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Hubschrauber-Absturz im Iran: Präsident Raisi ist tot - Putin weint um "wahren Freund Russlands"

Die Insassen des Präsidentenhelikopters hatten keine Chance: Nach dem Hubschrauber-Absturz im Nordwesten des Iran gab es keine Überlebenden. Unter den Todesopfern sind Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian.

Es dürfte eines der letzten Fotos des Präsidentenhubschraubers vor dem Absturz sein: Der Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord hebt an der iranischen Grenze zu Aserbaidschan ab. (Foto) Suche
Es dürfte eines der letzten Fotos des Präsidentenhubschraubers vor dem Absturz sein: Der Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord hebt an der iranischen Grenze zu Aserbaidschan ab. Bild: picture alliance/dpa/IRNA | Ali Hamed Haghdoust
  • Präsidenten-Helikopter im Iran abgestürzt - 9 Todesopfer
  • Vergebliche Suche nach Überlebenden an Unglücksstelle
  • Iranische Staatsmedien: Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian unter den Todesopfern

Stundenlang suchten Rettungsteams nach dem verunglückten Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Außenminister an Bord. Nun scheinen sich die Befürchtungen der Regierung nach einer mehrstündigen Suchaktion an der Unglücksstelle zu bestätigen: Bei dem Absturz in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Iran gab es keine Überlebenden.

Iranische Staatsmedien bestätigen Raisis Tod nach Helikopter-Absturz

Bei dem Absturz des Präsidenten-Hubschraubers im Iran sind Staatsmedien zufolge alle Insassen ums Leben gekommen. Unter den neun Toten sind Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna und das Staatsfernsehen am 20. Mai 2024 berichteten. Sie waren auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Aserbaidschan, Ilham Aliyev, bei dichtem Nebel in den Bergen verunglückt.

Alle Leichen nach Helikopter-Absturz im Iran identifiziert

Nach dem Absturz des Präsidenten-Hubschraubers im Iran sind nach Regierungsangaben alle neun Todesopfer identifiziert worden. Trotz starker Verbrennungen sei die Identität der Insassen festgestellt worden, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim. Ihre Leichen seien inzwischen nach Tabris, Hauptstadt der Provinz Ost-Aserbaidschan, überführt worden.

Tasnim zufolge war einer der Passagiere, der Freitagsprediger aus Tabris, nach dem Absturz noch etwa eine Stunde am Leben und nahm Kontakt mit dem Präsidialamt auf, ehe er seinen Verletzungen erlag.

Ebrahim Raisi war knapp drei Jahre lang Präsident des Irans. In seiner früheren Funktion als Staatsanwalt soll er im Jahr 1988 für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sein, weshalb seine Gegner ihm den Beinamen "Schlächter von Teheran" verpassten.

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Helikopter-Absturz im Iran: Präsident Raisi unter den 9 Todesopfern

An der Absturzstelle des Präsidenten-Helikopters im Iran haben die Rettungskräfte keine Anzeichen für Überlebende gefunden. Das berichtete das iranische Staatsfernsehen am Morgen des 20. Mai. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung zum Verbleib der neun Insassen des Hubschraubers, mit dem auch Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian geflogen waren.

Die staatliche Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte von einer Drohne aufgenommene Bilder, die Trümmerteile eines völlig zerstörten Helikopters an einem Hang zeigen. Zuvor hatte der Chef des iranischen Roten Halbmonds, Pir-Hussein Kuliwand, die Lage als düster beschrieben. Nähere Details waren zunächst nicht bekannt.

Präsidenten-Helikopter im Iran abgestürzt - Präsident und Außenminister an Bord

Präsident Raisi war zusammen mit Außenminister Amirabdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev, als ihr Hubschrauber am Nachmittag des 19. Mai 2024 im Nordwesten des Landes verschollen ging. Dutzende Rettungsteams suchten auch nach Einbruch der Dunkelheit bei schwierigen Wetterverhältnissen in dem bergigen Terrain nach dem Hubschrauber und den neun Insassen.

Irans Religionsführer ordnet fünf Tage Staatstrauer an

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat nach dem Tod von Präsident Ebrahim Raisi fünf Tage Staatstrauer angeordnet. Dies ging aus einer Mitteilung vom Montag hervor.

Putin würdigt Raisi als Freund Russlands

Kremlchef Wladimir Putin hat den bei einem Hubschrauberabsturz getöteten iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi als einen herausragenden Politiker und wahren Freund Russlands gewürdigt. "Er wurde von seinen Landsleuten zu Recht hoch geachtet und genoss im Ausland großes Ansehen", hieß es in einem vom Kreml veröffentlichten Beileidsschreiben Putins an den iranischen Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei.

"Als wahrer Freund Russlands leistete er einen unschätzbaren persönlichen Beitrag zur Entwicklung der gutnachbarlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern und unternahm große Anstrengungen, um sie auf die Ebene einer strategischen Partnerschaft zu bringen." Die Beziehungen zwischen Teheran und Moskau sind traditionell eng.

Putin sieht Teheran als einen Schlüsselpartner in seinem Streben nach einer Weltordnung ohne Dominanz der USA. Er schätzt besonders die iranische Unterstützung im Zuge seines Angriffskrieges gegen die Ukraine. Raisi und Putin hatten immer wieder Kontakt miteinander. Die Ukraine beklagt seit langem, dass der Iran Russland unter Umgehung von Sanktionen mit Drohnen und anderen Waffen ausstattet.

Putin sagte, dass er den "bemerkenswerten" Menschen Raisi für immer in guter Erinnerung behalten werde. An Chamenei schrieb er: "Bitte übermitteln Sie der Familie und den Freunden des verstorbenen Präsidenten und all der anderen, die bei dieser schrecklichen Katastrophe ihr Leben verloren haben, mein aufrichtiges Mitgefühl und meine Unterstützung! Ich wünsche ihnen und dem gesamten iranischen Volk seelische Stärke angesichts eines so schweren und unwiederbringlichen Verlustes."

Xi zum Tod Raisis: "Einen guten Freund verloren"

Chinas Präsident Xi Jinping hat dem Iran nach dem Tod seines iranischen Amtskollegen Ebrahim Raisi kondoliert. Der chinesische Staats- und Parteichef habe in einer Botschaft seine "tiefe Trauer über den Tod" zum Ausdruck gebracht und der Regierung und dem Volk sein "aufrichtiges Beileid" ausgesprochen, teilte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums mit.

Xi habe betont, dass Präsident Raisi seit seinem Amtsantritt "einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Stabilität Irans, zur Förderung der nationalen Entwicklung und des Wohlstands sowie zu positiven Bemühungen um die Festigung und den Ausbau der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Iran" geleistet habe. "Sein bedauerlicher Tod ist ein großer Verlust für das iranische Volk und auch das chinesische Volk hat einen guten Freund verloren", so der Sprecher weiter.

China unterhält gute politische Beziehungen zum Iran. Auch wirtschaftlich haben die beiden Staaten ihre Zusammenarbeit stetig ausgebaut. Für Peking ist die Vernetzung mit dem Iran ein wichtiger Bestandteil der Neuen Seidenstraße.

Arabische Welt bekundet Beileid zum Tod von Irans Präsidenten Raisi

Aus der arabischen Welt kommen nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi und seines Außenministers Hussein Amirabdollahian zahlreiche Beileidsbekundungen. Der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani schrieb auf X, über "sein aufrichtiges Beileid an die Regierung und das Volk der Islamischen Republik Iran".

Ägypten trauere um Präsident Raisi und die weiteren Opfer des Unfalls, hieß es in einer Erklärung des Regierungssprechers. Der jordanische König, König Abdullah II., bekundete seine Solidarität mit dem iranischen Volk. Sein "tiefstes Beileid gelte den Brüdern, der Führung, der Regierung und dem Volk der Islamischen Republik Iran zum Tod von Bruder Präsident Ebrahim Raisi".

Der mit dem Iran verbündete syrische Machthaber Baschar al-Assad äußerte sich ähnlich. Er drückte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana sein Beileid für "diesen schmerzlichen Vorfall und dem daraus resultierenden großen Verlust aus". Auch die Regierung in Bagdad im Irak bekundete Mitgefühl.

Von den vom Iran unterstützen Milizen in der Region kamen ebenfalls Worte der Trauer. Die Hisbollah im Libanon erklärte, Raisi sei ein großer Unterstützer und "ein überzeugter Verfechter unserer Anliegen, insbesondere in Jerusalem und in Palästina" gewesen. Ähnliche Worte kamen von den Huthi im Jemen. Der Tod Raisis sei "nicht nur ein Verlust für den Iran, sondern für die gesamte islamische Nation, Palästina und Gaza", erklärte ein Sprecher auf X.

Der Iran erhält seinen militärischen Einfluss in der Region vor allem auch durch die Unterstützung von proiranischen Milizen oder politische Bewegungen. Syriens Regierung ist direkt mit dem Iran verbündet. Im Libanon zählen die Hisbollah und im Jemen die Huthi-Milizen zur sogenannten "Achse des Widerstands", die der Iran gegen Israel aufgebaut hat.

Präsident Raisi ist tot: Wie geht es im Iran weiter?

Sollten die beiden Staatsmänner ums Leben gekommen sein, wären die Folgen kaum abzusehen. Die Islamische Republik dürfte aber wahrscheinlich in eine schwere Krise stürzen. Irans Religionsführer Ali Chamenei, der als mächtigster Mann im Staat in allen strategischen Fragen das letzte Wort hat, versicherte bereits am Abend, dass selbst im schlimmsten Fall für alle Szenarien vorgesorgt sei. Er betete für die Rückkehr seines Protegés Raisis, der bereits als potenzieller Nachfolger für den 85-Jährigen gehandelt wurde.

Bei Helikopterabsturz getötet: Wer war Ebrahim Raisi?

  • Ebrahim Raisi, seit August 2021 Präsident des Irans, galt als erzkonservativer Hardliner. Als Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei hatte er die Präsidentenwahl im Juni 2021 mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen. Der Kleriker wurde damit offiziell Nachfolger des eher moderaten Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte.
  • Der 1960 in Maschad im Nordosten des Irans geborene Raisi galt innerhalb des islamischen Systems als sehr einflussreich. Er pflegte ein enges Verhältnis zu Chamenei. Laut Verfassung war Raisi Regierungschef, während die eigentliche Macht auf das Staatsoberhaupt Chamenei konzentriert ist, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat.
  • Raisi war über drei Jahrzehnte in der Justizbehörde tätig, 2019 wurde er zum Justizchef ernannt. Ihm wurde nachgesagt, dass er in seiner früheren Funktion als Staatsanwalt für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sei.

Im Herbst 2022 löste der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini massive Proteste im Iran aus. Die junge Frau starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. In der Folge demonstrierten landesweit Zehntausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

Die Sicherheitskräfte reagierten mit Gewalt und harten Strafen. Zehntausende Demonstranten wurden verhaftet, viele bei den Protesten getötet, mehrere hingerichtet. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.

Die EU beschloss mehrfach Sanktionen gegen den Iran - wegen Menschenrechtsverletzungen, aber auch wegen der iranischen Unterstützung des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Zugleich wächst die Sorge, dass der Iran zur Atommacht wird. Die internationalen Atomverhandlungen mit Teheran sind in eine Sackgasse geraten. Unter Raisis Regierung verschlechterte sich auch die Beziehung zum Westen.

Zutiefst verfeindet ist der Iran mit Israel. Im April griff der Iran Israel erstmals nicht über regionale Stellvertreter wie die Huthi-Rebellen im Jemen oder die Hisbollah-Miliz im Libanon an, sondern direkt - in Reaktion auf die Bombardierung des iranischen Botschaftsgeländes in Syriens Hauptstadt Damaskus. Auch dieser Angriff hat die Furcht vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten geschürt.

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/news.de/dpa

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