Was planen die Wagner-Söldner in Belarus aktuell? Sind sie wirklich in der Lage, eine Großoffensive gegen Nato-Mitgliedstaaten durchzuführen? Neue Satellitenbilder scheinen diesbezüglich Licht ins Dunkel zu bringen.
Wer nach dem gescheiterten Putsch der Wagner-Söldner Ende Juni davon ausgegangen war, dass von der privaten Militärtruppe nicht mehr viel zu hören sei, sieht sich schwer getäuscht. Mittlerweile haben die Wagner-Söldner, die von Jewgeni Progoschin gegründet wurden, Stellung beim Russland-Verbündeten Belarus bezogen, was bereits zuletzt für Sorgenfalten auf dem Gesicht polnischer Politiker sorgte.
Das Verteidigungsministerium in Warschau erklärte, die Situation genau zu beobachten. Man sei bereit für "unterschiedliche Szenarien". "Wir haben gesagt, dass wir mit Provokationen rechnen, und das war eine kurzzeitige Provokation", sagte Vizeinnenminister Maciej Wasik nachdem zuletzt zwei Hubschrauber aus Belarus den polnischen Luftraum verletzt hatten und damit auf Nato-Gebiet vorgedrungen waren. Es habe in den vergangenen Jahren von Belarus aus schon mehrere provokative Zwischenfälle gegeben, erklärte er weiter.
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Lukaschenko schürt Angst vor Polen-Angriff der Wagner-Söldner
Auch der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko selbst tönte bei einem Treffen mit Kreml-Boss Wladimir Putin in St. Petersburg: "Die Wagner-Leute haben angefangen, uns anzustrengen". Die Söldner hätten einen "Ausflug nach Warschau und nach Rzeszów machen" wollen, fügte er hinzu. Jetzt zeigen neue Satelliten-Aufnahmen zahlreiche Militärfahrzeuge der Wagner-Gruppe, die auf ihrem Hauptstützpunkt in Belarus in Position gebracht wurden.
Auf dem Twitter-Account "Belarusian Hajun project" wird angegeben, dass zwischen 3.450 und 3.650 Soldaten in ein Lager in der Nähe von Assipowitschy - einer Stadt knapp 225 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze - verlegt worden sind. Die Aktivistengruppe behauptete außerdem, dass rund 700 Militärfahrzeuge und Baumaschinen nach Belarus gebracht worden seien.
Ukraine-Krieg aktuell: Wagner-Angriff auf ein Nato-Land möglich?
Könnte es tatsächlich zu einem Wagner-Angriff auf ein Nato-Land kommen? Immerhin hatte ein russischer Politiker noch im Juli angedeutet, dass die Wagner-Truppen eingesetzt werden könnten, um den Suwałki-Korridor - einen strategischen Landstreifen zwischen Polen und Litauen - einzunehmen. Die jetzt veröffentlichten Satellitenbilder scheinen jedoch zu zeigen, dass die Wagner-Söldner derzeit nicht über die militärische Ausrüstung verfügen, um eine Großoffensive gegen Nato-Mitgliedstaaten durchzuführen.
Nach einer Analyse des "Institute for the Study of War" (ISW) zeigen die Bilder lediglich Autos, Lastwagen, Sattelschlepper, Busse und eine begrenzte Anzahl von minenresistenten gepanzerten Mannschaftswagen, die auf Wagners Hauptstützpunkt in Tsel stationiert sind. Dem ISW zufolge sieht es so aus, als ob die Wagner-Gruppe ihr schweres Gerät tatsächlich an das russische Verteidigungsministerium übergeben hat.
PMC Wagner is building fortifications at the Asipovichski training ground.
— Belarusian Hajun project (@Hajun_BY) August 2, 2023
@svaboda published a fresh satellite image of the Asipovichski training ground, which is located 15 kilometers from the tent camp in Tsel village. The image was taken by @planet on July 31.
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Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.According to @Hajun_BY, old military storage facilities near Paplavy village, not far from Asipovichy, started to be used since mid-July. Activity there was noticed after Wagner convoys started arriving to the tent camp in Tsel village:https://t.co/IxdTYQxMsa
— Belarusian Hajun project (@Hajun_BY) August 1, 2023
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