In Tangerhütte soll eine Kita künftig nicht mehr "Anne Frank" heißen. Die Begründung: Eltern mit Migrationshintergrund könnten mit dem Namen oft nichts anfangen. Die Kritik an den Plänen ist groß.
Eklat um die geplante Umbenennung einer Kindertagesstätte in Tangerhütte in Sachsen-Anhalt: Die Kita "Anne Frank" soll künftig "Weltentdecker" heißen. Während der Bürgermeister der Kleinstadt die Namensänderung verteidigt, sorgt das Vorhaben im Netz für Aufruhr.
"Anne Frank"-Kita in Tangerhütte soll umbenannt werden - Eltern mit Migrationshintergrund als Begründung
Seit 1970 trägt die Kindertagesstätte den Namen "Anne Frank" und erinnert somit an das jüdische Mädchen, das 1945 im Vernichtungslager Bergen-Belsen um Alter von 16 Jahren ums Leben kam und mit seinem Tagebuch noch immer die Welt bewegt. Doch nun soll die Kita umbenannt werden. Wie die "Volksstimme" berichtet, sollen sich Eltern und Angestellte einen Namen gewünscht haben, der nicht nur "kindgerechter" sei, sondern auch besser zum Konzept der Einrichtung passe. Eltern mit Migrationshintergrund können oft nichts mit dem bisherigen Namen anfangen, hieß es weiter. Außerdem wollte die Kita-Leitung einen Namen ohne "politischen Hintergrund" haben. Nun muss der Stadtrat über die Namensänderung abstimmen.
Einige Anwohner können die geplante Umbenennung nicht nachvollziehen. "Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Umbenennung auf migrantische Einwohner zurückgeht, wie es jetzt heißt. Wir haben hier in Tangerhütte vor allem Ukrainer und Russen – kaum arabische Mitbewohner", sagt eine Frau gegenüber der "Bild"."Ich würde die geplante Umbenennung nicht verstehen. Sollen sie doch das Geld in dem Umbau der Kita stecken, da muss ohnehin noch viel gemacht werden", sagt ein Mann dem Blatt.
Unglaubwürdige Begründung! Internationales Auschwitz Komitee kritisiert Kita-Umbenennung
Angesichts der weltpolitischen Lage und der vermehrten judenfeindlichen Vorfälle stößt die geplante Umbenennung der "Anne Frank"-Kita bei vielen Menschen sauer auf. "Die Änderung des Namens der Kita Anne Frank in Tangerhütte ist in einer Zeit des erstarkenden #Antisemitismus ein falsches Signal. Gerade jetzt braucht es eine hohe Sensibilität für die Wirkung zeichenhafter Umbenennungen und ein historisches Bewusstsein", schreibt der Verein Miteinander auf X, ehemals Twitter. Das Internationale Auschwitz Komitee zeigt sich von den Namensänderungsplänen ebenfalls entsetzt. In einem offenen Brief hat das Komitee die Stadt Tangerhütte sogar dazu aufgerufen, die Pläne zu überdenken. "Wenn man die eigene Geschichte gerade in diesen Zeiten von neuem Antisemitismus und Rechtsextremismus so leichtfertig abzuräumen bereit ist und der Name von Anne Frank im öffentlichen Raum als ungeeignet wahrgenommen wird, kann einem im Blick auf die Erinnerungskultur in unserem Lande nur Angst und Bange werden", sagt Vizepräsident Christoph Heubner gegenüber dem MDR.
"Wer seine Kinder nicht in eine Kita schicken will, die den Namen Anne Frank trägt, soll sich ein anderes Land suchen für seine Kinder und seine Kita", schreibt eine X-Nutzerin. "Erstens ist der Zeitpunkt mehr als unangemessen, zweitens unglaubwürdig und drittens ist Anne Frank kein schwerer Name", heißt es in einem weiteren Tweet.
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