Wladimir Solowjow hat schon häufiger für einen Nuklearschlag in der Ukraine oder gegen den Westen plädiert. Meist wurde dem russischen Talkshow-Moderator dabei nicht widersprochen. Doch nun geriet er heftig mit einem Gast aneinander, der eine komplett andere Meinung in dieser Sache vertritt.
Im russischen Staatsfernsehen wurde in den vergangenen Monaten meist Einigkeit demonstriert. Während die Kreml-Truppen in der Ukraine angeblich für eine gute Sache kämpfen, präsentierten die Propagandisten den Westen als Feind, der die Hauptschuld an dem Konflikt trägt. Immer wieder wurde dabei auch unverhohlen mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Bei diesem Thema vorn mit dabei: Talkshow-Moderator Wladimir Solowjow. Als dieser nun erneut in seiner Show einen Nuklearschlag in der Ukraine in Erwägung zog, bekam er nun ordentlich Gegenwind und geriet mit einem Gast in eine heftige Auseinandersetzung.
Wladimir Solowjow droht mit Nuklearschlag in der Ukraine
In dem Ausschnitt, der vom YouTube-Kanal "Russian Media Monitor" hochgeladen wurde, ist zu sehen, wie Solowjow zunächst den Einsatz taktischer Atombomben in der Ukraine rechtfertigt. Laut Übersetzung sagt er: "Sie [die westlichen Staaten] sollten verstehen, dass dies ihre Entscheidung ist. Sobald sie F-16 [Kampfjets] auf das Territorium der Ukraine schleppen, wird ein Schlag mit taktischen Atomwaffen ausgeführt." Zustimmung bekommt Solowjow vom Militärexperten Jewgeni Buschinski sowie vom Duma-Abgeordneten Leonid Kalaschnikow. Dieser fügt allerdings hinzu: "Solowjow und Buschinski sollten das nicht erklären, das sollten unsere Beamten tun!"
Atombomben-Zoff im Russen-TV: Putin-Hetzer gerät mit Gast in Talkshow aneinander
Nachdem Solowjow damit droht, "westliche russische Gebiete" bis nach Nizza (Frankreich) zu befreien, wendet er schließlich seinem weiteren Gast Andrej Sidorow, stellvertretender Dekan für Weltpolitik an der Moskauer Universität, zu und fragt ihn: "Was halten Sie von Atomwaffen?" Der Wissenschaftler antwortet: "Ich stehe Atomwaffen positiv gegenüber, solange sie nicht eingesetzt werden." Solowjow hakt nach: "Wozu sind sie dann gut? Um sie zu Hause zu behalten? Um damit Sauerkraut zu machen?" Sidorow sagt dazu: "Ja, um sie zu Hause aufzubewahren. Die erste Frage ist, wo man sie einsetzt - in der Ukraine? Wenn es sich um westrussische Gebiete handelt, würden wir dann unsere eigenen angreifen? Unsere eigenen Territorien ruinieren?" Solowjow tobt, will wissen, ob die Russen dann diese Gebiete aktuell auch nicht verminen sollte. Als Sidorow klarstellt: "Ich sage, ich unterstütze unsere Regierung", fällt ihm der TV-Moderator erneut ins Wort und schimpft: Ich sehe einen verkleideten Pazifisten! Wir tun immer so, als wären wir heiliger als der Papst!" Solowjow ist außer sich und will von seinem Gesprächspartner wissen, ob Russland immer zweitrangig hinter Amerika sein soll. "Nein, wir müssen nicht zweitrangig hinter den Amerikanern sein", so Sidorow. "Aber doch ist doch ihre ganze Logik!", ereifert sich Solowjow.
Andrej Sidorow spricht sich gegen Einsatz von Atomwaffen in Solowjow-Sendung aus
Der Dekan hat genug und erklärt: "Dann schlagt die Amerikaner! Ihr müsst euch darüber im Klaren sein, dass sie mit Sicherheit zurückschlagen werden... Wenn sie ihre Verbündeten nicht unterstützen, werden sie alles verlieren!" Solowjow behauptet anschließend, die Ukraine sei kein Verbündeter der USA. "Deshalb würden taktische Atomwaffen in der Ukraine wunderbar funktionieren!", so der Putin-Hetzer. Doch Sidorow stellt sich weiterhin dagegen: "Um Himmels willen, das ist unser Territorium!". Solowjow reagiert darauf: "Das ist noch nicht unser Territorium, es ist von Abschaum besetzt!". Anschließend dreht der Propagandist völlig durch und zieht alte Atomkraftwerk-Katastrophen als Beispiele heran, um zu demonstrieren, dass ein Nuklearschlag wohl gar nicht so schlimm wäre. "Moment mal, ist Fukushima nicht bewohnbar? Wer weiß das schon? Wie meinen sie das? Die Japaner leben doch dort! Wie ist die Situation dort nach Tschernobyl? Unsere Jungs haben Tschernobyl ohne Probleme betreten!" Sidorow will wissen: "Sie sind ohne Probleme nach Tschernobyl gegangen?" Solowjow entgegnet: "Wie viel Zeit ist seit 1986 vergangen? Hat jemand objektive Daten darüber vorgelegt, wie lange die Strahlung dort geblieben ist?" Der Mann von der Moskauer Uni beharrt auf seinen Standpunkt: "Dort lebt niemand mehr, es ist jetzt ein Naturschutzgebiet." Doch Solowjow ist sich sicher: "Es ist kein Reservat, dort leben Menschen und arbeiten im Kraftwerk!"
Wladimir Solowjow von Frage zur Kreml-Armee völlig aus der Fassung gebracht
Anschließend diskutieren die beiden Männer noch darüber, ob es nicht reichen würde, mit konventionellen Waffen symbolträchtige Gebäude in der ukrainischen Hauptstadt Kiew anzugreifen und nach der Zerstörung von Grund auf neu aufzubauen. Schließlich fragt Sidorow noch: "Wenn wir über den Einsatz von Atomwaffen diskutieren, beginne ich zu zweifeln: Ist unsere Armee nicht in der Lage, mit konventionellen Waffen zu gewinnen? Sie kann es nur mit Atomwaffen schaffen." Für Solowjow ist diese Aussage offenbar zu viel, er stammelt nur noch: "Moment mal, Moment mal, Moment mal eine Minute...". Dann endet der Ausschnitt. Auf einen gemeinsamen Nenner kamen die beiden Streithähne wohl nicht mehr.
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