Die Brics-Gruppe versteht sich als wirtschaftliche Einheit gegen den Westen. Beim aktuellen Gipfeltreffen im russischen Kasan will Gastgeber Wladimir Putin nun die Verwirklichung seiner neuen Weltordnung in die Wege leiten.
- Wladimir Putin lädt zu Brics-Gipfel in Kasan
- Russland-Verbündete zeigen Solidarität mit Kreml-Chef
- Wladimir Putin plant neue Weltordnung gegen die USA
Großer Bahnhof bei Wladimir Putin: Bis zum 24. Oktober 2024 lädt der Kreml-Chef in der russischen Millionenstadt Kasan an der Wolga zum diesjährigen Brics-Gipfeltreffen. 24 Staats- und Regierungschefs haben sich zu dem Treffen angekündigt, wichtigster Gast ist der chinesische Staatschef Xi Jinping.
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Wladimir Putin als Gastgeber bei Brics-Gipfel in Kasan
36 Länder sind nach Angaben von Russlands Präsidentenberater Juri Uschakow vertreten. Bei dem Gipfel will Russland vor allem Fragen zur finanziellen Zusammenarbeit vorantreiben. Es gehe um eine Alternative zum westlichen System des finanziellen Datenaustauschs Swift und den Aufbau einer gemeinsamen Bank, teilte Putin vor dem Gipfel mit. Kreml-Chef Wladimir Putin sieht die Brics als Möglichkeit, die Vorherrschaft der USA in der internationalen Politik zu brechen und eine neue multipolare Weltordnung aufzubauen.
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Wladimir Putin lädt zum Brics-Gipfel - was muss man zu dem Bündnis wissen?
- Das Brics-Bündnis wurde 2006 ins Leben gerufen und bestand zunächst aus den einstigen Schwellenländern Russland, Indien, Brasilien und China
- Die Mitgliedsstaaten zeichnen sich durch schnell wachsende Volkswirtschaften aus, der Einfluss der Brics-Staaten auf die weltweite Wirtschaftsleistung nimmt merklich zu
- 2010 stieß Südafrika zum Brics-Bündnis, 2024 gesellten sich der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Äthiopien dazu
- 2024 haben Russland und Wladimir Putin den Brics-Vorsitz inne
- Bei 13 weiteren interessierten Staaten werde über eine Mitgliedschaft gesprochen
- Wladimir Putin möchte die Staatengruppe zu einem Gegengewicht gegen die US-geführte Weltordnung machen, allerdings folgen nicht alle Mitglieder diesem anti-westlichen Kurs Moskaus
Wladimir Putin schmiedet Pläne für "neue Weltordnung" nach Ukraine-Krieg
Zum Auftakt des Brics-Gipfeltreffens standen bei Wladimir Putin und seinen Gästen bilaterale Gespräche auf der Agenda, am Mittwoch (23.10.2024) sollen Plenarsitzungen stattfinden. Schon zu Beginn des Gipfels nutzte Putin die Gunst der Stunde, um zu demonstrieren, dass er auch zweieinhalb Jahre nach Beginn des von ihm befohlenen Angriffskrieges gegen die Ukraine international nicht isoliert ist. Doch Putins Brics-Pläne sollen noch einen Schritt weitergehen und dem Kreml-Chefs zur Verwirklichung seiner Pläne für eine "neue Weltordnung" geben.
Grundlegend will Wladimir Putin das Brics-Bündnis auf eine stärkere Kooperation insbesondere im Finanzsektor einschwören. Kremlsprecher Dmitri Peskow dementierte zwar, dass es Moskau darum gehe, mit Hilfe von Brics die Vorherrschaft des US-Dollars auf den Weltmärkten zu bekämpfen. Allerdings hatte Putin zuvor mehrfach die Dominanz der US-Währung kritisiert und erst vor wenigen Wochen angekündigt, innerhalb der Brics ein unabhängiges Zahlungs- und Verrechnungssystem aufbauen zu wollen. Peskow wörtlich:
- "Die Zusammenarbeit im Rahmen der Brics richtet sich gegen nichts und niemanden - nicht gegen den Dollar, nicht gegen andere Währungen."
- "Sie verfolgt das alleinige Ziel, die Interessen der Länder zu gewährleisten, die an dem Format teilnehmen."
Russland will mit Brics westliche Sanktionen umgehen
Für Moskau ist der Rückhalt internationaler Partner angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine besonders aktuell: Infolge des Kriegs haben westliche Industriestaaten Sanktionen gegen Russland verhängt, die speziell den Finanzsektor des Landes empfindlich treffen. So wurde Russland vom internationalen Zahlungsinformationsdienst Swift abgeschaltet und der Zugang zu Dollar und Euro beschränkt. Den Vorschlag, den bilateralen Handel in nationalen Währungen abzurechnen, wiederholte Putin daher in Kasan bei mehreren Gesprächen mit seinen ausländischen Gästen wie Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa.
Putin sieht die Brics aber auch als politisches Bündnis. Er strebt nach dem Aufbau einer neuen Weltordnung ohne eine Dominanz des Westens. Zugleich betonte er aber auch, dass die Brics-Allianz nicht gegen irgendjemanden gerichtet sei.
Brics-Gruppe auf Wachstumskurs: Muss der Westen vor diesem Bündnis zittern?
Mit China und Indien sind die zwei mit Abstand bevölkerungsreichsten Staaten Teil der Brics. Nach Darstellung des Kremls verleiht dies dem Bündnis auch eine moralische Autorität, da es für einen Großteil der Weltbevölkerung spreche.
Die Erweiterung um neue Mitglieder soll der Organisation weiteres Gewicht geben. Insgesamt sind mehr als 20 Staats- und Regierungschefs zu dem Gipfeltreffen in Kasan angereist. Russland sieht sie als potenzielle Beitrittskandidaten. Interessant ist in der Hinsicht die Annäherung des Nato-Mitglieds Türkei. Deren Präsident Recep Tayyip Erdogan flog ebenfalls nach Kasan.
Als wichtigster Gast gilt allerdings Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Chinas Rückendeckung ist für Putins weitere Kriegsführung in der Ukraine wichtig. Peking ist zudem wie Moskau daran interessiert, die Dominanz des Westens zu brechen, und sieht die Brics dazu als mögliches Instrument.
Wladimir Putin sendet dem Westen ein Zeichen: Diese Nationen stehen weiter zum Kreml-Chef
In jedem Fall lieferte der Gipfel Putin schon am ersten Tag reichlich Bilder, um das Narrativ zu entkräften, er sei wegen des Kriegs international isoliert. So umarmte er innig Indiens Regierungschef Narendra Modi bei dessen Empfang im Kasaner Kreml. Modi bot dem Gastgeber dabei erneut Indiens Vermittlung im Ukrainekonflikt an. "Wir unterstützen vollständig die schnellstmögliche Wiederherstellung von Frieden und Stabilität", sagte der indische Regierungschef. Probleme sollten auf friedliche Weise gelöst werden. Da Indien das Humanitäre im Blick habe, sei das Land mit allen Seiten in Kontakt und auch künftig bereit, "jede Art von Unterstützung zu leisten", um den Krieg zu beenden. Er wolle bei den weiteren Gesprächen mit Putin das Thema vertiefen, sagte Modi.
Modi hatte im Juli schon einmal Russland besucht. Seine Geste der Umarmung mit Putin rief in der Ukraine Ärger hervor, da ein russischer Raketenangriff zuvor ein Kinderkrankenhaus in Kiew zerstört hatte. Später umarmte Modi bei seinem Besuch in Kiew auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
UN-Generalsekretär Guterres kommt ebenfalls zu Gesprächen nach Russland
In Kasan sind zudem Gespräche Putins mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres geplant. Dabei werde es auch um die Krisen im Nahen Osten und in der Ukraine gehen, teilte der Kreml mit. Während russische Medien die Visite mit der gestiegenen Bedeutung der Brics auch für den Westen begründeten, kam Kritik aus der Ukraine.
Dass Guterres den Friedensgipfel in der Schweiz ignoriert habe, nun aber nach Kasan reise, sei eine falsche Wahl, teilte das ukrainische Außenministerium auf der Plattform X mit.
Guterres hat nach Kriegsbeginn sowohl Russland als auch die Ukraine besucht, um eine friedliche Lösung zu erreichen. Unter Vermittlung der UN schlossen Moskau und Kiew im Sommer 2022 den Getreidedeal ab, der es der Ukraine erlaubte, trotz des Kriegs einen Teil seiner Agrarerträge über See zu exportieren. Ein Jahr später kündigte Russland dieses Abkommen allerdings mit der Begründung, dass die Ukraine den für Getreidefrachter eingerichteten Seekorridor angeblich für Waffenlieferungen nutze. Konkrete Ergebnisse von der jetzigen Visite von Guterres in Kasan werden nicht erwartet.
Schulze: Putin will "antiwestliches" Bündnis
Entwicklungsministerin Svenja Schulze warf dem russischen Präsidenten vor, die Staatengruppe als "antiwestliches" Bündnis positionieren zu wollen. Die Antwort darauf müsse sein, neutralen Mitgliedstaaten der Gruppe wie Brasilien, Indien und Südafrika "bessere Angebote für eine faire Zusammenarbeit" zu machen, sagte die SPD-Politikerin. Als Beispiel nannte sie ein verstärktes Engagement bei Infrastrukturprojekten in Asien, Afrika und Lateinamerika.
"Das Lagerdenken Putins, der sich in Kasan als Anführer einer antiwestlichen Gruppe inszenieren will, ist in der multipolaren Welt von heute überholt", sagte Schulze. "Das zeigt sich auch daran, dass viele der Brics-Gäste zugleich auch bei G7-Treffen vertreten sind und gut mit uns zusammenarbeiten."
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loc/news.de/dpa
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