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Wladimir Putin: "Verweichlicht" und "schüchtern" - Journalist enthüllt die größte Angst des Kremlchefs

Wladimir Putin soll gar nicht der aggressive Machthaber sein, den er immer darstellt. Das sagt der Journalist John Sweeney. In einem Interview erklärt der Kreml-Experte, wie er wirklich sei und wovor er eine "krankhafte Angst" hat.

Laut Journalist John Sweeney hat Alexej Nawalny Wladimir Putin offenbar Angst eingejagt. (Foto) Suche
Laut Journalist John Sweeney hat Alexej Nawalny Wladimir Putin offenbar Angst eingejagt. Bild: picture alliance/dpa/Kremlin Pool Sputnik via AP | Grigory Sysoev
  • John Sweeney erklärt, dass Wladimir Putin eine "krankhafte Angst" vor Alexej Nawalny hatte
  • Journalist bezeichnet Putin als "verweichlicht"
  • Angst des Kremlchefs hat vermutlich zum Giftanschlag und Tod von Nawalny geführt

In der Öffentlichkeit inszeniert sich Wladimir Putin als starker Machthaber. Es scheint, als könne ihm niemand Angst einflößen. Vor einem Mann soll er sich offenbar krankhaft gefürchtet haben: den 2024 in einem russischen Straflager gestorbenen Alexej Nawalny. Das erzählte der Investigativjournalist und Kremlkenner John Sweeney im Interview mit "t-online".

John Sweeney über Wladimir Putin: Kremlchef hatte "krankhafte Angst" vor Nawalny

"Putin hatte eine geradezu krankhafte Angst vor ihm", sagt Sweeney. Er habe sich sogar lange nicht getraut Nawalnys Namen auszusprechen. Der Putin, der eiskalt agiert, sei in Wirklichkeit ganz anders, so der Journalist: "Wir kennen und fürchten Putin als hyperaggressiven Machthaber, aber er hat noch eine ganz andere Seite. Da ist Putin schüchtern, übervorsichtig und, ja, geradezu verweichlicht, wie man es in seinen Kreisen ausdrücken würde. Ich gehe davon aus, dass Putin das Impostor-Syndrom hat." Das vermutet der Journalist. "Wahrscheinlich schreckt Putin hin und wieder aus dem Schlaf auf – und denkt in diesen Augenblicken, all dies nicht verdient zu haben, was er bislang erreicht hat. Dann wird Putin noch aggressiver, um sich seinen Wert zu beweisen."

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Was ist das Impostor-Syndrom? Beim Impostor-Syndrom (zu Deutsch: Hochstapler-Syndrom) können Betroffene ihre Erfolge nicht bewerten oder schätzen diese als zu hoch ein. In ihrem Leben fühlen sie eine ständige Angst, aufzufliegen und als Hochstapler enttarnt zu werden. Diese Selbstzweifel sind charakteristisch für das psychologische Phänomen. Oftmals beziehen sich die Ängste auf berufliche Leistungen, sie können aber auch im privaten Umfeld aufkommen.

Putin hatte Angst vor der Wahrheit: Russen-Präsident demütigt gerne andere Menschen

Putins Angst vor dem Kremlkritiker sei für Sweeney teilweise eine Erklärung für den Giftanschlag auf Nawalny 2020 und dessen Tod im Straflager. Der Kremlkritiker sei "ein echter Freigeist, hochgewachsen, gut aussehend und charismatisch" gewesen, mit einem "schelmischen Sinn für Humor, der geradezu unverwüstlich war". Diese Charaktereigenschaften fehlen aber Putin. "Putins Humor ist eher grober Natur, er genießt es, andere Menschen zu demütigen." Nawalny selbst hätte sich nicht vor dem russischen Präsidenten gefürchtet. Putin hingegen sei ihm "gegenüber wesentlichneurotischer" gewesen.

Dass Putin offenbar so viele Ängste vor Nawalny hatte, war dessen Ziel die Wahrheit zu sagen. Deshalb stellte er sich trotz des Giftanschlags und möglichen Bestrafungen Putin entgegen. Denn Nawalny tat dies alles, um den "Tyrannen zu stürzen". Deshalb kooperierte er auch mit extremen Rechten zusammen. Seine Entscheidungen waren oft unglücklich, doch das alles machte er, um seinen Plan zu verwirklichen. 

John Sweeney gilt als Putin-Experte

Mehr über Nawalnys Antrieb, welche Rolle Putin spielte und weitere Fragen, beantwortet John Sweeney in seinem neuen Buch "Der Fall Nawalny – Mord im Gulag" (2024). Der Journalist und Autor gilt als Kenner des Kreml, beschäftigt sich seit Jahren mit den Machenschaften. Er berichtet auch über den Krieg in der Ukraine. Über Wladimir Putin spricht er auch in seinem Podcast "Taking on Putin" und in seinem Buch "Der Killer im Kreml" (2020).

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/bua/news.de

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