Jodtabletten, Bunker-Systeme und Co.: Gefahr vor 3. Weltkrieg - So gut ist Deutschland vorbereitet

Die bayerische Gesundheitsministerin sorgt sich um die medizinische Versorgung im Ernstfall, die EU-Kommission rät zum Notfall-Vorrat. Aber wie gut ist Deutschland wirklich auf den Ernstfall vorbereitet? Ein Überblick.

Von news.de-Redakteurin - Uhr

"Wir brauchen keine Jodtabletten. Wir brauchen Frieden", steht auf dem Plakat eines Demonstranten während einer Kundgebung. (Foto) Suche
"Wir brauchen keine Jodtabletten. Wir brauchen Frieden", steht auf dem Plakat eines Demonstranten während einer Kundgebung. Bild: dpa/Karina Heßland-Wissel
  • Wie gut ist Deutschland auf den Kriegsfall vorbereitet?
  • Gesundheitsministerin warnt vor kritischer medizinischer Versorgung
  • Jodtabletten gegen den atomaren Super-GAU
  • Bunker-Kapazität erreicht - Das plant die Regierung jetzt
  • Haushalte sollen sich vorbereiten - Regierung rät zum Notvorrat

Die Gefahr eines 3. Weltkrieges scheint für viele nicht mehr weit entfernt. Das politische Weltgeschehen macht aktuell wenig Hoffnung. Nicht nur Bürger:innen sind besorgt um die Sicherheit des Landes und um die eigene. Auch Politiker:innen mahnen zur Vorsorge für den Ernstfall. Aber wie gut in Deutschland vorbereitet?

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Bayerische Gesundheitsministerin fordert Vorbereitung von Kliniken im Falle des Krieges

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach forderte erst vor wenigen Tagen ein bundesweites Programm zur Vorbereitung der medizinischen Versorgung auf einem möglichen Kriegsfall. Nicht nur die Bundeswehr, sondern der gesamte zivile Sektor müsse sich schnell für den Ernstfall wappnen. Wie gut man in Kliniken auf mögliche Krisen vorbereitet ist, hat sich auf traurige Weise während der Corona-Krise gezeigt. Nicht nur das damalige Masken-Dilemma zeigte die offenkundigen Defizite in der Gesundheitsversorgung.

Aber was passiert eigentlich, wenn es zu einem atomaren Zwischenfall kommt?

Wie gut ist Deutschland auf Atomwaffen-Angriffe vorbereitet? Länder stocken Jodtabletten auf

Bereits 2019, Jahre vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs, wurden die Vorräte von Jodtabletten in Deutschland massiv aufgestockt. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) habe man im Auftrag des Bundesumweltministeriums 189,5 Millionen Jodtabletten in Blistern für Bund und Länder bereit gestellt. Im Jahr 2022, nach Beginn des Ukraine-Krieges, verteilten gleich mehrere Bundesländer Jodtabletten an die Bevölkerung und stockten ihre Vorräte auf.

Man ergriff die Maßnahme auch, weil man die russischen Angriffe auf das Atomkraftwerk Saporischschja fürchtete. Die allgegenwärtigen Ängste wirkten sich massiv auf die Bevölkerung aus. Apotheken berichteten kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine, dass die Filialen aufgrund der hohen Nachfrage an Jodtabletten so gut wie leer gefegt gewesen seien. Warum aber eigentlich?

Jodtabletten sollen verhindern, dass es bei einem nuklearen Angriff oder Unfall das freigesetzte radioaktive Jod sich in der Schilddrüse anreichert. Daher solle man vorsorglich nichtradioaktives Jod in Form einer hoch dosierten Tablette einnehmen. Die Einnahme solcher Präparate solle ausdrücklich durch die Aufforderung der Katastrophenschutzbehörden erfolgen. Die Beschaffung und Verteilung an die Bevölkerung sei Sache des Bundes.

Zu wenig Bunker - Schutzräume im Kriegsfall Mangelware

Deutschland muss kriegstüchtig werden, erklärte erst im Januar diesen Jahres Boris Pistorius. Der damalige Verteidigungsminister setzt daher auch auf eine neue Verteidigungsstrategie. Die Idee: Mehr Schutzräume für den Ernstfall, denn Deutschlands Bunker wurden im Laufe der Jahre nach und nach zurückgebaut. Seit 2007 kam es zu einem systematischen Abbau, der nun verheerende Folgen haben könnte.

Ein Wiederaufbau der Bunker-Systeme dauert offenbar zu lange.Ralph Tiesler, Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, erklärte erst im November vergangenen Jahres , dass ein deutschlandweiter Ausbau von Schutzbunkern mindestens eine Generation benötige. Der Bundestag reagierte - für seine Verhältnisse - prompt. Ende Januar 2025 stellte man einen Plan zur "Entwicklung eines nationalen Schutzraumraumkonzeptes" vor. Man habe sich auf "wesentliche Grundelemente eines Schutzraumkonzeptes" geeinigt. In einer Pressemitteilung heißt es: "Es bedarf der Identifizierung von nähergelegenen Schutzmöglichkeiten. Dieses Ziel ist mit früher üblichen Bunkerbauten nicht erreichbar." Zudem werde derzeit eine "möglichst flächendeckende Verfügbarkeit von in Selbstschutz ertüchtigten Schutzräumen, insbesondere in Kellern von Wohnungen, Geschäften, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen geprüft". Aktuell gäbe es nur sehr geringe Kapazitäten, um in einem Schutzbunker Zuflucht zu finden. Laut Informationen der "Bild"-Zeitung rechne man im Januar dieses Jahres mit Zahlen wie diesen. Demnach hätten rund 480.000 Menschen in rund 580 Schutzräumen Platz.

Amt warnt vor Anlegung eines Notvorrats - Was dringend benötigt wird

Indes rät die EU weiterhin allen Bürger:innen, einen Notvorrat für mindestens drei Tage anzulegen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz gab bereits vor Jahren - noch während der Corona-Krise - einen Maßstab für einen geeigneten Notfall-Vorrat aus, den die Bevölkerung am besten zu Hausehabe. Welche Lebensmittel dieser beinhaltet, das erfahren Sie hier.

Notfallvorrat anlegen - diese Lebensmittel am besten Zuhause haben!

Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 bewies kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges, dass die Deutschen sich mit dem Thema befassen. So stockten rund 38 Prozent der Befragten ihren Lebensmittel-Vorrat nach Vorgabe des Bundesamts für Bevölkerungsschutz auf. Ein Wert, der angesichts der neuen EU-Forderung sicherlich noch weiter steigen wird.

Warn-App für den Katastrophenfall - NINA soll Deutschland informieren

Aber wer warnt einen eigentlich, sollte es in Deutschland wirklich zum Äußersten kommen? Dafür hat die Bundesregierung die Notfall-Informations- und Nachrichten-App NINA entwickelt. Sie enthalte wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen, heißt es auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Zahlen, in welchem Umfang die App genutzt werde, gibt es jedoch keine.

Ob Lebensmittel-Vorräte, Schutzräume oder medizinische Versorgung - die Lage in Deutschland ist ernst. Die wenigen Beispiele zeigen, es gibt noch viel Handlungsbedarf. Die Bundesregierung erließ erst kürzlich ein milliardenschweres Schuldenpaket, auch um Deutschland besser verteidigen zu können.

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Quellen:

  • Ärzteblatt. (n.d.). Bayerns Gesundheitsministerin: Kliniken auf Kriegsfall vorbereiten, abgerufen am 28.03.2025.
  • Apotheke Adhoc. (n.d.). Jodtabletten: Apotheken sind leergefegt, abgerufen am 28.03.2025.
  • Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). (2020). Jodtabletten: Informationen des BfS, abgerufen am 28.03.2025.
  • Ärzteblatt. (n.d.). Bund und Länder stocken Vorrat an Jodtabletten massiv auf, abgerufen am 28.03.2025.
  • Merkur. (2022). Nach Warnung von Putin: Deutschland plant neue Bunker-Strategie, abgerufen am 28.03.2025.
  • Bundestag. (2023). Bundesregierung sieht Zivilschutz als Bürgerrecht. Abgerufen am 28.03.2025.
  • Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). (n.d.). Bevölkerungsbefragung, abgerufen am 28.03.2025.
  • Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). (n.d.). Warn-App NINA, abgerufen am 28.03.2025.

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