Erstmals stellt die AfD bei einer Bundestagswahl eine Kanzlerkandidatin auf: Parteichefin Alice Weidel. Sie spricht von einem "großen Tag für Deutschland". Die Union nimmt die Nominierung als Ansporn.
Die AfD hat mit Alice Weidel erstmals eine Kanzlerkandidatin für eine Bundestagswahl nominiert. Der AfD-Bundesvorstand und die Landesvorsitzenden beschlossen in Berlin am Samstag nach Angaben der Partei einstimmig, die 45-Jährige beim anstehenden Parteitag im Januar in Riesa zur Wahl vorzuschlagen. Vor der AfD-Bundesgeschäftsstelle im Norden Berlins protestierten während der Veranstaltung nach Polizeiangaben rund 200 Menschen gegen die AfD.
Weidel spricht von Regierungsauftrag
"Heute ist ein großer Tag für die Partei und ein großer Tag für Deutschland", sagte Weidel nach der Kandidatenkür bei einer Pressekonferenz mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla. Sie verwies auf die Umfragewerte der AfD. Daraus leite sich einen Regierungsauftrag ab.
Chrupalla sprach von einem historischen Tag und sagte, man sehe sich "als Mannschaft mit einer Stürmerin". Er werde die Mannschaft als Libero unterstützen, damit Weidel so viel wie möglich Tore erziele und dahingehend Torschützenkönigin werde. Weidel bezeichnete sich selbst als Mannschaftsspielerin.
Erste Kanzlerkandidatur vor allem mit symbolischem Charakter
Es ist das erste Mal in der fast zwölfjährigen Geschichte der AfD, dass sie eine Kanzlerkandidatin benennt. Weidel hatte die Pläne auf Nachfrage in einem Interview im Sommer 2023 bekanntgegeben, als ihre Partei wegen deutlich gestiegener Umfragewerte zusehends in den Fokus rückte. Bundesweit liegt die AfD aktuell zwischen 18 und 19 Prozent an zweiter Stelle hinter der Union mit 32 bis 33 Prozent. Nach dem Ampel-Aus ist für den 23. Februar eine vorgezogene Neuwahl des Bundestags geplant.
Da im Bundestag keine Mehrheiten für eine AfD-Kanzlerin oder einen AfD-Kanzler in Sicht sind, weil keine Partei mit der AfD dafür stimmen würde, hat die Kandidatur Weidels vor allem symbolischen Charakter. Ein Kanzlerkandidat kann mehr mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und eventuell auch mehr Anhänger mobilisieren. Weidel sagte, die Parteibasis erwarte, dass man mit einem Kanzlerkandidaten antrete.
Weidel im Kanzleramt? "Zukunftsmusik"
Fragen nach ihren persönlichen Ambitionen auf das Kanzleramt hatte sie schon vorher zurückhaltend beantwortet und von "Zukunftsmusik" gesprochen. "Ich sehe die Sachen eher realistisch. Ich gehe einen Schritt nach dem anderen. Jetzt ruft die Partei erstmalig einen Kanzlerkandidaten aus. Das soll ich jetzt werden. Und damit gehe ich recht demütig um und versuche, das Beste aus dem Wahlkampf zu machen."
Wahlkampfslogan: "Zeit für Deutschland"
Weidel und Chrupalla präsentierten bei der Pressekonferenz auch den Wahlkampfslogan der AfD: "Zeit für Deutschland", der in abgewandelter Form, etwa als "Zeit für sichere Grenzen", "Zeit für bezahlbare Energie" oder "Zeit für Frieden" auf Wahlplakaten zu sehen sein wird. Es werde auch viele Plakate mit ihrem Bild geben, sagte Weidel auf Nachfrage.
Sie wiederholte Kernforderungen ihrer Partei nach weniger Steuern, einer Wiedereinführung der Kernkraft, gegen Gesetzgebung zur Förderung von Ökostrom (EEG-Gesetz) und einer deutlich schärferen Migrationspolitik. "Wir streichen sämtliche Sozialleistungen an ausländische Staatsbürger, die zu uns gekommen sind, die nie in unser Sozialsystem eingezahlt haben."
Chrupalla sagte dem TV-Sender Phoenix, die AfD wolle dafür sorgen, dass die Erdgas-Pipelines Nord Stream wieder ans Netz gehen. "Russland hat uns über Jahrzehnte gute und günstige Energie geliefert, dazu wollen wir wieder zurückkommen und keine teure Energie und Frackinggas aus Amerika beziehen", sagte Chrupalla. Die Partei wolle gute Beziehungen "vor allem zu allen Ländern Europas, dazu gehört natürlich auch Russland".
AfD vermeidet Nennung von konkretem Wahlziel
Ein konkretes Wahlziel nannten die AfD-Chefs auf Nachfrage nicht. "Möglichst viel", sagte Weidel lediglich. Bei der Bundestagswahl im Herbst 2021 hatte die AfD 10,4 Prozent geholt.
Union sieht Weidel-Nominierung als Ansporn
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, sieht die Nominierung von Weidel als Antrieb für den eigenen Wahlkampf. "Die sogenannte Kanzlerkandidatur von Frau Weidel ist für uns Ansporn, noch stärker für unsere Ideen und das Programm der Union zu werben", sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post".
Er fügte hinzu: "Jetzt darf es aber nicht darum gehen, die Gesellschaft zu spalten, sondern Zuversicht zu schaffen, um unsere Heimat gemeinsam wieder nach vorn zu bringen." CSU-Generalsekretär Martin Huber warf Weidel vor, sie wolle das Land "in Russlands Arme führen und es dem Diktator Putin ausliefern". Die AfD sei somit keine Alternative, sondern eine "Gefahr für Deutschland".
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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++
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