Erneut brannte eine russische Ölraffinerie. Eine von Rosneft in Samra betriebene Anlage wurde offenbar von Drohnen angegriffen. Wer dahinter steckt, ist unklar. Derweil sehen Militärexperten hinter den ganzen Attacken eine neue Strategie.
Die Ukraine verteidigt ihr Land weiter mit vollem Einsatz gegen den Aggressor Russland. Abseits der Kämpfe an der Front, kam es zuletzt immer wieder in Russland zu Drohnenangriffen auf Ölraffinerien. Das ist auch in einem neuen Video zusehen. Laut Experten könnte ein Strategiewechsel hinter den Aktionen stecken.
News.de ist jetzt auch bei WhatsApp –HIERdirekt ausprobieren!
Drohnenangriffe im Ukraine-Krieg: Video zeigt brennende Ölraffinerie in Russland
Am 24. März veröffentlichte Anton Gerashchenko, ehemaliger Vizeinnenminister im ukrainischen Innenministerium, auf dem sozialen Netzwerk X Videoaufnahmen einer brennenden Ölraffinerie in der russischen Industriestadt Samra. Angeblich stecke ein Drohnenangriff dahinter. Die Aufnahmen zeigen wie die Kuibyschew-Ölraffinerie brennt. "In den Aufnahmen fliegt eine Drohne über eine Anlage und schlägt dann auf ein Ziel ein. Die Anlage brennt bereits, nachdem sie von einer anderen Drohne angegriffen wurde. Zuvor wurde bekannt, dass die Kuibyschew-Ölraffinerie nach dem Drohnenangriff ihren Betrieb eingestellt hat", schreibt Gerashchenko. Wer genau hinter den Attacken steckt, ist unklar.
Lesen Sie auch:
- "Das ist ein entscheidender Fortschritt!" Neue Taktik soll Putins-Strategie durchkreuzen
- Putin-Flotte brennt - Ukraine attackiert Russen-Militärschiffe vor der Krim
- Soldaten, Panzer, Flugzeuge, Schiffe - So viel Feuerkraft hat Putin noch
Die vom russischen Ölkonzern Rosneft betriebene Kuibyschew-Raffinerie ist mit einer Produktionskapazität von sieben Millionen Tonnen Öl pro Jahr eine der größten in der Region Samara, wie aus der offiziellen Website hervorgeht.
A video appeared online - reportedly, of a drone attack on Russian Kuibyshev oil refinery.
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) March 24, 2024
In the footage, a drone flies over a plant, then it strikes a target. There is already a fire on the plant after being attacked by another drone.
Earlier, it became known that the… https://t.co/8sUvZgDrCx pic.twitter.com/8PvZyYwd4S
Darüber berichtete zunächst die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Samstagmorgen unter Berufung auf Gouverneur Dmitri Asarow. In Samara wurden den Behördenangaben zufolge zwei Ölraffinerien mit Drohnen attackiert. Es habe keine Verletzten gegeben, teilte Gouverneur Asarow mit. Die Anlage in der Stadt Nowokuibyschewsk sei nicht beschädigt worden.
Das russische Verteidigungsministerium berichtete auf Telegram, es seien insgesamt zwölf Drohnen über den Regionen Brjansk (fünf), Belgorod (fünf), Woronesch (eine) und Saratow (eine) vernichtet worden. Darüber hinaus seien über der Grenzregion Belgorod elf Raketen zerstört worden. Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, teilte in seinem Telegram-Kanal mit, dass es keine Verletzten oder Schäden durch Schäden infolge von Trümmern gegeben habe. Ob wirklich alle Drohnen im Anflug abgewehrt werden konnten, war zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Die russische Seite, die seit mittlerweile mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland führt, meldet im Fall ukrainischer Drohnenattacken oft nur vermeintliche Erfolge der eigenen Luftverteidigung.
Ölindustrie schwächen: Neue Ukraine-Strategie gegen Russland
Die ukrainischen Geheimdienste haben in den vergangenen Wochen systematisch russische Ölraffinerien auch weit hinter der Front mit Kampfdrohnen beschossen, zum Beispiel in Rjasan, Kstowo bei Nischni Nowgorod und in Krasnodar. Damit verfolgt das ukrainische Militär eine neue Strategie, wie auch mehrere Experten sagen. Ihnen geht es darum der russischen Wirtschaft zu schaden. "Die Angriffe ukrainischer Drohnen auf Raffinerien und Öllager in Russland beeinträchtigen die Exportmöglichkeiten des Putin-Regimes, was den Verkauf von Treibstoff angeht. Und das hat direkte Auswirkungen auf den Kriegsverlauf", sagte der russische Militärexperte Jan Matwejew im Gespräch mit der "Deutsche Welle". Zudem soll die russische Ölindustrie gezielt geschwächt werden, erklärt der österreichische Politikwissenschaftler Gerhard Mangott gegenüber dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND): "Putin soll so unter Druck gesetzt werden. Ein Mangel der Versorgung sowie hohe Preise für Benzin und Diesel sind sehr unpopulär in Russland". Zudem hat die Ukraine versucht mit den Drohnen vor und während er Präsidentschaftswahl in Russland für "Instabilität" in der Gesellschaft zu sorgen. Die Leute sollten so sehen, was Krieg bedeute.
Über die neuen strategischen Pläne sprach zuletzt auch eine Quelle im ukrainischen Geheimdienst SBU gegenüber dem Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda. Es werde dass derzeit eine "gut kalkulierte Strategie" umgesetzt, "um das wirtschaftliche Potenzial der Russischen Föderation zu reduzieren". Die Aufgabe sei es, "dem Feind die Ressourcen zu entziehen."
USA fürchtet steigende Ölpreise durch Raffinerie-Angriffe
Am Freitag hatte die Zeitung "Financial Times" berichtet, die USA wollten die Ukraine von ihren Attacken gegen russische Ölanlagen abhalten. Hintergrund sei die Befürchtung einer Eskalation und weltweit steigender Ölpreise vor der US-Präsidentenwahl. Doch mit höheren Ölpreisen auf dem Weltmarkt rechnen Ökonomen nicht. Die Raffinerien wirken sich nicht auf die Exporte aus.
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bos/bua/news.de/dpa
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.