mit stilsicherer Rollenwahl. Und jetzt im Jahr 2013, zwei Jahre nachdem er schon mit einem Pinkelskandal an Bord eines Flugzeugs aufgefallen war? Da gilt der Filmstar Gérard Depardieu vielen wohl als der peinlichste (internationale) Promi des Jahres. Er scheint sich Russlands autokratischem Präsidenten Wladimir Putin anzudienen und überhaupt unberechenbar geworden zu sein. Der «Obelix»-Darsteller verlegte im Streit mit Frankreich um angeblich zu hohe Steuern für Reiche seinen Wohnsitz nach Belgien und nahm die russische Staatsbürgerschaft an. Die ebenfalls nur noch bizarr auffallende Brigitte Bardot sprang ihm bei. Irgendwann im Jahr sagte Depardieu dann aber auch: «Ich bin immer noch Franzose.»
JUSTIN BIEBER:
Der einst gefeierte kanadische Popstar Justin Bieber schien in diesem Jahr eine Peinlichkeit nach der anderen zu produzieren. Ob ein als unpassend empfundener Gästebuch-Eintrag im Anne-Frank-Haus in Amsterdam oder ein gescholtener Tritt gegen die argentinische Nationalflagge während seiner Südamerika-Tournee: Am meisten (schlechten) Eindruck hinterließ in Deutschland wohl die Geschichte von Mally, dem Kapuzineräffchen. Der Sänger hatte das Tier mit auf seine Konzertreise genommen. Am Flughafen in München wurde ihm Mally aber abgenommen, denn Bieber hatte bestimmte Papiere nicht dabei, ohne die so ein Affe nicht in die Bundesrepublik darf. Das Äffchen kam wochenlang in ein Tierheim, Bieber schien sich nicht zu kümmern. Inzwischen lebt Mally in Niedersachsen, im Serengeti-Park in Hodenhagen in der Lüneburger Heide.