Nachdem sich Wladimir Putins Armee monatelang an der ukrainischen Front siegessicher wähnte, scheint die Gegenoffensive nun Früchte zu tragen. Das Zünglein an der Waage könnte von der Ukraine eingesetzte Streumunition aus den USA sein.
In den eineinhalb Jahren, die der von Wladimir Putin in der Ukraine entfesselte Angriffskrieg bereits tobt, sah es eine Zeit lang danach aus, als habe die russische Armee an der ukrainischen Front Oberwasser: Mittels Raketen- und Granatenbeschuss ließ Wladimir Putin reihenweise Ortschaften im ukrainischen Nachbarland in Schutt und Asche legen. Im Juni 2023 setzte die Ukraine jedoch zur Gegenoffensive an, die nun erste Früchte zu tragen scheint.
Ukraine-Krieg aktuell: US-Streumunition verschafft ukrainischer Armee Vorteile in Gegenoffensive
Die ukrainische Armee hat nämlich ihrerseits, so zieht die "Bild" aktuell ein Zwischenfazit, Mittel und Wege gefunden, sich mit vom Westen zur Verfügung gestellter Ausrüstung nicht nur der russischen Attacken zu erwehren, sondern dem Gegner empfindliche Gegenschläge zuzufügen. Wolodymyr Selenskyjs Streitkräfte verfügen demnach unter anderem über "mehr als 400 teils selbst fahrende 155-Millimeter-Artillerie-Geschütze" und setzen zudem Streumunition ein, die unter anderem aus den USA in die Ukraine geliefert wurde.
Rückschlag für Wladimir Putin: Russen-Armee erleidet gravierende Schäden durch Streumunition
Die Durchschlagskraft der US-Streumunition sei nicht von der Hand zu weisen, wie die "Bild" mit Beweismaterial belegt. Ukrainische Drohnen filmten bereits mehrfach, welch gravierenden Schaden die ukrainische Armee Wladimir Putins Soldaten zufügte. Vor allem in Kombination mit Granaten und Kamikaze-Drohnen seien die US-Geschosse für die russische Armee verheerend.
So löscht die ukrainische Armee Putins Truppen mit US-Munition aus
Nicht nur menschliche Ziele, auch Nachschub-Konvois der russischen Armee und Stellungen der Putin-Kämpfer gerieten zuletzt unter verstärkten Beschuss seitens der Ukraine. Etliche Videodokumente zeigten, wie verzweifelte russische Soldaten, die die Attacken mit Streumunition überlebten, ausgelaugt die Flucht antraten. Inzwischen habe sich das Bild herauskristallisiert, dass die ukrainische Seite dank der US-Munition zunehmend leichtes Spiel gegen Wladimir Putins Soldaten habe.
Trauriger Rekord: So viele Streumunitionsopfer wie seit 2010 nicht mehr
2022 wurden wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine so viele Menschen durch Streumunition getötet oder verletzt wie nie zuvor seit Inkrafttreten des Übereinkommens über Streumunition im Jahr 2010. Insgesamt waren es mindestens 1.172 Opfer, davon 916 in der Ukraine, wie die Internationale Kampagne gegen Landminen und Streumunition (ICBL-CMC) am 5. September in Genf berichtete. Sowohl Russland als auch die Ukraine hätten die Munitionsart eingesetzt. 95 Prozent der Betroffenen seien Zivilisten gewesen. Auch das Militär in Myanmar und Syrien habe 2022 von Streumunition Gebrauch gemacht.
Im Jahr davor, also 2021, gab es nach dem Bericht der Kampagne deutlich weniger Opfer: 149 wurden weltweit durch Streumunition verletzt oder getötet. 2022 gab es außer in der Ukraine auch Opfer unter anderem in Aserbaidschan, dem Irak, Syrien und dem Jemen.
Was ist Streumunition und was macht sie so barbarisch?
Streumunition besteht aus vielen kleinen Sprengsätzen, die in Behältern aus Raketenwerfern oder Kampfflugzeugen abgeschossen wird und sich über große Flächen verteilt. Was nicht explodiert, bleibt als Blindgänger am Boden und kann Jahre später noch Bäuerinnen in Feldern oder Kinder auf dem Weg zur Schule in Fetzen reißen. Die meisten Opfer sind Zivilisten. Anders als Deutschland gehören weder Russland noch die Ukraine, Myanmar, Syrien oder die USA zu den 124 Vertragsstaaten des Übereinkommens. Sie ächten die Waffen, Versprechen die Zerstörung von Beständen und helfen, verseuchte Gebiete zu reinigen.
Russland und die Ukraine setzten 2022 ältere Bestände von Streumunition ein. Im Sommer 2023 haben die USA mit der Lieferung neuerer Modelle dieser Munition an die Ukraine begonnen. "Es ist skrupellos, dass Zivilisten 15 Jahre nach dem Verbot dieser Waffen immer noch durch Angriffe mit Streumunition sterben", sagte Mary Wareham von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, die den Bericht zusammengestellt hat. Die Vertragsstaaten tagen vom 11. bis 14. September in Genf zu einer Überprüfungskonferenz.
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loc/news.de/dpa
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