
- Schwere Sicherheitspanne in der US-Regierung
- Hochrangige Regierungsmitarbeiter plaudern in Chatgruppe über geheime Kriegspläne
- Journalist versehentlich in Chatgruppe eingeladen
- Opposition fordert Untersuchung des Skandals
Schwere Sicherheitspanne in der US-Regierung: Offenbar konnte ein Journalist die streng geheimen Pläne für einen Militärangriff auf die Huthi-Miliz im Jemen in einem Gruppenchat mitverfolgen. Während sich US-Präsident Donald Trump unwissend gibt, fordert die Opposition im US-Parlament eine Untersuchung des Kommunikationsdebakels.
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Sicherheitsdebakel in US-Regierung: Geheime Kriegspläne in Chatgruppe veröffentlicht - Journalist liest mit
Der Chefredakteur des renommierten US-Magazins "The Atlantic", Jeffrey Goldberg, war nach eigenen Angaben versehentlich in die Chatgruppe "Houthi PC small group" aufgenommen worden. Er dachte zunächst an einen Fake. Später machte der den Vorgang publik. Goldberg beschreibt in seinem Artikel den Austausch zwischen den Beteiligten im Chat äußerst detailliert - mit exakten Uhrzeiten und Originalzitaten. Diskutiert wurden demnach sowohl die militärische Taktik als auch die politische Kommunikation rund um den geplanten Schlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen. Als Gruppenmitglieder führte Goldberg unter anderem Vizepräsident J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio sowie weitere Kabinettsmitglieder und hochrangige Regierungsbeamte auf.
In seinem Artikel fällt auch der teils informelle Ton der Chat-Protagonisten im militärischen Kontext auf. Der Journalist schrieb, Trumps Nationaler Sicherheitsberater Michael Waltz, der ihn in die Gruppe aufgenommen haben soll, habe etwa Emojis eingesetzt, um Zustimmung und Kampfgeist zu signalisieren: eine geballte Faust, eine US-Flagge und ein Flammen-Symbol.
⚡️It’s a bombshell: a journalist was accidentally added to Trump team’s secret chat
— NEXTA (@nexta_tv) March 24, 2025
Trump’s national security adviser Michael Waltz accidentally added an editor from The Atlantic to a secret Signal group chat where confidential operations were being discussed — including planned… pic.twitter.com/ArwofDcwPq
Besonders brisant: Zwei Stunden vor Beginn der Attacken am 15. März soll Hegseth selbst im Chat detaillierte Angaben zu Zielen, Waffensystemen und dem zeitlichen Ablauf der Operation gemacht haben. Kurz darauf begannen tatsächlich Luftangriffe gegen Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen, die von den USA kurz zuvor wieder als ausländische Terrororganisation eingestuft worden waren. Spätestens an diesem Punkt kam Goldberg, der zunächst sehr skeptisch gewesen sein will, nach eigenen Angaben zu dem Schluss, dass es sich bei dem Gruppenchat doch nicht um einen aufwendig inszenierten Fake handelte.
Üblicherweise gibt es strenge Regularien dazu, wie die US-Regierung mit vertraulichen und streng geheimen Informationen umzugehen hat, die die nationale Sicherheit betreffen. Das gilt umso mehr für konkrete Pläne zu Militäreinsätzen im Ausland. Die Signal-App ist laut "Atlantic" von der US-Regierung generell überhaupt nicht für den Austausch vertraulicher Informationen zugelassen.
Pentagon-Chef dementiert Bericht und verunglimpft Journalisten
Das Top-Personal des Nationalen Sicherheitsrates von Donald Trump steht angesichts des Skandals ganz schön dumm da. Vor allem Pentagon-Chef Pete Hegseth steht am Pranger. Der weist die Verantwortung für den Skandal jedoch zurück und bestreitet den "Atlantic"-Bericht vehement. "Niemand hat Kriegspläne getextet", sagte er einem Reporter auf dem Flughafen in Hawaii. Der frühere TV-Moderator des rechtskonservativen Sender Fox News verunglimpfte Goldberg als "betrügerischen und diskreditierten sogenannten Journalisten", der es sich zum Beruf gemacht habe, eine Kampagne gegen die Regierung zu fahren und immer wieder Falschmeldungen zu verbreiten.
Hegseths Schmähungen widersprachen den Äußerungen des Sicherheitsrats-Sprechers Hughes, der den Chatverlauf als höchstwahrscheinlich authentisch bezeichnet hatte. Er kündigte eine interne Prüfung an. Trump selbst hatte zuvor erklärt, er habe von dem Gruppenchat noch nicht gehört, sei aber ohnehin "kein großer Fan" des "Atlantic"-Magazins. Auf Truth Social er teilte auch einen Tweet seines Vertrauten Elon Musk, indem der regelmäßig gegen kritisch berichtende Medien austeilende Tech-Milliardär lästerte, der beste Ort zum Verstecken einer Leiche sei die Seite zwei des "Atlantic" - weil dort nie jemand hinschaue.
"Amateurhaftes Verhalten!" Demokraten fordern Untersuchung
In den USA schlägt die Sicherheitspanne unterdessen große Wellen. Demokratische Politiker reagieren mit Entsetzen. Der demokratische Senator und Militärexperte Jack Reed erklärte, "wenn diese Geschichte wahr ist, stellt sie eines der ungeheuerlichsten Versäumnisse in Bezug auf die operative Sicherheit und den gesunden Menschenverstand dar, die ich je gesehen habe". Militäroperationen müssten mit äußerster Diskretion und über genehmigte, sichere Kommunikationswege abgewickelt werden, denn es gehe um das Leben von Amerikanern. "Die Nachlässigkeit, die das Kabinett von Präsident Trump zeigt, ist erstaunlich und gefährlich. Ich werde sofort Antworten von der Regierung einfordern."
Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sprach auf der Social-Media-Plattform X von "amateurhaftem Verhalten" und forderte eine umfassende Aufarbeitung. Die Zeitung "The Hill" und der Sender ABC zitierten ihn mit den Worten, es handele sich um "eine der unglaublichsten Verletzungen" militärischer Geheimnisse, die ihm je untergekommen sei. Die frühere demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton postete den "Atlantic"-Artikel auf X und schrieb dazu: "Das soll wohl ein Scherz sein." Der damalige Präsidentschaftskandidat - und heutige Präsident - Donald Trump hatte ihr im Wahlkampf 2016 immer wieder vorgeworfen, E-Mails über einen privaten Account verschickt und damit Sicherheitsregeln missachtet zu haben.
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bua/sfx/news.de/dpa
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