Der Ukraine-Krieg dauert seit mehr als zwei Jahren an. Ein Ende der Kämpfe auf dem Schlachtfeld ist bislang nicht in Sicht. Könnten Verhandlungen den Frieden wiederherstellen? Das sagt ein Experte.
- Ende des Ukraine-Kriegs nicht in Sicht
- Militärexperte analysiert aktuelle Lage
- Friedensverhandlungen mit Wladimir Putin unrealistisch
Der russische Angriffskrieg dauert bereits seit mehr als zwei Jahren an. Ein Ende ist bislang nicht in Sicht. Eine russische Offensive im Osten der Ukraine brachte trotz gewaltiger Verluste nur geringe Geländegewinne. Trotz Waffenlieferungen aus dem Westen ist die Ukraine bislang weit davon entfernt, die Besatzer wieder aus dem Land zu vertreiben. Und auch die Bedingungen für Friedensverhandlungen sind derzeit nicht gegeben. Eine Analyse.
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"Abgekämpfte Einheiten, hohe Verluste, fehlende Munition!" Militärexperte analysiert Ukraine-Krieg
"Bei den Ukrainern kommen jetzt viele Probleme auf einmal zusammen: abgekämpfte Einheiten, hohe Verluste von qualifiziertem Personal vor allem im Frühjahr, fehlende Munition, fehlendes Material (vor allem gepanzerte Fahrzeuge), Verwundbarkeit gegenüber russischen Gleitbombenangriffen, kaum Möglichkeiten, russische Aufklärungsdrohnen abzufangen", sagte Gustav Gressel, Politikwissenschaftler und Militärexperte am European Council on Foreign Relations, gegenüber dem "Tagesspiegel". "In einem Abnutzungskrieg geht es beiden Seiten schlecht , beide Seiten haben mit erheblichen Problemen bei der Regenerierung ihrer Einheiten zu kämpfen."
In der Berichterstattung ist hauptsächlich von russischen Problemen die Rede. Doch auch in der ukrainische Armee stecke in große Schwierigkeiten. Laut Gressel verkompliziere die ukrainische Führung zudem die Lage an der Front. Frisch mobilisierte Soldaten kommen nicht etwa zu bestehenden Einheiten, sondern werden in neue Brigaden gesteckt. Dadurch würden die abgekämpften Männer in ausgedünnten Einheiten an der Front nicht spüren, dass Verstärkung kommt. Zudem hilft der Westen bei der Abwehr russischer Raketen zu spät. Laut Gressel habe der Westen erst reagiert, als "Russland die ukrainische Strominfrastruktur kaputt geschossen hatte". Nun warte die Ukraine auf F-16 Kampfflugzeuge, die laut dem Experten effektiv gegen russische Marschflugkörper und Drohnen eingesetzt werden können.
Darum sind Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine derzeit unrealistisch
Friedensverhandlungen hält Gressel derzeit für unrealistisch. "Auf der russischen Seite wird man zunächst einmal abwarten, wer amerikanischer Präsident wird, wie es dort weiter geht, und was man dann eventuell bekommen könnte. Die Vorbedingungen, die Moskau derzeit für Verhandlungen stellt, sind ein klares Zeichen, dass man eigentlich nicht verhandeln will ", sagte er dem "Tagesspiegel". Auf ukrainischer Seite könnte ein möglicher Kompromiss mit Russland, wie der Verzicht auf die besetzten Gebiete, innenpolitisch für Zündstoff sorgen. Ein weiteres Problem sei jedoch Wladimir Putin selbst. Es ist unklar, ob sich der Kremlchef an ein Abkommen halten werde. "Biden und Scholz wollen die Ukraine nicht in der NATO haben. Bilaterale Sicherheitsgarantien will ihnen auch keiner geben – sie hätten ohne die USA ohnehin wenig Wert. Wer garantiert also einen neuen Frieden?", fragt sich Gressel. "In dieser Lage ist das ganze Gerede über Verhandlungen pure Spekulation von Sonntagsstrategen und Biertischdiplomaten."
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