Igor Girkin gilt als großer Kritiker des Kremls. Zwar befürwortet er den Ukraine-Krieg, findet jedoch, dass Putin und seine Verbündeten zu lasch vorgehen. Jetzt wurde der Ultranationalist offenbar in Moskau verhaftet.
Der russische Ultranationalist Igor Girkin kritisierte den Kreml in den vergangenen Wochen immer wieder für zu geringe Härte im Ukraine-Krieg, warnte sogar vor einem katastrophalen Zusammenbruch Russlands. Jetzt ist er offenbar verhaftet worden.
Igor Girkin in Moskau verhaftet laut Ehefrau
Der Ex-Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin, bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow, ist seiner Ehefrau zufolge in Moskau festgenommen worden. Ihm werde Extremismus vorgeworfen, teilte Miroslawa Reginskaja am 21. Juli 2023 auf Girkins Telegram-Kanal mit. Beamte des Ermittlungskomitees hätten ihn abgeführt. Über seinen Aufenthaltsort sei ihr nichts bekannt.
Girkin leitete der 2014 den Aufstand der vom Kreml gelenkten Separatisten im ukrainischen Donbass-Gebiet. Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl wegen seiner Beteiligung am Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 im Jahr 2014 über dem Donbass vor.
Igor Strelkow kritisierte Wladimir Putin für Untätigkeit im Ukraine-Krieg
Girkin gilt zwar als klarer Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, er kritisierte jedoch zunehmend scharf die Kriegsführung Russlands. So warf er der militärischen Führung in Moskau Inkompetenz und Korruption vor. Er forderte außerdem ein noch härteres und rücksichtsloseres Vorgehen in der Ukraine. Kritisierte er zunächst vor allem Generalstabschef Waleri Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu, so richteten sich seine Vorwürfe zuletzt auch zunehmend gegen Präsident Wladimir Putin, dem er Untätigkeit vorwarf.
Hausdurchsuchung bei Girkin durchgeführt?
Nach Angaben des russischen Internetportals RBK wurde bei Girkin zudem eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Die Festnahme erfolgte demnach auf die Klage eines früheren Söldners der Privatarmee Wagner hin. Wagner kämpfte in der Ukraine lange an der Seite regulärer Moskauer Truppen. Girkin trug seit Monaten einen scharfen Konflikt mit dem Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, aus. Nach der von Prigoschin geleiteten kurzzeitigen Revolte gegen die Militärführung warf er diesem Hochverrat vor.
Zwar hatte auch Kremlchef Putin am Tag des Aufstands und dem Marsch von Wagner-Truppen Richtung Moskau von "Verrat" gesprochen, später sicherte er aber den Beteiligten nach Verhandlungen und dem von Prigoschin angekündigten Rückzug Straffreiheit zu. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass Putin Prigoschin und 35 hochrangige Offiziere der Wagner-Truppe noch nach dem Aufstand im Kreml empfangen hat. Viele Söldner sind inzwischen in Belarus, dessen Machthaber Alexander Lukaschenko sich während der Revolte als Vermittler eingeschaltet hatte. Girkin hatte dies als Fahnenflucht kritisiert.
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gom/loc/news.de/dpa
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