In einer Haftanstalt im Süden Russlands sollen ukrainische Kriegsgefangene brutal misshandelt worden sein. Ehemalige Insassen berichten über Schläge, Elektroschocks oder zu wenig Essen. Zudem sollen die Wächter mit ihren Körpern Fußball gespielt haben.
Wie brutal gehen Wladimir Putins Truppen wirklich vor? Bereits in den vergangenen Monaten gab es immer wieder Berichte darüber, dass die Kreml-Soldaten Folterkammern im Konfliktgebiet eingerichtet haben und bei Kriegsgefangenen keine Gnade walten lassen. Besonders grausame Misshandlungen soll es in einer Untersuchungshaftanstalt in der südrussischen Stadt Taganrog gegeben haben.
Ukraine-Krieg aktuell: Ex-Häftlinge aus Taganrog berichten über Folter durch russische Wärter mit Schlägen und Elektroschocks
Über die schrecklichen Foltermethoden berichteten jetzt ein Dutzend ehemaliger Häftlinge gegenüber dem britischen Sender BBC. Sie kamen im Rahmen eines Gefangenenaustauschs frei und sprachen über wiederholte Schläge unter anderem in die Nieren und in die Brust sowie Elektroschocks bei täglichen Verhören. Zudem seien die Ukrainer und Ukrainerinnen regelmäßig von russischem Wachpersonal bedroht und eingeschüchtert worden, so dass sie sich zu falschen Geständnissen gezwungen sahen. Einer der Ex-Gefangenen, Oberleutnant Artem Seredniak (27), der für das Asow-Regiment in Mariupol kämpfte, erzählte der BBC, dass für die Wärter scheinbar alles ein Grund zu sein schien, die eingesperrten Männer und Frauen zu misshandeln. "Vielleicht hat es ihnen nicht gefallen, wie du die Zelle verlassen hast, oder du warst nicht schnell genug, um herauszukommen, oder deine Arme waren zu niedrig oder dein Kopf war zu hoch." Als ehemaliges Mitglied des Asow-Regiments, das einst Verbindungen zur extrem Rechten hatte, sei er einer von jenen Häftlingen gewesen, gegen den das Personal besonders brutal vorging. Ein weiterer ehemaliger Oberfeldwebel des Regiments namens Serhii Rotchuk fügte hinzu, dass die Wächter angeblich "nach Hakenkreuzen oder ähnlichen Dingen gesucht" hätten, aber schon irgendeine harmlose Tätowierung für Schläge und andere Misshandlungen ausgereicht hätte.
Putin-Truppen gnadenlos: Ukrainische Gefangene wie Fußball durch die Gegend gekickt
Die Gefangenen berichteten außerdem davon, dass sie viel zu wenig Essen in der Haftanstalt bekamen und ständig unterernährt waren. Zudem sei die medizinische Versorgung nicht ausreichend gewesen. Weibliche Häftlinge mussten sich offenbar vor dem männlichen Personal nackt ausziehen, während dieses abfällige Kommentare über ihre Körper machte. Über eine weitere extrem grausame Methode berichtete ein Ex-Häftling namens Artem Dyblenko, 40-jähriger Hauptfeldwebel der 36. Marinebrigade. Während seines "Empfangs" habe er mitbekommen, wie sich die Wärter darüber unterhielten, mit den Gefangenen Fußball zu spielen. "Was ich nicht wusste, war, dass wir der Ball sein würden", so Dyblenko. Es seien ihm die Augen verbunden worden und ihm wurde befohlen zu rennen. Als er hinfiel, habe es ständig Tritte gegeben. "Du hast dich wie ein Fußball gefühlt." Laut Dyblenko starb ein Mithäftling (53) nach den ständigen Torturen an einem Herzinfarkt und ein anderer hielt das alles nicht mehr länger aus und versuchte sich selbst umzubringen, indem er einen kleinen Spiegel über seinem Waschbecken zerbrach und sich damit die Kehle durchschnitt. Er konnte allerdings von anderen Gefangenen, welche die Blutung stoppten, vor dem Tod bewahrt werden.
Menschenrechtler berichten von drei Todesfällen nach Grausamkeiten in Taganrog
Doch damit nicht genug der Grausamkeiten. Eine ukrainische Menschenrechtsorganisation berichtet auch darüber, dass Männer, die angaben, keine Kinder zu haben, auf die Genitalien geschlagen wurde. Der Wachmann habe dabei gesagt: "Zur Verhinderung der Fortpflanzung". Der Gruppe seien insgesamt drei Todesfälle in der besagten Haftanstalt von Taganrog bekannt, die auf Folter sowie mangelnde Ernährung oder mangelnde medizinische Versorgung zurückzuführen sind. Mariia Klymyk, eine der Ermittlerinnen, sagte, dies sei "einer der schlimmsten Orte für ukrainische Gefangene in Russland".
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gom/rad/news.de