Die Witwe des in einem sibirischen Straflagers gestorbenen Putin-Gegners Alexej Nawalny gilt als neue Hoffnungsträgerin für die Opposition in Russland. Kurz nach dem Tod ihres Mannes machte Julia Nawalnaja bereits deutlich, dass sie weiter gegen den Kreml kämpfen will. Wie gefährlich kann das für sie werden?
Der Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny am 16. Februar 2024 machte einmal mehr deutlich, wie brutal in Russland gegen Regime-Gegner vorgegangen wird. Die genauen Umstände sind weiterhin unklar. Dennoch steht für westliche Politiker bereits fest, dass Wladimir Putin verantwortlich für Nawalnys Tod ist. Auch seine Witwe - Julia Nawalnaja - gibt dem Kreml-Despoten die Schuld. Am Freitag hielt sie bei der Münchner Sicherheitskonferenz eine beeindruckende Rede. Gerät die 47-Jährige jetzt selbst ins Visier des Kremls?
Julia Nawalnaja: Witwe von Alexej Nawalny ruft zum Kampf gegen Wladimir Putin auf
Julia Nawalnaja sagte bei der Münchner Sicherheitskonferenz nur kurz nach dem Tod ihres Mannes unter anderem: "Putin persönlich muss verantwortlich gemacht werden für all die Verbrechen, die er in unseren Ländern begangen hat." Sie rief alle Leute auf der Welt auf, zusammenzukommen und gegen das aktuelle Regime zu kämpfen. Nawalnajas Rede ging im Internet viral, sie selbst wird zur Hoffnungsträgerin für alle Oppositionellen.
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Alexej Nawalny teilte kurz vor Tod Valentinstagsgruß an Frau Julia Nawalnaja
Die studierte Ökonomin und ihr Mann lernen sich vor rund 25 Jahren bei einem Urlaub in der Türkei kennen. Julia bezeichnet Alexej später als ihre "echte große Liebe" und "besten Freund" zugleich. Wenige Tage vor seinem Tod ließ am Valentinstag über sein Team auf Instagram ein gemeinsames Foto veröffentlichen. Beide trennten mittlerweile Tausende Kilometer, schreibt er, doch: "Ich spüre, dass du jede Sekunde bei mir bist und ich liebe dich immer mehr." Gemeinsam haben die beiden zwei Kinder, die aktuell 23 Jahre alte Darja, die in den USA studiert, und Sohn Sachar, mittlerweile 15 Jahre alt.
Offene Kritik an Putin-Regime: Nimmt der Kreml Julia Nawalnaja auf eine Todesliste?
Es ist nicht auszuschließen, dass Julia Nawalnaja bereits auf einer Todesliste des Kremls steht. Denn nachdem ihr Mann 2020 nur knapp einen Giftanschlag überlebte, beschuldigte sie Putin persönlich dafür. Bis zur Inhaftierung ihres Mannes 2021 trat sie mit ihm oft als Team auf. Später ging sie mit Tausenden Russen auf die Straße, um für seine Freilassung zu demonstrieren. Auch Tochter Daria kämpft gegen das System. Beide Frauen äußerten also wiederholt öffentliche Kritik an Putins Regime, die für viele andere schon in einer Verhaftung mündete. Wie die "Bild" schreibt, leben auch Frauen, die sich gegen den Kreml stellen, in Russland gefährlich. 2006 wurde beispielsweise die Reporterin Anna Politkowskaja, die offen Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien anprangerte, vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen.
Julia Nawalnaja gilt als Hoffnung für die Opposition in Russland
Mit Blick auf Nawalnys Witwe ist sich die russische Politologin Tatjan Stanowaja sicher: "Julia Nawalnaja wird eine politische Figur werden, ob sie das will oder nicht. Ihren Worten kommen jetzt besondere Bedeutung und Gewicht innerhalb der oppositionellen Umgebung zu (...). Diese Ressource muss sie verwalten." Ob Nawalnaja in Zukunft wirklich verstärkt als Politikerin in Erscheinung treten wird, bleibt abzuwarten. Einen ersten Hinweis darauf, dass sie das selbst vorhaben könnte, gibt es allerdings bereits am Freitagabend: Wenige Stunden nach der Nachricht über den Tod ihres Mannes traf sie sich mit der belarussischen und ins Exil geflohenen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, die 2020 bei der Präsidentenwahl in ihrer Heimat gegen Diktator und Putin-Freund Alexander Lukaschenko antrat. Worum es bei dem Gespräch der beiden Frauen ging, ist nicht bekannt.
Nach Nawalny-Tod: Witwe in Brüssel erwartet
Am Montag (19.02.2024) wird Julia Nawalnaja als Gast bei den Beratungen der EU-Außenminister in Brüssel erwartet. Wie der Außenbeauftragte Josep Borrell vorab mitteilte, wollen die Minister bei ihrem Treffen "ein starkes Signal der Unterstützung für die Freiheitskämpfer in Russland senden" und an Nawalnys Schicksal erinnern. Auch EU-Ratspräsident Charles Michel will Julia Nawalnaja empfangen.
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gom/loc/news.de/dpa