Nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron über den möglichen Einsatz von westlichen Bodentruppen in der Ukraine sprach, herrscht Entsetzen. Eine Expertin skizziert, wie Russland auf die "Drohung" reagieren könnte.
Entsetzen über Emmanuel Macron: Nach einem Treffen von mehr als 20 Staats- und Regierungschefs hatte der französische Präsident den Einsatz westlicher Bodentruppen zur Unterstützung der Ukraine nicht ausgeschlossen. Experten befürchten, dass Macron mit seinen Worten dem Kremlchef in die Hände spiele. Russland warnt vor einer Eskalation.
Einsatz von Nato-Bodentruppen in Ukraine? Emmanuel Macron sorgt mit Gedankenspiel für Entsetzen
"Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen zu entsenden", sagte Macron am Montagabend. "Aber in der Dynamik darf nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann." Macrons Vorstellungen stießen unter anderem in Deutschland auf deutliche Ablehnung. Bundeskanzler Olaf Scholz wies den Vorstoß zurück. In Paris habe man sich darauf verständigt, "dass es keine Bodentruppen, keine Soldaten auf ukrainischem Boden geben wird, die von europäischen Staaten oder von Nato-Staaten dort hingeschickt werden", sagte der SPD-Politiker am Dienstag. Und auch laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sei kein Einsatz westlicher Truppen in der Ukraine geplant."Die Nato-Verbündeten unterstützen die Ukraine in noch nie dagewesener Weise", sagte er der Nachrichtenagentur AP. "Aber es gibt keine Pläne für Nato-Kampftruppen vor Ort in der Ukraine."
Beweis für "bösartige Absichten" gegen Russland! Spielt Macron nun etwa Wladimir Putin in die Hände?
Dr. Jenny Mathers, Russland-Expertin am Institut für Internationale Politik der Universität Aberystwyth, ist sich sicher, dass Macrons Aussage von Wladimir Putin als Drohung gewertet werden könnte. "Ich vermute, dass Macrons Erklärung in erster Linie ein Versuch ist, die Ernsthaftigkeit und Langfristigkeit der westlichen Unterstützung für die Ukraine zu demonstrieren, und das zu einer Zeit, in der Russland auf dem Schlachtfeld schrittweise, aber bedeutende Fortschritte macht und die Unterstützung der USA ins Stocken gerät", sagte Mathers gegenüber dem britischen "Express". "Eine Erklärung eines westlichen Führers ist wichtig, um ein Signal der Entschlossenheit und des Engagements zu senden, aber sie ist weit davon entfernt, westliche Truppen zum Kampf in der Ukraine zu entsenden." Und weiter: "Die russischen Medien und hochrangige Beamte werden Macrons Erklärung wahrscheinlich als gefährliche Eskalation und als Beweis für die bösartigen Absichten des Westens gegenüber Russland sowie als Beleg für die langjährigen Behauptungen Putins und anderer, Russland kämpfe bereits gegen den 'kollektiven Westen' und nicht nur gegen die Ukrainer, darstellen."
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Expertin befürchtet "zufällige Angriffe" und "aggressivere Verletzung des Luftraums" durch Russland
Die Expertin glaubt, dass eine westliche Militärpräsenz in der Ukraine ein Katalysator für die Mobilisierung von Reservisten und Zivilisten in Russland sein könnte. "Es könnte auch eine Rechtfertigung für eine weitere Militarisierung der russischen Wirtschaft sein. Aber Putin neigt dazu, dort vorzudringen, wo er erwartet, dass sein Gegner nachgibt oder minimal reagiert, was meiner Meinung nach eine sofortige und drastische Eskalation ausschließt - etwa den Einsatz von Atomwaffen oder einen direkten Angriff auf westliche Staaten", erklärt Mather weiter. Laut der Expertin könnte es zu einer "aggressiveren Verletzung des Luftraums" kommen oder zu mehr "zufälligen Angriffen" auf Territorium außerhalb der Ukraine. "In der Regel vermeidet Moskau Kämpfe gegen Gegner, die über überlegene Fähigkeiten verfügen und nachweislich bereit sind, diese einzusetzen", ist sich Mathers sicher. "Putin hat gezeigt, dass er bereit ist, einen hohen Preis in Form des Lebens seiner eigenen Soldaten zu zahlen, um seine Ziele in der Ukraine zu erreichen, aber wir haben bisher noch keine Bereitschaft gesehen, einen wesentlich höheren Preis zu zahlen - wie das Opfer Russlands selbst."
Warnung vor Eskalation! Russland reagiert auf Macron-Aussage
Unterdessen hat Russland bereits auf die Aussage von Macron reagiert und die Gedankenspiele um die Entsendung westlicher Bodentruppen in die Ukraine als gefährliche Entwicklung kritisiert. Dass die europäischen Verbündeten der USA eigene Streitkräfte in die Ukraine entsenden, sei lange Zeit undenkbar gewesen, werde nun aber laut diskutiert, beklagte der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, am Mittwoch in seinem Kanal im Nachrichtennetzwerk Telegram. "Die amerikanischen Kuratoren (des Krieges) verstehen sehr wohl, wohin solche eine Entwicklung der Lage führen kann", meinte er.
Russland warnt immer wieder vor einer weiteren Eskalation seines Angriffskriegs gegen die Ukraine. Dabei ist auch von der Gefahr eines Dritten Weltkrieges die Rede. Die US-Regierung sei gut beraten, sich an die Grundlagen der internationalen Politik zu erinnern, sagte Antonow, "besonders angesichts der besonderen Verantwortung Russlands und der USA für die strategische Stabilität" in der Welt. Die Atommacht Russland hatte mehrfach damit gedroht, im Fall eines Angriffs alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel für die Verteidigung ihrer Interessen einzusetzen.
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bua/bos/news.de/dpa