Während die Wutrede von Olaf Scholz nach dem Lindner-Rauswurf in den eigenen Reihen großen Anklang fand, lässt Ex-Kanzlerin Angela Merkel kein gutes Haar an ihrem Nachfolger. Für sie war dieser Auftritt eines Kanzlers nicht würdig.
- Angela Merkel rechnet mit Olaf Scholz ab
- Wutrede nach Lindner-Rauswurf sei kein "Paradebeispiel für Würde"
- Ex-Kanzlerin sicher: FDP ist kein einfacher Koalitionspartner
Mit seiner emotionalen Rede nach dem Lindner-Rauswurf spaltet der Bundeskanzler die Bundesrepublik. Während einige die klaren Worte von Olaf Scholz lobten, rechnet Ex-Kanzlerin Angela Merkel mit ihrem Nachfolger ab.
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Nach Rauswurf von Christian Lindner: Olaf Scholz rechnete in Wutrede mit FDP-Politiker ab
Nach einem Richtungsstreit über den Kurs der Wirtschafts- und Haushaltspolitik hatte Olaf Scholz den Bundesfinanzminister Christian Lindner aus dem Kabinett geworfen. Kurz nach dem Ampel-Bruch trat der Bundeskanzler vor die Presse und warf dem FDP-Politiker verantwortungsloses Verhalten vor. "Zu oft hat er kleinkariert parteipolitisch taktiert. Zu oft hat er mein Vertrauen gebrochen", sagte Scholz vor den Kameras. So sei ernsthafte Regierungsarbeit nicht möglich.
Kein "Paradebeispiel für Würde": Ex-Kanzlerin Angela Merkel rügt Olaf Scholz
Für die Ex-Bundeskanzlerin war dieser Scholz-Auftritt kein "Paradebeispiel für Würde". Merkel kritisiert die Reaktion des SPD-Politikers scharf. "Als Olaf Scholz sich so ungeschminkt äußerte, gab es schon auch ein bisschen Unwohlsein im Publikum. Manche dachten: Wenn unser Bundeskanzler so außer Rand und Band ist - ogottogott -, wie schlecht steht es dann um unser Land", sagte Merkel gegenüber dem "Spiegel".
Der Kanzler führe das Verfassungsorgan Bundesregierung an, sagte die 70-Jährige. "Sein Amt hat eine Würde, und die sollte einen stets leiten." Als Kanzlerin oder Kanzler bekomme man harte Bandagen zu spüren. "Man verspürt eine Menge Emotionen, aber besser ist, man schreit die Wand in seinem Büro an als die deutsche Öffentlichkeit." Und weiter: "Ich konnte mich als Kanzlerin auch nicht tagelang in meinem Gemütszustand aufhalten, sondern musste die Wut hinter mir lassen und schauen, dass ich vorankomme." Ihr spontaner Gedanke beim Anblick der Auseinandersetzungen sei gewesen: "Männer!" Auf die Frage, was ihr typisch männlich vorgekommen sei, sagte Merkel: "Zum Beispiel, Dinge persönlich zu nehmen. Das sollte man in der Politik tunlichst vermeiden."
Zwar bekam Scholz für seine Wutrede reichlich Lob aus den eigenen Reihen, doch laut Merkel verhalle diese Begeisterung auch sehr schnell. "Klar, vor allem die eigenen Truppen finden es immer toll, wenn man aus sich rausgeht und klare Kante zeigt. Aber so ein Effekt hält meist nicht lange, und das beobachte ich auch hier", sagte die ehemalige Kanzlerin.
Merkel: FDP kein "einfacher Koalitionspartner"
Das Ampel-Aus bestätigt Merkel jedoch in ihrer Meinung. Sie habe die FDP "nie als einfachen Koalitionspartner erlebt", sagte die Ex-Kanzlerin, die in ihrer Amtszeit insgesamt vier Jahre mit der FDP regierte. Mit Blick auf ihre 2017 gescheiterten Verhandlungen über ein sogenanntes Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP sagte die ehemalige Regierungschefin: "Jamaika wäre sehr viel Arbeit gewesen, und ich hätte viel mehr Zeit für die verschiedenen Partner aufwenden müssen. Aber die Frage hat sich ja nicht gestellt, weil Herr Lindner nicht wollte."
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bua/news.de/dpa
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