Von news.de-Redakteurin - Uhr

Alice Weidel im Musk-Gespräch: "Intellektuell überfordert!" AfD-Chefin schockt mit Hitler-Lüge

Elon Musk hat AfD-Chefin Alice Weidel zu einem Live-Talk auf seiner Social-Media-Plattform X eingeladen. Sie reden über den Niedergang von Deutschland, die Erkundung des Mars und über Hitler. Experten zeigen sich anschließend fassungslos.

Tech-Milliardär Elon Musk und Alice Weidel, AfD-Vorsitzende (Foto) Suche
Tech-Milliardär Elon Musk und Alice Weidel, AfD-Vorsitzende Bild: picture alliance/dpa | Patrick Pleul/Sebastian Willnow
  • Online-Talk von Alice Weidel und Elon Musk am 09.01.2025
  • AfD-Chefin behauptet, Hitler sei ein "Kommunist" gewesen
  • Elon Musk: "Nur AfD kann Deutschland retten"
  • Experten bewerten umstrittenes Gespräch

Mehr als eine Stunde sprach AfD-Chefin Alice Weidel am Donnerstagabend in einem Online-Talk auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter, mit US-Milliardär Elon Musk. Dabei spannten sie einen gewaltigen Bogen: vom angeblichen Niedergang Deutschlands bis zur Erkundung des Mars. Außerdem behauptete Weidel, dass Hitler ein "Kommunist" gewesen sei. Experten ziehen ein fassungsloses Fazit.

Lesen Sie auch:

Alice Weidel und Elon Musk: AfD-Chefin spricht von Hitler als "Kommunisten"

Seit Wochen wirbt der Tech-Milliardär für die AfD. Er sieht Alice Weidel bereits als Kanzlerin von Deutschland. "Nur die AfD kann Deutschland retten", sagte Elon Musk. Sonst werde es in Deutschland noch viel, viel schlimmer werden. Das auf Englisch geführte Gespräch wurde weltweit verfolgt und stand wegen Vorwürfen der Wahleinmischung auch unter besonderer Beobachtung von EU und Bundestagsverwaltung. Rund 200.000 X-Nutzer verfolgten das Gespräch in der Spitze. Nach der Aufzeichnung hieß es auf der Plattform, dass rund zwei Millionen Menschen zwischenzeitlich den Talk hörten.

Alice Weidel wehrte sich gegen Rechtsextremismus-Vorwürfe und präsentierte die AfD als eine Mischung aus FDP und CDU. Besonders brisant: Als Musk die AfD-Chefin fragte, ob sie erläutern könnte, warum "viele Medien" die AfD mit "Nazismus oder sowas" in Verbindung brächten, sprach Weidel über Hitler. "Nationalsozialisten, wie das Wort schon sagt, waren Sozialisten." Hitler "war ein Kommunist und sah sich selbst als Sozialisten". Er sei "genau das Gegenteil" von rechts gewesen. "Er war dieser kommunistische, sozialistische Typ. Punkt." Die AfD sei wiederum davon "genau das Gegenteil". Bei ihren Ausführung lässt die AfD-Chefin die Widersprüche zur Realität völlig außer Acht: Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten gehörten unter Hitler zu den politischen Gruppen, die von den Nazis unterdrückt und verfolgt wurden.

Nicht die einzige Falschbehauptung. Das ZDF hat einen Faktencheck zum Gespräch von Alice Weidel und Elon Musk veröffentlicht.

"Intellektuell überfordert!" Experten entsetzt über Weidel-Auftritt

Der Politologe Hans Vorländer wertet diese Äußerung als äußerst kritisch. "Hitler als Kommunisten zu bezeichnen - dazu bedarf es schon sehr großer Geschichtsklitterung", sagte er. "Frau Weidel wollte darauf hinaus, dass die AfD etwas ganz anderes ist als rechtsextremistisch. Sie hat Hitler als Kommunisten und Sozialisten dargestellt, um sich selbst als wirklich konservativ und libertär zu identifizieren. Das ist der Versuch, die Geschichte umzudeuten, um sich vom Vorwurf des Rechtsextremismus zu befreien."

AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel sitzt vor dem Live-Talk mit dem US-Milliardär Elon Musk auf der Plattform X an Mikrofonen und einem Laptop in ihrem Büro des Jakob-Kaiser-Hauses. (Foto) Suche
AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel sitzt vor dem Live-Talk mit dem US-Milliardär Elon Musk auf der Plattform X an Mikrofonen und einem Laptop in ihrem Büro des Jakob-Kaiser-Hauses. Bild: picture alliance/dpa/dpa-POOL | Kay Nietfeld

Nach dem Gespräch kritisieren mehrere Experten den Auftritt der AfD-Chefin. "Weidel hat die Chance nicht genutzt, die AfD als Partei für eine gute Zukunft Deutschlands darzustellen. Musk war ihr in jeder Phase überlegen, in seinen Gedanken glasklar. Sie eierte und schwankte, fand keinen roten Faden. Man hat den Eindruck, sie war null vorbereitet", schrieb Polit-Experte Thomas Jäger nach dem Talk in einem Tweet. "Weidel ist mit dem Gespräch intellektuell überfordert", kommentierte er.

Auch Vorländer meint, dass Weidel "ihre Chance nicht genutzt" habe. Sie habe unvorbereitet gewirkt und zu sehr versucht, Musk zu gefallen. "Für den internen Diskurs der AfD von nicht geringem Belang ist ihre Aussage, dass sie das deutsche Volk vom Staat befreien wolle", sagt der Politologe. Das bedeute völlig freie Marktwirtschaft. "Die Arbeiterschaft, die in den letzten Wahlen sehr stark AfD gewählt hat, hat da ganz andere Vorstellungen: Der Staat muss schützen, er muss Sicherheit geben."

Warum mischt Musk im deutschen Wahlkampf mit?

Doch warum mischt sich Elon Musk überhaupt in den deutschen Wahlkampf in? Musk sei "in erster Linie Unternehmer, der an maximalen Profiten interessiert ist", sagt der Soziologe Roland Verwiebe. "Es wird Musk strategisch darum gehen - so auch (Mark) Zuckerberg mit Meta -, dass weder in den USA, noch in Europa die Kräfte überhand gewinnen, die eine stärkere Einhegung der digitalen Plattformen erreichen wollen." Dieses Ziel verfolgt die EU mit dem Digital Services Act (DSA), der das Geschäft der Plattformen regulieren und illegale Inhalte, Waren und Dienstleistungen eindämmen soll. Die AfD will das Gesetz gegen illegale Inhalte im Netz jedoch mit Hinweis auf die Meinungsfreiheit abschaffen.

"Musk hat globale wirtschaftliche Interessen. Staatliche Regulierung steht ihm da im Wege. Er nutzt rechtspopulistische und rechtsextreme politische Kräfte, um Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Und mit seinem globalen Plattformkapitalismus gewinnt er zugleich politisch-kommunikative Macht, die sich autokratisch nutzen lässt", erklärt Vorländer.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/fka/news.de/dpa

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.