Bei der Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag wurde es sehr emotional, als Sportreporter Marcel Reif ans Rednerpult trat. Dieser erzählte über seinen Vater, der ihm die Gräueltaten der Nazis verschwieg. Mit seiner Geschichte rührte Reif Außenministerin Annalena Baerbock zu Tränen.
Im Bundestag geht es für gewöhnlich eher rau zu. So ist es keine Seltenheit, dass sich Politiker:innen im Parlament bei Debatten scharf angehen. Andere Gefühlsausbrüche sind hingegen eher selten zu sehen. Doch am Mittwoch kam es bei einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus zu emotionalen Szenen. Sportkommentator Marcel Reif (74) rührte mit seiner Rede auch Außenministerin Annalena Baerbock (43, Grüne) zu Tränen.
Emotionale Rede von Marcel Reif im Bundestag: Sportkommentator spricht in Holocaust-Gedenkstunde über Familiengeschichte
Marcel Reif ist der Sohn eines Holocaust-Überlebenden, verlor zudem seine Großeltern durch die Nazis. Doch sein Vater sprach mit ihm nie über die Gräueltaten der Nationalsozialisten, um ihn zu schützen. "'Nie wieder' ist mitnichten ein Appell", sagte Reif im Bundestag. "'Nie wieder' kann nur sein, darf nur sein - 'nie wieder' muss sein - gelebte, unverrückbare Wirklichkeit." Vieles, was nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober in Deutschland geschehen sei, habe ihn entsetzt. "Aber was da zuletzt zu sehen war, die großen Demonstrationen der Aufrechten, das macht mir Hoffnung."
Marcel Reif bedankte sich in seiner Rede bei seinem bereits verstorbenen Vater (ein polnischer Jude), für eine "fröhliche, liebevolle und sorgenfreie Kindheit und Jugend" in Deutschland, wo die Familie in den 50er-Jahren über einen Umweg in Israel hinzog. Erst "50 Jahre später" habe er die Vergangenheit durch Gespräche mit seiner Mutter "wirklich angenommen".
Annalena Baerbock weint im Bundestag: Satz "Sei a Mensch" von Marcel Reif rührt Außenministerin zu Tränen
Marcel Reif führte weiter aus, dass er immer wieder von seinem Vater einen nur kleinen Satz hörte - mal als Mahnung, mal als Warnung, als Ratschlag oder Tadel. Nur drei kleine Worte, "in dem warmen Jiddisch, dass ich so vermisse". Diese waren: "Sei a Mensch - sei ein Mensch." Reif weiter: "Ich bin stolz, dass ich meinen Söhnen und Enkeln, die da oben sitzen, dieses Vermächtnis ihres Groß- und Urgroßvaters offenbar habe weitergeben können." Diesen "kleinen, großartigen, wundervollen Satz" seines Vaters Leon Reif wolle er gerne heute hier lassen, im höchsten deutschen Hause: "Sei. Ein. Mensch." Reif selbst stockte kurz. Einige im Plenarsaal wischten sich Tränen aus den Augen. Darunter eben auch Außenministerin Annalena Baerbock.
Lesen Sie auch:
- Gutscheine statt Geld! Ökonom mit knallharter Sozialhilfe-Forderung
- SPD-Politiker klagt: "Haben einfach kein Geld mehr"
- Gesundheitsminister frisch verliebt! Das ist seine neue Freundin
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
gom/rad/news.de/dpa
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.