Nach dem mutmaßlichen Tod von Söldner-Boss Jewgeni Prigoschin hat sich Russlands Präsident in einer kryptischen Rede zu dem Flugzugabsturz vom 23. August geäußert. Die Worte des Kreml-Chefs werfen jedoch Fragen auf.
Am Abend des 23. August 2023 stürzte im russischen Gebiet Twer ein Privatflugzeug ab, das auf dem Weg von Moskau nach Sankt Petersburg war. An Bord des Unglücksfliegers soll sich der Passagierliste zufolge Jewgeni Prigoschin befunden haben, seines Zeichens Kopf der Söldnergruppe Wagner. Alle zehn Insassen des Privatflugzeugs kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Die Behörden haben den Tod des reichen und einflussreichen Geschäftsmanns Prigoschin allerdings offiziell noch nicht bestätigt - dennoch schießen die Spekulationen über das Schicksal des Wagner-Chefs immer weiter ins Kraut.
Leiche von Jewgeni Prigoschin bereits identifiziert?
So wurde beispielsweise im als gut vernetzten Telegram-Channel VChk-OGPU kolportiert, dass Jewgeni Prigoschins Leiche nach dem Flugzeugabsturz bereits zweifelsfrei identifiziert worden sei. Demnach habe ein Kommandant der Söldner-Gruppe Wagner den 62-Jährigen anhand eines teilweise fehlenden Fingers in einem russischen Leichenschauhaus identifizieren können - eine entsprechende Verletzung habe sich Prigoschin einst in einem sowjetischen Straflager zugezogen.Eine gerichtsmedizinische Untersuchung mit DNA-Abgleich soll anderen Angaben zufolge die Identität der Leichen klären.
Spekulationen um Absturzursache: War eine Bombe an Bord des Prigoschin-Jets?
Am Tag nach dem Absturz des Privatjets gab es viele Trauerbekundungen in Russland. Zugleich mehrten sich Spekulationen zur Ursache. So berichtete unter anderem der russische Telegram-Nachrichtenkanal Shot unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der Absturz womöglich durch eine Bombe im Bereich des Fahrgestells ausgelöst worden sei. Zuvor hatte der Prigoschin nahe stehende Kanal Grey Zone die Version verbreitet, die Maschine sei von der russischen Luftabwehr abgeschossen worden. Die Autoren schrieben diesbezüglich von Mord.
Kryptische Rede von Kreml-Chef: Wladimir Putin bestätigt indirekt Tod Prigoschins
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Tod des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz indirekt bestätigt.Er nannte Prigoschin einen "talentierten Menschen", wie russische Agenturen am 24. August, einen Tag nach dem Flugzeugunglück, meldeten. "Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal, und er hat ernsthafte Fehler gemacht", sagte Putin. Zugleich habe der Geschäftsmann und Söldnerführer Ergebnisse erzielt - für sich wie für die gemeinsame Sache.
Putin formulierte vorsichtig, dass ersten Erkenntnissen zufolge am Vorabend ein Flugzeug mit Angehörigen der Privatarmee Wagner abgestürzt sei. Wagner habe einen wichtigen Beitrag in den Kämpfen in der Ukraine geleistet, der nicht vergessen werde.
Wladimir Putin kondoliert Familie von Jewgeni Prigoschin und kündigt Ermittlungen zu Flugzeugabsturz an
Putin sprach den Angehörigen von Jewgeni Prigoschin sein Beileid aus. Er kündigte eine umfassende Aufklärung des Absturzes an. Diese habe bereits begonnen, werde aber eine Zeit lang dauern, sagte er bei einem Treffen mit dem russischen Verwaltungschef von Donezk, Denis Puschilin. Eine offizielle Identifizierung der zehn Absturzopfer durch die russischen Behörden steht noch aus. Prigoschin und seine Bewaffneten hatten vor zwei Monaten kurzzeitig gegen die russische Führung gemeutert.
Jewgeni Prigoschin zum Märtyrer verklärt: Loyale Wagner-Unterstützer könnten Vergeltung planen
Unterdessen ist der mutmaßlich bei dem Flugzeugabsturz getötete Prigoschin auf dem besten Wege, zum Märtyrer verklärt zu werden. Wie im britischen "Daily Express" zu lesen ist, machen Anhänger des Wagner-Bosses bereits "Russland-Verräter" für das Schicksal Prigoschins verantwortlich. Russland-Experten wie Steve Rosenberg von BBC Russia, den der "Express" zitierte, gehen bereits davon aus, dass sich die Version, Wladimir Putin habe den Prigoschin-Privatjet aus Rache für den Wagner-Aufstand im Juni 2023 zum Absturz bringen lassen, als gesicherte Erklärung für den Tod Prigoschins verhärten und den Wagner-Chef zur gefeierten Ikone machen könnte. Denkbar sei dann, dass Prigoschins Anhänger ihrerseits Vergeltung üben könnten.
Anhänger Prigoschins legen nach Flugzeugabsturz Blumen in Gedenken an Wagner-Chef nieder
Anhänger des Anführers der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, haben mit Trauer und Wut auf die Nachricht vom mutmaßlichen Tod des 62-Jährigen bei einem Flugzeugabsturz reagiert. Am Café "Patriot" in St. Petersburg, das viele Einwohner der Stadt mit Prigoschin und seiner Wagner-Truppe verbinden, seien massenhaft Blumen niedergelegt worden, berichtete die Tageszeitung "Kommersant". Auch aus anderen russischen Städten wie in Nowosibirsk wurde von Trauer- und Gedenkaktionen berichtet.
Am früheren Wagner-Firmensitz in St. Petersburg wurden neben Blumen auch ein Vorschlaghammer niedergelegt, teilte der mit Prigoschin verbundene Telegram-Kanal Grey Zone mit. Der Vorschlaghammer galt als grausiges Erkennungszeichen der Wagner-Söldner, nachdem ein Video viral ging, in dem ein angeblicher Überläufer von Wagner-Söldnern mit einem Vorschlaghammer ermordet wurde.
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loc/news.de/dpa
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