+++ Keine Cholera-Fälle nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms +++
Drei Monate nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sind die befürchteten Ausbrüche von Cholera in den von Kiew kontrollierten Flutgebieten laut Regierungsangaben ausgeblieben. Unter den rund 900.000 Menschen im Flutgebiet des Dnipro-Flusses wurden 22 Infektionsfälle wegen unsauberen Trinkwassers registriert, wie der ukrainische Vize-Gesundheitsminister, Ihor Kusin, sagte. Zwei der Fälle wiesen demnach Cholera-Verdachtsmomente auf - keiner davon wurde bestätigt.
Die Zahl der Opfer durch die Überschwemmung stieg leicht. "Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 32 Menschen als tot und 28 als verletzt bestätigt", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew. 39 Menschen werden demnach vermisst. Ende Juli gingen ukrainische Regierungsvertreter noch von 31 Toten aus. Die Angaben beziehen sich auf die von der Ukraine kontrollierten Gebiete.
Insgesamt soll eine Fläche von 612 Quadratkilometern (etwa die doppelte Fläche von München) zeitweilig unter Wasser gestanden haben. Mehr als 68 Prozent dieses Gebiets sind laut ukrainischer Regierung von russischen Truppen besetzt. Russische Staatsmedien berichteten zuletzt von 57 Todesopfern in den von Moskau kontrollierten Gebieten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
Der Damm in der von russischen Truppen besetzten Stadt Nowa Kachowka war am 6. Juni zerstört worden. Daraufhin strömten riesige Wassermassen aus dem angrenzenden Stausee aus. Viele Orte der Region wurden überschwemmt. Die Ukraine, die sich seit mehr als 18 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, wirft Russland vor, das Bauwerk gesprengt zu haben. Moskau behauptet dagegen, ukrainische Streitkräfte hätten den Staudamm beschossen und so zerstört.
Die ukrainische Regierung kündigte an, den Staudamm nach der Befreiung des Landes wieder aufbauen zu wollen. Der Chef der russischen staatlichen Wasserversorger, Dmitri Kirillow, gab ebenfalls an, dass der Wiederaufbau "technisch möglich" sei.
+++ Schoigu: Ukraine hat bei ihrer Offensive 66.000 Soldaten verloren +++
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die ukrainischen Verluste seit Beginn der Gegenoffensive Kiews auf mehr als 66.000 Soldaten beziffert. Daneben habe die Ukraine auch gut 7600 Waffensysteme eingebüßt, sagte Schoigu bei einer Videokonferenz des Ministeriums. "In keiner der (Angriffs-)Richtungen haben die Streitkräfte der Ukraine ihr Ziel erreicht", behauptete der Minister. Unabhängig lassen sich die Angaben der Kriegsparteien nicht prüfen. Oft neigen beide Seiten dazu, bei Aussagen zu Verlusten des Gegners zu übertreiben.
Nach Angaben Schoigus hat die ukrainische Armee bei ihren Angriffsbemühungen "kolossale Verluste" erlitten und versuche nun, dem Westen wenigstens irgendwelche Erfolge zu präsentieren, um weiter Waffenhilfe zu erhalten. Diese würde den Konflikt aber nur verlängern. Der Beschuss ziviler Objekte in Russland werde dabei in der Ukraine als militärischer Erfolg gefeiert, sagte er. Tatsächlich sind durch die ukrainischen Drohnenangriffe auf russischem Gebiet und den Artilleriebeschuss von Grenzgebieten auch russische Zivilisten ums Leben gekommen. Dies steht jedoch in keinem Vergleich zu den zivilen Opfern auf ukrainischer Seite, die der seit mehr als 18 Monaten dauernde Angriffskrieg Russland bereits gefordert hat. Bei der seit mehr als drei Monaten laufenden Offensive Kiews hat die Ukraine bisher nur geringe Gebietsgewinne erzielt, aber nach Angaben der eigenen Militärführung nun immerhin die am stärksten befestigte russische Verteidigungslinie an einer Stelle durchbrochen.
+++ Verfassungsschutz: Desinformation aus Russland deutlich aggressiver +++
Russland fährt nach den Beobachtungen des Verfassungsschutzes seit dem Überfall auf die Ukraine verschärfte Desinformationskampagnen auch in Deutschland. Das Vorgehen Moskaus im Informationsraum habe sich in den vergangenen eineinhalb Jahren stark verändert, sagte der Fachmann für Spionageabwehr beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), Bodo Becker. "Dabei ist insgesamt das Vorgehen deutlich konfrontativer und aggressiver geworden."
Russland habe Inhalte wie Tonalität seiner Desinformation flexibel an sein Kriegshandeln und an die deutschen wie die globalen Debatten angepasst, erläuterte Becker bei einer Wissenschaftskonferenz zum Thema "Meinungsbildung 2.0 - Strategien im Ringen um Deutungshoheit im digitalen Zeitalter". Ausrichter war das Zentrum für Analyse und Forschung am Bundesamt für Verfassungsschutz. Desinformation diene im Inneren der Legitimation und dem Machterhalt von Präsident Wladimir Putin. Über Desinformation nach außen versuche der Staatsapparat Russlands, die öffentliche Meinung auch andernorts zu beeinflussen.
+++ Von Putin verbannt? Aufgetauchtes Foto soll verschwundenen "General Armaggedon" zeigen +++
An sein Auftauchen hatte man schon nicht mehr geglaubt. In russischen Medien ist aktuell ein Foto zu sehen, das Sergej Surowikin, in der Öffentlichkeit auch als Putins "General Armageddon" bekannt, zeigen soll. Bei der Aufnahme würde es sich um ein aktuelles Bild handeln, das den zuvor verschwundenen Militär gemeinsamen mit seiner Frau zeigt, heißt es weiter.
Demnach soll Surowikin zwei Monate nach dem Aufstand der Söldnertruppe Wagner seines Amtes enthoben und "freigelassen" worden sein. "General Armageddon" galt als einer der wichtigsten Verbündeten von Söldner-Boss Jewgeni Prigoschin. Zudem war Surowikin von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Einheiten in der Ukraine. Im Herbst befahl er den Rückzug der Besatzungstruppen aus der südukrainischen Großstadt Cherson.
+++ Kim Jong-un will Putin Waffen liefern für Ukraine-Krieg +++
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will Medienberichten zufolge nach Russland reisen, um dort mit Präsident Wladimir Putin über Waffenlieferungen zu verhandeln. Moskau gehe es darum, sich Nachschub an Waffen und Munition für den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu sichern, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf nicht namentlich genannte Beamte aus den USA und der Regierung von Verbündeten. Kims Besuch soll dem Zeitungsbericht zufolge am Rande eines Wirtschaftsforums in Wladiwostok stattfinden, das für die Zeit vom 10. bis 13. September anberaumt ist. Auch die "Washington Post" berichtete über das geplante Treffen. Putin hatte sich schon 2019 mit dem Nordkoreaner in der Großstadt an der russischen Pazifikküste getroffen. Im Juli besuchte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu Nordkorea, wo er unter anderem an der Militärparade teilnahm.
+++ Reist Kim im Panzerzug nach Wladiwostok zu Wladimir Putin? +++
Kim Jong-un verlässt sein abgeschottetes Land nur sehr selten, könnte nach Schilderungen der Beamten aber mit einem gepanzerten Zug nach Wladiwostok reisen, wie die "New York Times" schrieb. Möglich sei auch, dass Kim nach Moskau reise. Laut der Zeitung hofft Putin auf die Belieferung mit nordkoreanischen Artilleriegeschossen und Panzerabwehrwaffen. Kim soll demnach auf fortschrittliche Technologie für Satelliten und U-Boote mit Atomantrieb hoffen. Außerdem bemühe er sich um Nahrungsmittelhilfe für sein verarmtes Land.
Erst am Mittwoch hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten, John Kirby, gesagt, die US-Geheimdienste hätten Informationen über Verhandlungen zwischen beiden Ländern über Waffenlieferungen. Demnach sei auch Schoigu kürzlich nach Nordkorea gereist, um Pjöngjang davon zu überzeugen, Artilleriemunition an Russland zu verkaufen. Nach diesem Besuch hätten Putin und Kim einen Schriftwechsel geführt, in dem sie sich verpflichtet hätten, ihre bilaterale Zusammenarbeit auszubauen.
+++ Selenskyj über Soldaten: "Ich bin auf sie alle stolz"+++
Der ukrainische Präsident Selenskyj besuchte die Gebiete Donezk und Saporischschja nahe der Frontlinie und lobte den "heldenhaften" Kampf der Armee zur Befreiung des Landes. Er habe den ganzen Tag mit Soldaten verbracht und verschiedene Einheiten besucht, sagte Selenskyj in einer im Zug aufgenommenen Videobotschaft. "Jede ist stark. Ich bin auf sie alle stolz." Genaue Ortsangaben machte er nicht.
Bei seinem Truppenbesuch seien auch der Personalmangel einiger Kampfverbände und ein Mangel an bestimmten Munitionstypen zur Sprache gekommen. Zudem sei es um den Bedarf an Drohnen und Waffen zur Abwehr feindlicher Drohnen sowie um logistische Aspekte gegangen.
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