Estlands Geheimdienstchef Kaupo Rosin befürchtet, dass Wladimir Putin seine Armee auf 1,5 Millionen Soldaten aufstocken und sich somit auf einen Krieg mit der Nato vorbereitet. Eine neue Mobilisierungswelle könnte die Macht des Kremlchefs jedoch gefährden.
Obwohl Russland regelmäßig mit dem Einsatz von Nuklearwaffen droht, hält der Geheimdienst von Estland dieses Szenario für äußerst unwahrscheinlich. Geheimdienstchef enthüllt in einem Interview nun die Pläne von Wladimir Putin.
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Erstlands Geheimdienstchef sicher: Wladimir Putin nutzt Atomdrohung zur Erpressung des Westens
"Ein Diktator wie Putin hat ein übergeordnetes Interesse: sein Überleben. Das wäre im Fall eines Nukleareinsatzes existentiell bedroht", sagt Rosin gegenüber "t-online.de". "Meiner Erfahrung nach fürchtet die russische Führung nichts mehr als eine Dynamik, die sie nicht kontrollieren kann. [...]Ein Atomwaffeneinsatz wäre eine historische Zäsur mit unberechenbaren Folgen, auch für Putins politisches und physisches Überleben." Die Russen nutzen die Atomdrohungen gezielt im Informationskrieg. "Ohne die nukleare Erpressung wäre die westliche Militärunterstützung für die Ukraine deutlich höher, das ist zumindest die Einschätzung russischer Dienste. Wir können davon ausgehen, dass sie sie noch häufiger einsetzen werden", ist sich Rosin sicher.
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Wladimir Putin plant Massenarmee mit 1,5 Millionen Soldaten
Nachdem Russland kurz nach dem Einmarsch in die Ukraine schwere Verluste erlitten hat, geht es mittlerweile nicht mehr wirklich um große Geländegewinne. Russland führt einen Abnutzungskrieg. Es gehe laut Rosin darum, wer mehr Ressourcen hat und wer als Erstes bricht. Zwar gebe es derzeit keine Anzeichen dafür, dass die ukrainische Verteidigung vor einem Kollaps steht, jedoch hat der Westen nach zwei Kriegsjahren noch immer keine Strategie. "Wir können uns nicht darauf einigen, was wir eigentlich erreichen wollen. Die Ukraine könnte gewinnen, wenn der politische Wille im Westen da wäre. Uns muss allen klar sein: Wenn wir die Hilfen einstellen oder auslaufen lassen, wird die militärische Niederlage der Ukraine nicht mehr aufzuhalten sein. Es ist eine brutale, aber einfache Gleichung", sagt Rosin im Gespräch mit "t-online.de".
Zwar macht Russland kleinere Geländegewinne, jedoch sei klar, dass Putin für größere Eroberungen mehr Soldaten benötigt. Bis Ende 2024 könnten laut Rosin 300.000 bis 400.000 weitere russische Soldaten hinzukommen könnten. Das reiche jedoch lediglich aus, um die Verluste an der Fronst auszugleichen, ist sich der Geheimdienstchef sicher. "um tiefer ins ukrainische Hinterland vorzustoßen, braucht Putin eine größere Streitmacht – und eine Mobilisierung auf einen Schlag", sagt Rosin. Eine weitere Mobilisierungswelle könnte das Kreml-Regime jedoch destabilisieren.
Derzeit ist jedoch unklar, ob die 400.000 Soldaten bis zum Jahresende in der Ukraine eingesetzt werden. Sie könnten auch gegen die Nato eingesetzt werden. "Die [russische Militär-]Reform sieht vor, die russische Armee in die Lage zu versetzen, militärische Operationen gegen die Nato auszuführen, sobald die politische Führung den Befehl gibt", sagt Rosin. "Der Kreml rechnet mit einem möglichen Krieg mit der Nato in den nächsten zehn Jahren." Und weiter: "Auch für die Ukraine sieht die Reform eine größere Streitmacht vor. Insgesamt soll die Truppenstärke auf 1,5 Millionen Soldaten erhöht werden, was machbar ist in ein paar Jahren. Putin plant eine Massenarmee wie zu Sowjetzeiten."
Nimmt Russland bald Deutschland ins Visier?
Der estnische Geheimdienstchef warnt vor kinetischen Operationen in Europa. "Es werden mittlerweile Personen akquiriert, die konkrete Aktionen durchführen. Zuletzt gab es in Estland Angriffe auf das Privatauto von Innenminister Lauri Läänemets. In anderen Aktionen wurden Zweiter-Weltkriegs-Denkmäler beschmiert oder beschädigt", sagt Rosin im Interview. "Diese Operationen finden In mehreren europäischen Staaten statt. [...] Soweit ich weiß, gehört Deutschland nicht dazu. Das kann sich aber ändern."
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bua/news.de