Eine unzensierte Hörer-Meinung hat dem Deutschlandfunk heftige Kritik eingebracht: Nachdem die Forderung, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj solle "lebendig gevierteilt und enthauptet" werden, gesehen wurde, drohen juristische Konsequenzen.
Eine Hörer-Äußerung im Deutschlandfunk (DLF) zum Ukraine-Krieg hat für heftigen Wirbel gesorgt. Der Sender mit Sitz in Köln hatte wie gewöhnlich montags in seiner Anruf-Sendung "Kontrovers" Mitschnitte von Hörer-Statements ausgestrahlt. Dieses Mal hinterließ ein Hörer auf dem Anrufbeantworter, den Ukraine-Krieg könne man "ganz einfach" beenden, indem man den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dessen Getreue festnehme, vierteile und enthaupte.
Das Deutschlandradio hat die Ausstrahlung dieser drastischen Hörer-Meinung zum Ukraine-Krieg inzwischen bedauert. Man sei zu dem Schluss gelangt, dass diese Auswahl ein programmlicher Fehler war, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am 23. August 2023 mit.
Empörung nach Mordaufruf: DLF-Hörer will Wolodymyr Selenskyj gevierteilt und enthauptet sehen
Im Programm Deutschlandfunk (DLF) hatte es wie gewöhnlich montags in der Anruf-Sendung "Kontrovers" Mitschnitte von Hörer-Statements gegeben. Der Deutschlandfunk erläuterte auf dpa-Anfrage: ""Kontrovers" ist eine Sendung mit Live-Hörerbeteiligung, in der auch vorproduzierte Hörer-Äußerungen gesendet werden. Diese Hörer-Äußerungen werden von einem redaktionellen Team zusammengestellt. Hierbei wird versucht, ein breites Meinungsspektrum zu den diskutierten Themen abzubilden. In der Sendung vom 21. August wurde innerhalb einer Collage eine 15-sekündige drastische Höreräußerung wiedergegeben. Diese Passage der Sendung wurde nach erneuter redaktioneller Prüfung entfernt."
Vom Deutschlandradio hieß es dazu weiter: "Die Äußerung war zur Abbildung eines vorhandenen Meinungsspektrums nicht geeignet, weil es ihr an sachlichem Gehalt mangelt." Sie sei ebenfalls nicht dazu geeignet, zum sachlichen Gedankenaustausch anzuregen oder beizutragen. "Dass diese Hörerstimme trotzdem ausgestrahlt wurde, bedauern wir sehr."
Hat die "Kontrovers"-Sendung im Deutschlandfunk juristische Konsequenzen?
Die "Bild" berichtete am Mittwoch über die ausgestrahlte Äußerung und zitierte einen Juristen, der sowohl gegen den Hörer als auch gegen die Redaktion Strafanzeige stellen wolle, etwa wegen Volksverhetzung und Beihilfe zur öffentlichen Aufforderung zu Straftaten. Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass bei seiner Behörde noch keine Strafanzeige zu der Angelegenheit bekannt sei.
Deutschlandfunk entfernt Passage mit Mordaufruf gegen Selenskyj aus Diskussionssendung
Die Diskussionssendung mit dem Titel "Ukraine - Wie kann Russlands Angriffskrieg beendet werden?" ist zwar weiterhin in der Deutschlandradio-Audiothek verfügbar. Aber: "Das Audio der Sendung wurde am Vormittag des Folgetages um die entsprechende Passage gekürzt", erläuterte ein DLF-Sprecher. "Diese Bearbeitung wurde anschließend auf unserem Korrekturen-Portal vermerkt."
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loc/news.de/dpa