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"Seid ihr noch ganz bei Trost?": Demo-Fotos der Grünen sorgen für Empörung

Parteimitglieder der Grünen haben am Samstag an der Demo gegen Rechts in Berlin teilgenommen. Dabei entstanden auch Fotos, auf denen die Politiker:innen grinsend zu sehen sind. Das stieß einigen Social-Media-Nutzern sauer auf.

Bei der "Lichtmeer"-Demo in Berlin wurde gegen Rechts protestiert. Parteimitglieder der Grünen machen mit fröhlichen Selfies von der Veranstaltung Schlagzeilen. (Foto) Suche
Bei der "Lichtmeer"-Demo in Berlin wurde gegen Rechts protestiert. Parteimitglieder der Grünen machen mit fröhlichen Selfies von der Veranstaltung Schlagzeilen. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
  • Grünen-Politiker:innen posten Fotos von Demo gegen Rechts in Berlin
  • Parteimitglieder lächeln auf den Bildern
  • Darauf folgt ein Shitstorm im Netz
  • Die Grünen werden auch gegen Kritik verteidigt

Zehntausende Menschen protestierten am Samstag, 25. Januar, beim "Lichtermeer" in Berlin gegen Rechts und für die Demokratie. Darunter auch einige Spitzenpolitiker:innen der Grünen. Für Fotos, die bei der Demonstration am Brandenburger Tor enstand, erhält die Partei nun einen Shitstorm im Netz.

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Darum geht es: Die neue Grünen-Chefin Franziska Brantner (45) teilte auf der Plattform X sowie auf Instagram (vormals Twitter) Fotos, auf dem sie unter anderem neben dem Co-Vorsitzenden Felix Banaszak (35), Katrin-Göring Eckardt (58), Familienministerin Lisa Paus (56), dem parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner (47) sowie Tim Achtermeyer (31) aus Nordrhein-Westfalen zu sehen ist. Im Hintergrund hält zudem Klimaaktivistin Luisa Neubauer ein Schild hoch, auf dem steht: "Sie haben Hass. Wir haben Haltung." Die Politikerinnen und Politiker lächeln für ein Selfie in die Kamera. Dazu schrieb Brantner: "100.000 Menschen versammeln sich am Brandenburger Tor. Sie protestieren in einer Zeit, in der die AfD bei der Bundestagswahl vor ihrem größten Triumph steht und Trump Rechtsextreme weltweit inspiriert. Sie setzen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Haltung und Anstand." Auch andere Grünen-Politikerinnen wie Britta Haßelmann oder Göring-Eckardt teilten Bilder von der Demo. Letztere fordert in ihrem Post: "Für Menschlichkeit. Haltung. Anstand. Liebe statt Hass."

Kritik an Fotos von Franziska Brantner, Katrin Göring-Eckardt und Co.

Die scheinbar harmlosen Fotos rösten auf X allerdings schnell eine Welle der Empörung in den sozialen Medien aus. Viele Kritiker der Grünen störten sich daran, dass sich die Politiker:innen wenige Tage nach der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg so gut gelaunt zeigten. In der unterfränkischen Stadt hatte am vergangenen Mittwoch ein Afghane ein zweijähriges Kind sowie einen 41-jährigen Mann am helllichten Tag in einem Park ermordet. Unter Brantners Post gibt es unter anderem Kommentare wie:

  • "2 Menschen sind tot. Und die Grünen so: CHEESE! SELFIE!! Man möchte im Strahl kotzen."
  • "Ernsthaft? Haben sie vergessen, was der Grund für diese Demo ist? Denken sie mal 2 Minuten an die Familien der Opfer? Schämen sie sich!!!!"
  • "Sag mal, spinnt ihr eigentlich? Ihr geht auf einen Demo anlässlich des Todes zweier Menschen und macht dort über beide Backen grinsend Wahlkampfbilder? Seid ihr noch ganz bei Trost?"

Auch Politiker von anderen Parteien betrachten die Fotos der Grünen kritisch. So schreibt beispielsweise CDU-Bundestagskandidat Johannes Volkmann aus dem Wahlkreis Lahn-Dill:

  • "Menschlichkeit, Haltung und Anstand" wäre aus Mannheim, Solingen & Aschaffenburg Konsequenzen zu ziehen. Regierungsverantwortung statt Selbstergriffenheit. Taten statt Kitsch.

FDP-Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg, ehemalige Generalsekretärin ihrer Partei, meckert zudem:

  • "Bei allem Respekt. Das ist empathieloser Bekenntniskitsch."

Andere glauben, das die fröhlichen Fotos für die Grünen im Bundestagswahlkampf verheerende Folgen haben könnte.

Zur Erinnerung: 2021 machte sich der damalige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (63) ein Bild von der Flutkatastrophe im Ahtral. Damals entstanden Bilder, auf denen der Politiker lachend zu sehen war. Das empfanden viele Bürger:innen als unangebracht, letztendlich kosteten diese Fotos Laschet wohl den Wahlsieg.

Die Grünen demonstrieren bei "Lichtermeer" gegen AfD

Auf Instagram gibt es aber auch andere Meinungen zur Teilnahme der Grünen bei der Demo gegen Rechts in Berlin. So schreibt ein Follower beispielsweise: "Es ist erfreulich zu sehen, wie viele Menschen im Land heute zusammen gekommen sind um für die Demokratie zu kämpfen! Immer weiter! #zuversicht". Und auch auf X wird auf den eigentlichen Grund der Demo hingewiesen, die Grünen gegen Kritik verteidigt. "Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Da steht, daß sie gegen Rechtsextremismus ein Zeichen setzten und nicht wegen dem Tod zweier Menschen", so ein weiterer Kommentar.

Der Protest in Berlin richtete sich vor allem gegen ein Erstarken der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen AfD in Deutschland. Auch viele Familien mit Kindern nahmen daran teil. Die Organisatoren forderten unter anderem, alles für ein Verbot "verfassungsfeindlicher Strukturen" zu unternehmen. Die Bundesregierung müsse sich zudem dafür einsetzen, Hass und Lügen auf sozialen Netzwerken zu stoppen. Der Klimakrise müssten massive und sozial gerechte Investitionen entgegengesetzt werden. Bei der Demonstration wurde übrigens auch den Toten von Aschaffenburg gedacht. Zu Beginn gab es eine Schweigeminute für die Opfer.

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/news.de/dpa