Lehrkräftemangel, Stundenausfall, junge Menschen ohne Abschluss: Es wird viel über eine Krise im Bildungssystem diskutiert. Die Linke wagt nun einen radikalen Vorstoß. Sie will die Noten und die Hausaufgaben abschaffen. Nicht nur im Netz hagelt es bereits heftige Kritik.
Die Linke spricht sich dafür aus, Hausaufgaben und Schulnoten abzuschaffen. Das geht aus einem Papier zur Bildungspolitik hervor, das die Parteivorsitzende Janine Wissler und die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Gohlke, am 18. September 2023 in Berlin vorstellen wollen. Es lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor. "Hausaufgaben und Noten gehören abgeschafft. Einüben und Wiederholen hat in der Schulzeit zu geschehen", heißt es darin. Der Lehrerverband lehnt die Vorschläge ab.
Linke will Hausaufgaben und Noten abschaffen, um Bildungssystem zu retten
Unter der Überschrift "Entschlossen gegen den Bildungsnotstand" werden in dem Papier verschiedene Vorschläge mit Blick auf die großen Probleme gemacht, mit denen das deutsche Bildungssystem konfrontiert ist. Dazu zählen etwa der Lehrkräftemangel, schlechter werdende Lese-, Schreib- und Mathekompetenzen bei Grundschülern, eine zu hohe Zahl junger Menschen ohne Abschluss und das Dauerproblem, dass Erfolg in der Bildung weiterhin stark von Herkunft und Elternhaus abhängt.
"Eine Schule für alle" wie in der DDR! Linke will Gymnasium, Realschule und Hauptschule abschaffen
Das gegliederte Schulsystem - also die Einteilung in verschiedene Schultypen wie etwa Gymnasium, Realschule oder Hauptschule - sei ein "Brandbeschleuniger für soziale Ungleichheit", heißt es in dem Papier. Die Linke plädiert deshalb für "eine Schule für alle" und gemeinsames Lernen von der 1. bis zur 10. Klasse. Das war zum Beispiel in der DDR so üblich. Noten und Hausaufgaben sollen wegfallen, um ein "Lernen ohne Druck und Angst" möglich zu machen.
Bund soll laut Linke für Bildung zuständig sein - keine Bildungshoheit der Länder mehr
Auch die Bildungshoheit der Länder sollte den Vorschlägen zufolge abgeschafft werden. In Deutschland ist jedes Bundesland für seine Schulen selbst zuständig, und der Bund darf nicht reinreden. Sich auf bundesweite Standards zu einigen wird dadurch immer wieder zum Kraftakt. In dem Papier wird gefordert, dass dieses sogenannte Kooperationsverbot vollständig fallen soll und Bildung als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz festgeschrieben wird.
Vorstoß der Linken zum Bildungssystem chancenlos
Diese immer wieder diskutierte Idee ist allerdings chancenlos. Denn für eine Grundgesetzänderung sind Zweidrittelmehrheiten in Bundestag und Bundesrat nötig - eine Zustimmung der Länder, ihre Bildungshoheit an den Bund abzugeben, wird es nicht geben. Wegen der Länderzuständigkeit sind bundespolitische Vorschläge für Bildungsreformen generell oft nur schwer umsetzbar. Das würde auch auf die von der Linken erhobene Forderung nach einer Abschaffung von Noten, Hausaufgaben und der Schaffung einer Einheitsschule zutreffen.
Kritik vom Lehrerverband: Noten abschaffen ist "Unfug"
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, lehnte die Idee der Linken, Noten abzuschaffen, ab. Das sei Unfug, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Die Kinder, genauso wie ihre Eltern, möchten die Möglichkeit haben, sich zu vergleichen, und zwar einerseits zu vergleichen mit Mitschülerinnen und Mitschülern und zum anderen natürlich auch mit den Anforderungen in Bezug auf die angestrebten Bildungsabschlüsse." Das Notensystem sei bei allen Schwächen so gestaltet, dass man damit die beste Auskunft bekomme, wo man sich einordnen könne. Düll ist nach eigenen Angaben CSU-Mitglied.
Noten und Hausaufgaben abschaffen? Twitter-Kritik am Vorstoß der Linken
Auch im Netz hagelte es für den Vorstoß der Linken Kritik. "Linke will Noten und Hausaufgaben abschaffen. Drehen jetze alle durch?! Weil sie selbst zu blöd waren, einen ordentlichen Schulabschluss zu schaffen?", zeigte sich dieser Nutzerin auf Twitter empört. "Die Linke hat die Lösung sämtlicher Schulprobleme. Keine Noten mehr, keine Hausaufgaben und alle in die gleiche Schule. Dann werden alle genau gleich schlau!Clever!", spottete auch dieser Nutzer. "Dann geht es ja mit unserer Schulbildung steil bergauf...In was für einer irren Scheinwelt leben diese Spinner, völlig realitätsfremd...", zeigt sich auf dieser Nutzer entsetzt. "Warum nicht auch noch Buchstaben & Zahlen in Schulen abschaffen?", spottete ein anderer.
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fka/loc/news.de/dpa