Für seine eigenmächtige Reise nach Moskau hat Viktor Orban reichlich Unverständnis geerntet. Der ungarische Regierungschef verweist derweil auf eine von Wladimir Putin geplante Eskalation im Ukraine-Krieg.
- Viktor Orban besucht Wladimir Putin in Moskau
- Ungarn-Chef spricht von Eskalation im Ukraine-Krieg
- Kann Orban einen Ukraine-Frieden mit Putin vermitteln?
Es war ein Auftritt, der zumindest innerhalb der Europäischen Union für Aufsehen sorgte. Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hatte in der vergangenen Woche Kremlchef Wladimir Putin besucht - auch um möglicherweise ein Ende im Ukraine-Krieg herbeizuführen. Orban sagte bei einem gemeinsamen Auftritt mit Putin im Kreml allerdings, dass die Vorstellungen Moskaus und Kiews für eine Lösung des Konflikts weit auseinander lägen. Der Ungar hatte vor seinem Treffen auch in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen und dort eine Feuerpause gefordert. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, kein Interesse an Verhandlungen zu haben und den Konflikt lieber auf dem Schlachtfeld auszutragen.
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Wladimir Putin könnte eskalieren: "Die Zahl der Opfer wird brutaler sein"
Im Interview mit der "Bild"-Zeitung erklärt Viktor Orban jetzt, weshalb er sich mit Wladimir Putin getroffen hat. Der ungarische Regierungschef verweist auf eine angebliche Eskalation im Ukraine-Krieg:
- "In den nächsten Monaten wird es an der Front schlimmer werden."
- "Es gibt mehr Waffen und die Russen sind entschlossener. Die Energie der Konfrontation, die Zahl der Toten, die Zahl der Opfer wird also brutaler sein als in den letzten sieben Monaten, obwohl die Zeit davor auch sehr brutal war."
- "Ich hatte die Gelegenheit, sowohl mit dem ukrainischen als auch mit dem russischen Präsidenten zu sprechen. Und glauben Sie mir, die nächsten zwei, drei Monate werden viel brutaler sein, als wir denken", sagt Orban.
- "Das Hauptargument ist der Verlust von Menschenleben. Das ist die wichtigste moralische Motivation. Aber daneben gibt es das Eigeninteresse Europas, weil das, was hier passiert, sehr schlecht für uns ist", erklärt Orban via "Bild" seine Gründe für den Putin-Besuch.
- An der Front würde es keine Lösung für den Konflikt geben, ist sich Orban sicher.
- Für Orban ist "das Hauptopfer der beiden Kriegsparteien die europäische Wirtschaft und die europäische Bevölkerung".
Wladimir Putin will keinen Frieden in der Ukraine laut Experten
Spitzenpolitiker kritisierten Orbans Reise als "unverantwortlich" und schädlich für die Bemühungen um einen für die Ukraine akzeptablen Frieden - vor allem auch, weil Ungarn erst kürzlich den alle sechs Monate wechselnden Vorsitz im EU-Ministerrat übernommen hatte. Nach Einschätzung von US-Experten zeigt Wladimir Putin auch nach seinem Treffen mit dem ungarischen Regierungschef keinen echten Willen für Verhandlungen in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine.
- "Putin forderte stattdessen eine Kapitulation der Ukraine durch "Entmilitarisierung" und die Übergabe bedeutender Territorien, die Russland derzeit nicht besetzt hält", teilten die Analysten des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit.
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Was aktuell im Ukraine-Krieg wichtig ist: Wladimir Putin führt seit Februar 2022 offen Krieg gegen die Ukraine und hält derzeit rund ein Fünftel seines Nachbarlandes besetzt. Die Ukraine betont immer wieder, dass der Abzug russischer Truppen von ihrem Staatsgebiet eine Bedingung für dauerhaften Frieden sei. Wladimir Putin hatte als Bedingung für ein Ende der Kampfhandlungen von der Ukraine den vollständigen Verzicht auf die Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson, Saporischschja und die Schwarzmeer-Halbinsel Krim gefordert.
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rut/news.de/dpa
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