Der Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner hat Kreml-Chef Putin bis ins Mark erschüttert. Einem Vertrauten des ukrainischen Präsidenten zufolge ist Wladimir Putins Ende nach dem Putschversuch zum Greifen nah.
Nach mehr als 16 Monaten, die der Ukraine-Krieg bereits tobt, gerät der russische Präsident Wladimir Putin immer stärker in die Bredouille. Zuletzt war es der in letzter Minute geplatzte Putschversuch der Söldner-Gruppe-Wagner, der den Kreml-Chef in Bedrängnis brachte. Für einige Beobachter der aktuellen Situation in Russland und der Ukraine ein klares Zeichen, dass Putins Ende in greifbare Nähe rückt.
Wladimir Putin nach Söldner-Putsch geschwächt: "Wird nicht lange Präsident bleiben"
Einer, der diesen Standpunkt vertritt, ist Mykhailo Podolyak, der als einer der einflussreichsten Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gilt. Im Interview mit der "Bild" schilderte Podolyak, welche Weichen der Putschversuch im Söldner-Lager gestellt habe.
Die von Mykhailo Podolyak aufgestellte Prognose zu Wladimir Putins Zukunft könnte düsterer kaum sein: Der Kreml-Chef werden dem Selenskyj-Vertrauten zufolge "nicht lange Präsident bleiben und seine Macht verlieren". Rückschläge im Ukraine-Krieg würden das baldige Ende Putins einläuten: "Der Prozess der Umgestaltung des politischen Systems in Russland wird definitiv beginnen, wenn Russland auf dem Schlachtfeld spürbare taktische Niederlagen erleidet. Danach werden die Eliten versuchen, die Macht an sich zu reißen, und Putin hat bereits eine sehr begrenzte Lebensspanne", so die Einschätzung Mykhailo Podolyaks.
Selenskyj-Vertrauter zu Wagner-Putsch: Prigoschin war nicht die treibende Kraft
Allerdings schwebe nicht nur Wladimir Putin in Lebensgefahr, auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin könne sich seines Lebens nicht mehr sicher sein, wie Podolyak zu bedenken gab. "Putins Ruf ist es, alle in Angst zu halten. Daher ist es für ihn eine persönliche Angelegenheit, Prigoschin so schnell wie möglich zu vernichten", so die Einschätzung des Selenskyj-Beraters. Dabei sei Prigoschin keinesfalls der Strippenzieher, der den Putsch eingefädelt habe, so Podolyak weiter. Vielmehr sei es ein einstiger enger Vertrauter Wladimir Putins, den den Umsturzversuch eingeleitet habe: "Prigoschins erfolgloser Aufstand - und wir verstehen, dass Prigoschin nicht der Urheber ist - zeigte die Schwäche sowohl Putins als auch des von ihm aufgebauten Systems. Das bedeutet, dass die Eliten zum Zeitpunkt des Putschs nicht entscheidungsbereit waren. Es gab einen Versuch von Patruschew, die Macht zu ergreifen."
Wolodymyr Selenskyj spricht Putin volle Kontrolle ab
Auch Wolodymyr Selenskyj selbst äußerte sich nach den jüngsten Rückschlägen im Putin-Lager zum derzeitigen Stand des Kreml-Chefs. Die massive Präsenz der russischen Armee in der Ukraine - statt in den Kasernen in der Heimat - hat nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten die Blitzrevolte der Wagner-Truppe in Russland ermöglicht. "Putin hat die Sicherheitslage nicht unter Kontrolle", sagte Selenskyj dem US-Sender CNN mit Blick auf den russischen Staatschef. "Wir wissen alle, dass seine gesamte Armee in der Ukraine ist, fast die gesamte Armee ist dort. Deshalb war es für die Wagner-Truppen so einfach, durch Russland zu marschieren. Wer hätte sie aufhalten können?"
Die Reaktion des Kremlchefs auf den Aufstand der von Jewgeni Prigoschin angeführten Privatarmee Wagner vor gut einer Woche bewertete Selenskyj als "schwach". Die Rebellion habe gezeigt, dass Putin nicht alles kontrolliere. Die Vertikale der Macht - das System, in dem sich alles dem Kreml unterordnet - zerfalle, sagte Selenskyj in dem Interview, das CNN nach eigenen Angaben am 2. Juli 2023 führte und am Folgetag in Ausschnitten veröffentlichte. Es soll in voller Länge in der Nacht auf Donnerstag (06.07.2023) deutscher Zeit ausgestrahlt werden.
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loc/news.de/dpa