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"Desolates Beschaffungssystem": Studie offenbart Bundeswehr-Katastrophe - Volle Ausstattung erst in 100 Jahren

Die Bestände der Bundeswehr sind bis 2021 stetig gesunken und steigen seitdem nur sehr langsam. Das Institut für Weltwirtschaft attestiert der Bundeswehr ein "desolates Beschaffungssystem". 

Die Bundeswehr hat ein "desolates Beschaffungssystem". (Foto) Suche
Die Bundeswehr hat ein "desolates Beschaffungssystem". Bild: AdobeStock / ZEN SUMR
  • Bundeswehr-Studie offenbart katastrophalen Zustand
  • Sehr langsame Aufrüstung trotz russischer Bedrohung
  • Erst in 100 Jahren werden die Bestände wie 2004 sein

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rüstet Deutschland auf. Laut einer Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel findet dieser Prozess aber nur sehr langsam statt. Die erschreckende Prognose: Erst in etwa 100 Jahren werde Deutschland bei einigen Waffensystemen wieder das Rüstungsniveau von 2004 erreichen.

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Im Kiel Military Procurement Tracker dokumentiert das IfW die militärische Ausrüstung der Bundesrepublik. "Wir stellen fest, dass Deutschland seinen Bestand an militärischen Kapazitäten in den anderthalb Jahren nach Februar 2022 [Beginn des Ukraine-Kriegs] nicht nennenswert erhöht und erst Ende 2023 beschleunigt hat", heißt es in dem Bericht. "Angesichts der massiven Abrüstung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten und der aktuellen Beschaffungsgeschwindigkeit wird Deutschland bei einigen wichtigen Waffensystemen erst in etwa 100 Jahrendas Rüstungsniveau von 2004 erreichen."

Die Wissenschaftler attestieren der Bundeswehr ein "desolates Beschaffungssystem". Die Bundesregierung schaffe es derzeit nur knapp, die an die Ukraine abfließenden Waffen zu ersetzen. Bei Luftverteidigungssystemen und mobilen Abschusseinheiten wie etwa Artillerie-Haubitzen sei der Bestand sogar rückläufig. Erst 2023 hat Deutschland nach Angaben des IfW begonnen, im nennenswerten Umfang seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Wie aus dem aktuellen "Kiel Report" des Instituts hervorgeht, sind seitdem Bestellungen im Wert von rund 90 Millionen Euro platziert worden. Der Report dokumentiert alle veröffentlichen deutschen Militärbeschaffungen seit 2020.

"Desolates Beschaffungssystem": Ampelregierung rüstet Bundeswehr zu langsam auf

Gleichzeitig sind die Bestände in den vergangenen 20 Jahren weiter gesunken. Hat es so 2004 in Deutschland dem Report nach etwa 434 Kampfflugzeuge, 2.398 Kampfpanzer und 978 Haubitzen gegeben, sank die Anzahl auf 226 Flugzeuge, 339 Panzer und 121 Haubitzen im Jahr 2021. Zudem wird prognostiziert, dass es beim gegenwärtigen Beschaffungstempo viele Jahre brauche, den Bestand wieder auf das Niveau des Jahres 2004 zu bekommen - und zwar laut Bericht bei Kampfjets rund 15 Jahre sowie bei Kampfpanzern rund 40 Jahre. Bis der 2004er-Bestand bei Haubitzen erreicht wäre, dauere es sogar bis ins Jahr 2121. Dies liegt dem IfW zufolge einerseits an der drastischen Abrüstung der vergangenen Jahrzehnte und andererseits an der nach wie vor zu langsamen Aufrüstung unter der Ampelregierung.

Waffentyp

Bestand 2004Bestand 2021Jahr, in dem der Bestand von 2004 wieder erreicht ist
Kampfflugzeuge 423 226 2038
Kampfpanzer 2.398 339 2066
Infanterie Kampffahrzeuge 2.122 674 2043
Bewaffnete Fahrzeuge, sonstige 3.646 2.067 2026
Artillerie-Haubitzen 978 121 2121
Luftverteidigungs-Systeme - 12  

Russland wächst zur größten Sicherheitsbedrohung: Experte fordert 100 Milliarden Euro für Bundeswehr

Während Russland zu einer immer größeren Sicherheitsbedrohung für die Nato erwächst, komme Deutschland mit der für die Abschreckung nötigen Aufrüstung nur sehr langsam voran, sagte Guntram Wolff vom IfW. "Was Europa brauche, sei neben dem Sondervermögen eine deutliche und sofortige Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts", betonte Wolff. "Ein Weiter-so-wie-bisher wäre mit Blick auf Russlands Aggression fahrlässig und verantwortungslos." Bisher wird das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erreicht, indem die Ausgaben aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr eingerechnet werden.

"Die Zeitenwende ist bislang nur eine Worthülse", sagte Präsident des IfW Kiel, Moritz Schularick. Frieden gebe es ausschließlich dann, wenn Moskau verstehe, dass es einen Angriffskrieg in Europa militärisch nicht gewinnen kann. Dafür bräuchten Deutschland und Europa glaubhafte militärische Fähigkeiten. Daher forderte Schularick, dass Deutschland ein "angemessenes Verteidigungsbudget" von mindestens 100 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung stehen müsse.

Den kompletten Bericht des IfW können Sie hier nachlesen.

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/news.de/dpa

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