Am Ende seiner aktuellen fünften Amtszeit wäre Wladimir Putin 77 Jahre alt - doch wie geht es in Russland weiter, wenn der Kreml-Chef zuvor stirbt? Ein Insider zeichnet eine düstere Zukunftsvision für Russland und befürchtet, dass alles noch chaotischer werden könnte.
- Russland droht Zusammenbruch laut früherem Kreml-Mitarbeiter
- Wie mächtig ist Putin heute wirklich als Kreml-Chef?
- Ex-Berater erklärt: Russische Eliten sind Putin-Geiseln geworden
- Wie geht's in Russland nach Putins Tod weiter? Insider warnt vor Russlands Niedergang
Dem politischen Geschehen in Russland drückt Wladimir Putin seit Jahrzehnten seinen Stempel auf, nachdem er Ende 1999 erstmals die Amtsgeschäfte als Präsident der Russischen Föderation übernahm. Wie lange wird sich der Kreml-Chef noch im Amt halten? Und welches Schicksal steht einem Russland ohne Putin an der Macht bevor? Dazu hat jetzt ein früherer Kreml-Mitarbeiter Auskunft gegeben.
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Kreml-Insider skizziert, welche Zukunft Russland ohne Wladimir Putin blüht
Zwischen 1990 und 1995 war Nikolay Petrow als Berater für die russische Regierung und das Parlament tätig, inzwischen beschäftigt sich der Politikwissenschaftler unabhängig vom Kreml-Kosmos vorrangig mit russischer Innenpolitik sowie dem politischen System Russlands. Im Gespräch mit der britischen "Sun" gab die einstige rechte Hand des russischen Präsidenten Boris Jelzin nun Einblicke in die von Wladimir Putin geschaffene Kreml-Welt und wagte einen Ausblick, wie es eines Tages ohne den seit 1999 amtierenden russischen Präsidenten weitergehen könnte und welches Schicksal Russland blüht.
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Putin sitzt fest im Sattel: Kreml-Chef "auf dem Gipfel seiner Macht" angekommen dank russischer Eliten
Petrows Einschätzung zufolge hat Wladimir Putin, der zuletzt bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2024 seine fünfte Amtszeit sicherte, längst den Gipfel seiner Macht erreicht. Für den Politik-Experten sitzt der heute 72-Jährige Kreml-Chef fester denn je im Sattel und dürfte als russischer Präsident noch mindestens zwei bis drei Jahre sein Regime aufrecht erhalten. Der Einschätzung von Nikolay Petrow zufolge liege das an den einflussreichen russischen Eliten, die Wladimir Putin wie Geiseln untertan seien. Nur ein kleiner Teil der schwerreichen russischen Oligarchen hätten sich, als Wladimir Putin im Februar 2022 seinen Ukraine-Krieg entfesselte, dazu entschieden, dem Kreml-Chef den Rücken zu kehren und Russland zu verlassen. Der Großteil stehe jedoch auch zweieinhalb Jahre nach Kriegsbeginn treu zu Putin und sichere so dessen Macht - auch wenn westliche Sanktionen ihre Spuren hinterlassen hätten.
Was passiert, wenn Putin stirbt? Kreml-Kenner sieht düstere Zeiten für Russland hereinbrechen
Wladimir Putin mag von seinen Anhängern abgöttisch verehrt werden, doch irgendwann werden dem natürlichen Lauf der Dinge folgend auch seine Tage im Kreml gezählt sein - wie geht es dann mit Russland weiter? Nikolay Petrow sieht in der Ära nach Putin düstere Zeiten auf Russland zukommen, wenn Putins Getreue plötzlich ohne ihren wie eine Lichtgestalt zelebrierten Anführer dastehen:
- "Die Eliten sind Putins Geiseln, sie sind komplett von ihm abhängig."
- "Sie können kein Komplott gegen Putin schmieden - einerseits, weil sie sich uneins sind und untereinander Misstrauen hegen und zudem komplett kontrolliert werden, andererseits, weil das Risiko einer Destabilisierung im großen Stil zu wahrscheinlich ist."
Petrows Einschätzung zufolge würde der russische Staatsapparat wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen, sobald man Putin als Galionsfigur entferne. Deshalb sei ein Russland in seiner jetzigen Gestalt ohne Wladimir Putin nicht überlebensfähig:
- "Am wahrscheinlichsten ist, dass [ohne Wladimir Putin] zuerst das blanke Chaos ausbrechen würde, bevor eines von zwei möglichen Szenarien Wirklichkeit wird."
- "Möglich wäre, dass sich ein neues autoritäres Regierungssystem ausbildet oder dass sich das Land langsam hin zu einer wieder aufgebauten Demokratie entwickelt."
- "Der Krieg in der Ukraine, wie auch immer er ausgehen wird, dürfte die Chancen auf die zweite Option deutlich geschmälert haben."
- "Ein Führer wie Putin, der unmittelbar auf die Unterstützung der Massen angewiesen ist, braucht keine Eliten als Mittelsmänner."
- "Als der Krieg 2022 ausbrach, sind die russischen Eliten als politische Akteure mit einem gewissen Maß an Selbstständigkeit komplett verschwunden. Sie wurden auf verschiedene Posten im Staatsapparat verteilt, die jetzt Anweisungen von oben ausführen und nur kleine Rädchen im Getriebe sind."
- "Nur wenige der dritt- und viertklassigen Amtsträger sind aus dem System ausgeschieden und haben das Land verlassen, als der Krieg begann. Die, die geblieben sind, haben keine Wahl mehr. Sie sind wie die Besatzung eines U-Bootes, das tief abgetaucht ist."
Finstere Zukunftsaussichten für Russland: Nach Wladimir Putins plötzlichem Tod droht das blanke Chaos
Der wohl größte Albtraum für Russland wäre der Experten-Einschätzung zufolge ein plötzlicher Tod Putins, der im Kreml unweigerlich für das nackte Chaos sorgen würde. Petrow prophezeit für diesen Fall bereits einen verbissenen Machtkampf um die Nachfolge in Putins Umfeld. Ein passender Kandidat, der als Präsident in Wladimir Putins Fußstapfen treten könnte, kristallisiert sich für Nikolay Petrow derzeit nämlich nicht heraus: "Falls Putin stirbt, könnte ihn niemand unmittelbar in seiner derzeitigen Position als Zar beerben. Es ist anzunehmen, dass sich - ähnlich wie nach dem Tod von Josef Stalin 1953 - eine Art Koalition der Eliten herausbilden würde, die die Macht des verstorbenen Führers unter sich aufteilen würde." Ein internes Machtgerangel um die Putin-Nachfolge werde jedoch kaum zu vermeiden sein. Ebenfalls vorstellbar sei ein "Alle gegen alle"-Szenario, in dem beispielsweise durch einen Militärputsch die Nachfolge im Kreml gewaltsam entschieden werden könnte.
Gerüchte um Wladimir Putins Gesundheitszustand reißen nicht ab - ist das Ende seines Regimes schon in vollem Gang?
Entsprechend düster nimmt sich auch der Blick in Russlands Zukunft aus, denn ohne Putin, der am Ende seiner derzeitigen Amtszeit im Jahr 2030 77 Jahre alt wäre, steht Russland eine Ära bevor, "die höchstwahrscheinlich nicht besser sein wird als die Gegenwart", wie Nikolay Petrow zu bedenken gibt. Allerdings scheint es angesichts nicht verstummen wollender Gerüchte um den Kreml-Chef auch denkbar, dass Putin das Ende seiner Amtszeit gar nicht erleben wird, sondern schon früher sterben könnte.
Das Getuschel um gesundheitliche Beschwerden Putins gehört mittlerweile fest zu den Kreml-Schlagzeilen, werden Putin doch neben Krebs und einer Parkinson-Erkrankung etliche andere Diagnosen angedichtet. Doch selbst mit einem angeblich angeschlagenen Gesundheitszustand sitzt Putin der Experten-Einschätzung zufolge weiter fest im Sattel und hat seine Getreuen fest im Griff - zumindest ist das aktuell der Fall. "Putin wird immer älter und unabhängig von seinem körperlichen Zustand, um den er sich sehr sorgt, lässt sein Auftreten als autokratischer Zar, der er vor allem zwischen 2014 und 2022 war, allmählich nach", gibt Nikolay Petrow zu bedenken. "In dieser Hinsicht kann man davon sprechen, dass Putins Russland bereits schrittweise von einem Land nach Putin ersetzt wird."
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