Annalena Baerbock: Geste verweigert - Sorgte Assads Nachfolger erneut für einen Handschlag-Eklat?

Annalena Baerbock traf in Syrien erneut auf den Übergangspräsidenten. Mit ihm besprach sie viele wichtige Themen und machte auf die Gewalt durch extremistische Gruppen aufmerksam. Doch ein Vorfall in Damaskus sorgt wieder für Schlagzeilen.

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Annalena Baerbock schüttelt einem Mitarbeiter in Damaskus die Hand. Zuvor verweigerte ihr der syrische Übergangspräsident den Handschlag. (Foto) Suche
Annalena Baerbock schüttelt einem Mitarbeiter in Damaskus die Hand. Zuvor verweigerte ihr der syrische Übergangspräsident den Handschlag. Bild: picture alliance/dpa | Hannes P Albert
  • Syrien-Machthaber verweigert Annalena Baerbock wieder den Handschlag
  • Noch-Außenministerin und Armin Laschet besuchen Damaskus
  • Grünen-Politikerin macht Syrien eine deutliche Ansage zu extremistischen Gruppen

Annalena Baerbock plädierte bei ihrem Besuch in Syrien für einen Neuanfang und mahnte, dass islamistische Gruppierungen nicht wieder erstarken dürfen. Doch diese Themen gerieten fast in den Hintergrund, denn der Übergangspräsident al-Scharaa gab ihr wieder nicht die Hand.

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Syrien-Machthaber verweigert Annalena Baerbock wieder den Handschlag

Zusammen mit ihrem Team und CDU-Politiker Armin Laschet besuchte Baerbock den übergangsweise eingesetzten Präsidenten im Präsidentenpalast. Beim Eintreffen blickte er beide an, aber verweigerte den Handschlag. Ob es wirklich ein Eklat war? Nicht jeder verzichtete auf diese Geste. Beim Empfang schüttelte der syrische Außenminister die noch amtierende Außenministerin mit Handschlag. Erstim Januar hatte Assads Nachfolger damit für Aufregung in Deutschland gesorgt, Kritiker warfen ihm frauenfeindliches Verhalten vor. Das lag vor allem daran, dass der Präsident damals dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot die Hand gab, der deutschen Chefdiplomatin aber nicht. 

Ein kurzes Video von dem Moment verbreitete sich auf der Social-Media-Plattform X. Einige Nutzer sehen hinter der Verweigerung al-Scharaa, Baerbock die Hand zu geben, einen kulturellen Hintergrund. Laut einem Nutzer zeige diese Sitte Respekt gegenüber Frauen. "Dann war der Außenminister also respektlos, als er ihr die Hand gab. Danke für die Aufklärung", antwortete ZDF-Korrespondent Andreas Kynast.  

Das Video sehen Sie hier.

Baerbock wirbt für Neuanfang mit Syrien und fordert Kontrolle von extremistischen Gruppen

Trotz dieses Vorfalls ließ sich die Grünen-Politikerin nicht von ihren Themen abbringen. Baerbock hatte den Syrern schon vor ihrer Ankunft in Damaskus anhaltende humanitäre Hilfe und eine weitere Lockerung von Sanktionen in Aussicht gestellt - aber nur unter Bedingungen. "Ein politischer Neuanfang zwischen Europa und Syrien, zwischen Deutschland und Syrien ist möglich", sagte die scheidende Ministerin. "Dies ist aber auch mit klaren Erwartungen verbunden, dass Freiheit, Sicherheit und Chancen in Syrien für alle Menschen gelten - für Frauen und Männer, für Angehörige aller Ethnien und Religionen."

Während ihrer Gespräche forderte Baerbock die Machthaber auf, "extremistische Gruppierungen in ihren Reihen" unter Kontrolle zu bringen, schreibt "Welt". Sie habe unterstrichen, "dass es jetzt an ihnen liegt, dass extremistische Gruppierungen in ihren Reihen unter Kontrolle gebracht werden und Verantwortliche von Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Baerbock in Damaskus vor Journalisten. Syriens Zukunft stehe auf "Messers Schneide". Es dürfe für sie "keine Worthülsen" geben. Ein Gradmesser hierfür sei "gerade auch die Teilhabe von Frauen". Sie habe den neuen Machthabern "deutlich gesagt: Ein Wiedererstarken islamistischer Strukturen werden wir als Europäer nicht unterstützen", betonte die Außenministerin. Gleichzeitig nahm Baerbock die deutsche Botschaft in Damaskus wieder in Betrieb.

Hintergrund: Im Dezember war der syrische Langzeitherrscher Baschar al-Assad nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg von einer Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Halat Tahrir al-Scham (HTS) gestürzt worden. Nun wird das Land von einer Übergangsregierung um den Präsidenten Ahmed al-Scharaa geführt, von der man noch nicht weiß, wo sie hinsteuert. Erst vor zwei Wochen hatte eine Militäraktion gegen Assad-Anhänger in der Küstenregion im Nordwesten des Landes mit Hunderten Toten - darunter viele Zivilisten - für neues Misstrauen gesorgt.

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/bua/news.de/dpa

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