Nach Eklat mit US-Präsidenten: Kaum Sinn, "in Washington zu betteln" - Selenskyj lehnt Entschuldigung ab

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich nach dem Eklat im Weißen Haus nicht bei US-Präsident Donald Trump entschuldigen. Laut einem Politologen mache es auch kaum noch Sinn, "groß in Washington zu betteln".

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Wolodymyr Selenskyj lehnt Entschuldigung bei Trump ab. (Foto) Suche
Wolodymyr Selenskyj lehnt Entschuldigung bei Trump ab. Bild: picture alliance/dpa/AP | Jose Luis Magana
  • US-Außenminister fordert Entschuldigung von Wolodymyr Selenskyj
  • Ukraine-Präsident lehnt Entschuldigung ab und bedankt sich bei Amerikanern
  • Politologe sicher:"Es wird keine große Militärhilfe mehr geben"

Nach dem Eklat im Weißen Haus fordert US-Außenminister Marco Rubio eine Entschuldigung von Wolodymyr Selenskyj.

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Wolodymyr Selenskyj lehnt Entschuldigung bei Trump ab

Rubio sagte, die US-Regierung wolle dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine ein Ende setzen. "Das geht nur, wenn man Russland an den Verhandlungstisch holt." Wenn man wie Selenskyj aber Kremlchef Wladimir Putin angreife, bekomme man den russischen Präsidenten nicht an den Verhandlungstisch. "Und so beginnt man zu erkennen, dass Selenskyj vielleicht kein Friedensabkommen will. Er sagt zwar, dass er es will, aber vielleicht will er es nicht."

Diese Untergrabung der Friedensbemühungen sei sehr frustrierend. "Und ich denke, er sollte sich dafür entschuldigen, dass er unsere Zeit für ein Treffen verschwendet hat, das so zu Ende ging", sagte Rubio in einem CNN-Interview. Es habe keinen Grund für Selenskyj gegeben, derart konfrontativ aufzutreten. "Die Sache ist aus dem Ruder gelaufen." Selenskyj hatte eine Entschuldigung zuvor bereits abgelehnt. "Nein. Ich respektiere den Präsidenten, und ich respektiere das amerikanische Volk (...) und ich denke, dass wir sehr offen und sehr ehrlich sein müssen", sagte Selenskyj bei einem Interview mit dem Sender Fox News auf die Frage, ob er sich bei Trump entschuldigen wolle.

Politologe sicher: Kaum Sinn, "noch groß in Washington zu betteln"

Eine Entschuldigung von Selenskyj an Trump, die der ukrainische Präsident ablehnt, werde die schwierige Beziehung mutmaßlich nicht retten, sagte der Politikwissenschaftler Joachim Krause. "Ich befürchte, es wird nicht viel nutzen, wenn Selenskyj jetzt zu Kreuze kriecht." Die Situation sei zu verfahren. Trump und Vance "präferieren, mit Russland normale Beziehungen zu haben, angeblich, damit man im Energiesektor besser miteinander kooperieren kann".

Krause geht davon aus, dass Europa die Ukraine viel stärker unterstützen muss. Die Europäer müssten auch stärker Druck auf die Ukraine ausüben, jüngere Jahrgänge einzuziehen. "Denn das Problem der schlechten Ausstattung mit Mannschaften der Ukraine ist ein selbstgemachtes Problem, weil sich Selenskyj weigert, junge Männer einzustellen in den Wehrdienst, in den Kriegsdienst, die jünger sind als 27", sagte Krause.

"Die westliche Führungsmacht USA ist von der Fahne gegangen. Das muss man mal ganz deutlich sagen. Sie ist nicht mehr Teil der westlichen Gemeinschaft, der Gemeinschaft westlicher Demokratien", sagte Krause. Nicht zuletzt, weil Trump und sein Vize J. Vance völlig andere Vorstellungen davon hätten, was eine Demokratie ist. "Wir müssten versuchen, die Amerikaner zu ersetzen. Ich glaube auch nicht, dass es viel Sinn macht, noch groß in Washington zu betteln", sagte der Direktor am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK). Aus seiner Sicht ist eine Entscheidung in den USA gefallen. "Es wird keine große Militärhilfe mehr geben und entscheidend ist vielleicht auch noch, ob die amerikanische Regierung das Starlink-System abschaltet", sagte Krause.

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