Erstellt von - Uhr

Wladimir Putin: Täuschungsmanöver von Kreml-Chef befürchtet, während Trump jubelt

Die Ukraine hat ihre Zustimmung zu einer von den USA vorgeschlagenen Waffenruhe gegeben - doch Wladimir Putin stellt seinerseits Bedingungen. Welche nächsten Schritte hat der Kreml-Chef im Sinn, während Donald Trump bereits jubelt?

Wladimir Putin hat sich zu der von den USA vorgeschlagenen 30-tägigen Waffenruhe im Ukraine-Krieg geäußert. (Foto) Suche
Wladimir Putin hat sich zu der von den USA vorgeschlagenen 30-tägigen Waffenruhe im Ukraine-Krieg geäußert. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alexander Zemlianichenko
  • Wladimir Putin äußert sich zu vorgeschlagener Waffenruhe im Ukraine-Krieg
  • Ukraine stimmt US-Vorschlag zu - das ist die Position des Kreml-Chefs
  • Wladimir Putins nächste Schritte: Welche Bedingungen stellt Russland für das Einverständnis?

Donald Trump spielt derzeit den großen Friedensvermittler und will Russland und die Ukraine notfalls mit der Holzhammer-Methode zum Ende des Ukraine-Krieges zwingen. Nach an Wladimir Putin gerichtete Drohgebärden legten die USA den Vorschlag einer 20 Tage währenden Waffenruhe im Kriegsgebiet vor, dem die Ukraine unter wachsendem Druck zustimmte - inzwischen hat sich auch Wladimir Putin zu dem Angebot einer Feuerpause geäußert. Welche Schritte plant der Kreml-Chef als nächstes?

Außerdem lesenswert:

Wladimir Putin reagiert auf US-Vorschlag zu Feuerpause im Ukraine-Krieg

Wladimir Putin hat die Zustimmung zu einer von den USA vorgeschlagenen Waffenruhe im Krieg gegen die Ukraine an Bedingungen geknüpft. Bei einer am 13. März mit Spannung erwarteten Pressekonferenz forderte er eine dauerhafte friedliche Lösung des Konflikts - rückte aber nicht von bereits geäußerten Maximalforderungen ab. Am Donnerstagabend war noch ein Treffen von Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau geplant.

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an und verpassen Sie keine Schlagzeile mehr – bleiben Sie mit news.de immer auf dem neuesten Stand! 

"Wir sind einverstanden, aber..." Wladimir Putin stellt Bedingungen für Waffenruhe

"Wir sind einverstanden mit dem Vorschlag, die Kampfhandlungen einzustellen", sagte Putin und dankte US-Präsident Donald Trump für die Initiative zur Beendigung des Krieges. "Aber wir gehen davon aus, dass dieser Stopp so sein sollte, dass er zu einem langfristigen Frieden führt und die Ursachen für den Konflikt beseitigt." 

Es müssten zudem Fragen zur Kontrolle über diese Waffenruhe geklärt werden. So sei unklar, wie die Lage entlang der sich "über fast 2.000 Kilometer" erstreckenden Frontlinie beobachtet werden solle. Putin äußerte Bedenken, dass die Feuerpause gebrochen werde - und sich beide Kriegsparteien gegenseitig die Schuld für solche Vorfälle geben würden. Europäische Friedenstruppen zur Sicherung einer möglichen Waffenruhe lehnt Moskau ab.

Wladimir Putin legt Forderungen vor: Bangt der Kreml-Chef vor einer erstarkenden Ukraine?

Putin deutete zudem an, dass die Ukraine die Waffenruhe zu einem Durchatmen, zur Wiederbewaffnung und Rekrutierung neuer Soldaten nutzen könne, um anschließend weiter Krieg zu führen. Dies sei nicht hinnehmbar. Die Ukraine sieht ihrerseits die Gefahr, dass die russischen Truppen eine Waffenruhe zur Neuaufstellung nutzen könnten.

Der Kreml betonte zudem noch einmal seine Ansprüche auf ukrainisches Gebiet. Die Lage am Boden müsse bei den Verhandlungen berücksichtigt werden, sagten Putin und der neben ihm bei der Pressekonferenz im Kreml sitzende Machthaber von Belarus (früher Weißrussland), Alexander Lukaschenko, übereinstimmend. Belarus ist der engste Verbündete Russlands.

Wolodymyr Selenskyj wirft Putin Trickserei und mangelndes Interesse an Frieden vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnet die von Kremlchef Wladimir Putin genannten Bedingungen für eine Zustimmung zu einer Waffenruhe als Manipulation. Putin traue sich nicht, US-Präsident Donald Trump offen zu sagen, dass er den Krieg fortsetzen wolle, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Auch andere Experten bewerteten Putins Reaktion skeptisch.

Selenskyj kritisierte die von Putin genannten Bedingungen für eine Zustimmung zu einer Waffenruhe. In Moskau würden die Idee einer Waffenruhe mit solchen Bedingungen verknüpft, damit insgesamt nichts herauskommen oder so lange wie möglich nichts gelingen könne. Nach Angaben Selenskyjs ist dies ein häufiger Trick Putins, der statt klar "Nein" zu sagen alles tue, um eine praktische Umsetzung entweder hinauszuzögern oder unmöglich zu machen.

Der ukrainische Präsident betonte hingegen noch einmal die Bereitschaft der Ukraine zur befristeten Einstellung der Kampfhandlungen. Kiew habe den Vorschlag zu einer Waffenruhe angenommen, weil die USA ihre Bereitschaft erklärt hätten, dies zu überwachen. Mit den Möglichkeiten, die das Land besitze, sei das auch real.

Wladimir Putin lehnt Trump-Vorschlag indirekt ab und diktiert eigene Rahmenbedingungen

Auch andere Experten beurteilten Putins Reaktion auf den US-Vorschlag skeptisch. So schrieb George Barros vom Institut für Kriegsstudien auf der Plattform X, man falle auf die Sprache und die Gedankenspiele des Kremls herein, wenn man glaube, Putins Erklärung bedeute, dass er das 30-tägige Waffenstillstandsabkommen zwischen den USA und der Ukraine akzeptiert habe. "Tatsächlich hat Putin die Bedingungen des Vorschlags von Präsident Trump abgelehnt und versucht nun, den Inhalt des Vorschlags zu verändern."

Militärexperte Carlo Masala schrieb auf X: "Viele Worte um Nein zu sagen." Und Politologe Thomas Jäger meint auf derselben Plattform: "Wie sagt man, dass man den Waffenstillstand nicht will, ohne zu sagen, dass man den Waffenstillstand nicht will." Putin wolle Krieg gegen Ukraine und EU weiter führen.

Donald Trump sieht "gute Signale" bei Gesprächen in Moskau

Trump zeigte sich mit ersten Gesprächen einer US-Delegation in Moskau zum Ukraine-Krieg zufrieden. "Wir hören, dass es okay läuft in Russland", sagte Trump zu den Verhandlungen über eine Waffenruhe. Das bedeute aber noch nichts, solange kein endgültiges Ergebnis vorliege, ergänzte Trump bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Der US-Sondergesandte Witkoff sei in Moskau und führe ernsthafte Gespräche, sagte Trump. "Wir bekommen gute Signale."

Witkoff war bereits im Februar nach einer langen Funkstille zwischen Moskau und Washington zu ersten Verhandlungen in die russische Hauptstadt gekommen - und hatte damals einen US-Amerikaner aus russischer Gefangenschaft mitgebracht. Nun sollte er den US-Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe im Kreml vorstellen. Obwohl der Sondergesandte bereits am Mittag in Moskau landete, musste er lange auf einen Termin warten. Putin empfing zuvor noch den Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko, der als engster Verbündeter des Kremls gilt.

Später telefonierte Putin mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Die saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete, der Kronprinz habe das Engagement des Königreichs für die Förderung des Dialogs und die Unterstützung aller Initiativen, die auf eine politische Lösung des Ukraine-Kriegs abzielen, bekräftigt.

Putin will Ukraine in die Knie zwingen und Kriegsziele verwirklichen

Von der Ukraine fordert die Moskauer Führung, dass sie die Gebiete vollständig räumt, die Russland zu seinem Staatsgebiet erklärt hat - das sind Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson. Der verbliebene Teil der Ukraine soll nach russischen Vorstellungen weitgehend entwaffnet werden. Außerdem spricht Russland in seiner Propaganda von einer "Denazifizierung" der Ukraine, worunter das Einsetzen einer moskautreuen Führung in Kiew verstanden wird.

Die Ukraine besteht darauf, dass sie für einen langfristigen Frieden weitgehende Sicherheitsgarantien bekommt. Die USA wollen solche Verpflichtungen nicht übernehmen. Sie sehen dafür aber die Europäer in der Pflicht. Die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens treiben derzeit die Diskussion über Pläne für die Entsendung von Friedenstruppen europäischer Länder voran. 

Mehr als drei Jahre nach Kriegsbeginn gibt sich Wladimir Putin siegessicher

In der Pressekonferenz zeigte sich der Kremlchef siegesgewiss. Die Lage an der Front ändere sich schnell - und sie ändere sich zugunsten der russischen Truppen, sagte er. Gerade in der westrussischen Region Kursk sei die Lage inzwischen völlig unter Moskaus Kontrolle, sagte Putin nach einem Besuch dort am Vortag. Ukrainische Truppen hatten dort im Sommer bei einem überraschenden Gegenstoß Land erobert und somit erstmals den Krieg auf den Boden des Angreifers zurückgebracht.

Allerdings sind die dort stationierten Truppen Kiews in Bedrängnis geraten. Gerade habe das russische Militär die Kleinstadt Sudscha zurückerobert, sagte Putin und berief sich auf Berichte russischer Generäle. Die Kleinstadt Sudscha war der größte Ort, den die Ukrainer im vergangenen Jahr eingenommen hatten. 

Laut Putin sind die noch verbliebenen ukrainischen Einheiten vom Nachschub abgeschnitten und hätten kaum noch eine Chance, sich zurückzuziehen. Er widersetzte sich der Idee, diesen Soldaten bei einer Waffenruhe freien Abzug in die Ukraine zu gewähren.

Donald Trump verdrängt ukrainischen Vorschlag zum Ende des Putin-Krieges

Der Plan einer 30-tägigen Feuerpause zu Lande, in der Luft und auf See im Ukraine-Krieg stammt von der Regierung von US-Präsident Trump. Es ist der erste derartige Vorschlag in mehr als drei Jahren des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland. Bei Gesprächen in Saudi-Arabien überzeugten US-Außenminister Marco Rubio und Sicherheitsberater Mike Waltz die Ukraine von dem Vorschlag. Die Waffenruhe solle gelten, wenn auch Moskau sich daran halte.

Kiew hatte eigentlich die europäische Idee verfolgt, zunächst gegenseitige Luftangriffe und Attacken von See einzustellen. Dies wäre leichter überprüfbar. Im Gegenzug für die ukrainische Zustimmung zu dem US-Plan nahm Washington die unterbrochenen Waffenlieferungen wieder auf. Die Ukraine wird auch wieder mit Daten der US-Aufklärung versorgt.

Gespräche zwischen USA und Russland in Moskau anberaumt

Unterhändler der USA waren am Donnerstag, dem 13. März, auf dem Weg nach Moskau zu Gesprächen, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow mitteilte. Ihm zufolge sprachen am Vortag Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow und Sicherheitsberater Waltz über den Krieg. Details nannte Peskow nicht. Er kündigte ein "internationales Telefonat" Putins an, ohne Einzelheiten preiszugeben. Erwartet wird ein weiteres Gespräch mit Trump.

Bisher hat Russland stets einen vorübergehenden Waffenstillstand in der Ukraine abgelehnt und darauf gedrungen, den Konflikt ganzheitlich zu lösen. Als Ursache sieht Moskau die Ostausdehnung der Nato und die Möglichkeit, dass auch die Ukraine ins westliche Bündnis aufgenommen werden könnte.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.