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Wladimir Putin: Kremlchef senkt Schwelle für Atomschlag - neue Nukleardrohung ein weiterer Bluff?

Wladimir Putin hat die Änderung der russischen Nukleardoktrin angekündigt. Dadurch werde die Schwelle für einen Atomschlag gesenkt. Damit sei nun auch bei einem Angriff mit konventionellen Waffen auf Russland ein atomarer Gegenschlag möglich. Ist das nur ein weiterer Bluff?

Der russische Präsident Wladimir Putin spricht bei der Sitzung des Sicherheitsrates zur nuklearen Abschreckung im Kreml. (Foto) Suche
Der russische Präsident Wladimir Putin spricht bei der Sitzung des Sicherheitsrates zur nuklearen Abschreckung im Kreml. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Aleksei Nikolsky
  • Wladimir Putin kündigt Änderung der russischen Nukleardoktrin an
  • Nuklearer Angriff auf Nato-Staaten bei Waffenlieferungen an Ukraine möglich
  • Ist die erneute Atombomben-Drohung ein weiterer Bluff?

Nukleares Säbelrasseln in Russland: Nur wenige Tage nachdem ein russischer Propaganda-Sender einen simulierten Atombomben-Angriff auf London ausstrahlte, droht Wladimir Putin dem Westen erneut mit nuklearen Waffen. Ist das nur ein Bluff?

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Wladimir Putin kündigt Änderung der russischen Nukleardoktrin an

Im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat Wladimir Putin häufig auf sein Atomwaffen-Arsenal verwiesen. Damit sollten westliche Nuklearmächte abgeschreckt werden, der Ukraine zu helfen. Nun wurde offenbar die Doktrin zum Einsatz von Nuklearwaffen angepasst. Bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates im Kreml sagte Putin, dass Russlands Liste militärischer Bedrohungen, gegen die Atomwaffen zur Abschreckung genutzt werden können, erweitert wurde. "Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit noch auf etwas anderes lenken: In der aktualisierten Fassung des Dokuments wird vorgeschlagen, dass eine Aggression gegen Russland durch einen Nicht-Kernwaffenstaat, aber mit Beteiligung oder Unterstützung eines Kernwaffenstaates, als gemeinsamer Angriff auf die Russische Föderation betrachtet werden sollte", sagte der Kremlchef.

Einsatz von Atomwaffen bei Angriffen auf Russland mit konventionellen Waffen möglich

Putin betonte, dass sich die neu gefassten Dokumente zum Einsatz strategischer Atomwaffen auch auf das benachbarte Belarus bezögen, das mit Russland einen Unionsstaat bildet. Dort hatte Putin bereits Nuklearwaffen stationieren lassen. Experten des Verteidigungs- und des Außenministeriums, des Sicherheitsrats und anderer Behörden hätte die Doktrin ausgearbeitet. "Wir sehen, dass sich die aktuelle militärisch-politische Lage dynamisch verändert", sagte der russische Präsident weiter. Demnach ist der Einsatz von Atomwaffen auch möglich, wenn die Existenz der beiden Staaten durch Angriffe auch mit konventionellen Waffen bedroht ist. Putin verwies darauf, dass dies etwa bei massiven Luftangriffen mit Kampfflugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen, Hyperschallwaffen und anderen Flugobjekten der Fall sein könne. Festgelegt worden sei aber in der Atomstrategie auch, dass der Einsatz von Nuklearwaffen die äußerste Maßnahme zum Schutz der staatlichen Souveränität sei.

Mit der neuen Doktrin erhöht sich vor allem für westliche Atommächte wie die USA und Frankreich die Gefahr, Ziel eines russischen Gegenschlags zu werden, sollten sie etwa die kernwaffenfreie Ukraine bei einer Aggression gegen Russland unterstützen.

Putin hatte im Zuge seines Krieges immer wieder mit den Nuklearwaffen gedroht und das Arsenal auch in erhöhte Bereitschaft versetzt. Russland diskutiert vor dem Hintergrund der Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine seit längerem eine Änderung seiner Atomdoktrin. Im Gespräch war immer wieder auch die Möglichkeit eines Präventivschlags. Bisher erlaubt die Doktrin ausschließlich den Einsatz von Atomwaffen als Gegenschlag.

Erneuter Nuklear-Bluff von Wladimir Putin möglich: Demonstriert der Kremlchef seine Schwäche?

Für Anton Gerashchenko, ehemaliger Stellvertreter des ukrainischen Innenministers, ist die Änderung der russischen Nukleardoktrin nur ein weiter "Bluff" des Kremlchefs. "Offensichtlich wird diese Erklärung aufgrund der Diskussionen im Westen über die Aufhebung des Verbots von Angriffen mit Langstreckenwaffen innerhalb Russlands abgegeben. Zuvor hatte Putin gesagt, dass eine Erlaubnis für solche Schläge bedeuten würde, dass die NATO-Länder in den Krieg gegen Russland eintreten", schreibt er in einem Tweet auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter.

Derzeit warte Russland auf die Ergebnisse der US-Wahl. "Es hat derzeit einen Druckpunkt: die Intensität der Angriffe auf ukrainische Städte zu erhöhen und den Grad der Eskalation zu steigern, indem es mit einem Atomschlag Angst macht", führt Gerashchenko aus. "Denn die ukrainischen Streitkräfte lassen keinen strategischen Vorstoß Russlands zu." Und weiter: "Aber wir dürfen eines nicht vergessen: Wenn Putin und Medwedew über Atomwaffen sprechen, bedeutet das, dass es Russland nicht gut geht. Meiner Meinung nach ist dies ein weiterer Bluff und eine Demonstration von Putins Schwäche. Er wird es nicht wagen, Atomwaffen einzusetzen, denn das würde ihn zum Außenseiter machen."

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/fka/news.de/dpa

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