Der Putsch-Versuch durch Jewgeni Prigoschin und seine Söldner hat den Kreml-Machtapparat bis ins Mark erschüttert. Doch seitdem fehlt von dem Wagner-Chef jede Spur. Seit acht Tagen wurde Jewgeni Prigoschin nicht mehr gesehen. Durfte er Russland doch nicht ungestraft verlassen?
Der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte in seiner ersten Wortmeldung nach dem missglückten Aufstand vor über einer Woche dementiert, einen Machtwechsel in Moskau angestrebt zu haben. "Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen", sagte der 62-Jährige in einer Sprachnachricht, die am Montag nach dem Wagner-Aufstand von seinem Pressedienst auf Telegram verbreitet wurde. Doch seitdem fehlt von Prigoschin jede Spur. Auch in den sozialen Netzwerken, wo er eigentlich sehr aktiv ist, meldete er sich seither nicht mehr zu Wort. Ist der Wagner-Chef abgetaucht oder durfte er Russland doch nicht wie anfangs behauptet ungestraft verlassen?
Jewgeni Prigoschin spurlos verschwunden - Wagner-Chef seit 8 Tagen nicht gesehen
Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab Prigoschin nach Vermittlung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko überraschend auf. Weshalb ihm und den Wagner-Aufständischen Zuflucht in Belarus gewährt und Straffreiheit garantiert wurde. Viele internationale Beobachter werteten die Geschehnisse dennoch als massiven Kontrollverlust und Blamage für Kremlchef Wladimir Putin. Es ist äußerst fraglich, dass Putin einen solchen Aufständischen einfach ziehen lässt.
Lässt Putin Wagner-Chef Prigoschin tatsächlich ungestraft davonkommen?
Doch dass sich Jewgeni Prigoschin mit seinem Putsch-Versuch selbst enorm geschadet hat, steht außer Frage. Wie aktuell die britische "Daily Mail" berichtet, hat wurde der Medienkonzern "Patriot Media" des Wagner-Chefs geschlossen, was die Skepsis darüber, ob Prigoschin Russland tatsächlich verlassen durfte, erhöht hat. Patriot Medias bekanntester Ableger ist die Nachrichtenseite RIA FAN, wo eine stark nationalistische, kremlfreundliche redaktionelle Linie herrschte und zumeist positiv über Prigoschin und seine Wagner-Söldner berichtet wurde.
Wladimir Putins Rache: Kreml lässt Wagners Medienkonzern schließen
Der Chef von RIA FAN, Jewgeni Subarew, verkündete die Entscheidung, die Webseite zu schließen am späten Samstag in einem kurzen Videoclip. Gründe für diese Entscheidung nannte Zubarev laut "Daily Mail" nicht. Die russische Zeitung "Kommersant" wiederum berichtete, dass die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadsor alle Medien, die mit Prigoschin in Verbindung stehen, gesperrt habe, ohne die Gründe dafür zu nennen.
Wladimir Putin lässt Finanzen von Prigoschin-Firma untersuchen
Auch in Russland sorgte Wladimir Putins Entscheidung, die Wagner-Gruppe nach der gescheiterten Meuterei nicht offiziell zu verbieten, für große Verwunderung. Doch zumindest hatte der russische Präsident nach dem Aufstand angekündigt, die Finanzen der Catering-Firma von Wagner-Chef Prigoschin untersuchen zu lassen.
Besorgniserregende Satellitenbilder! Wagner-Söldner bauen Lager in Belarus auf
Während von Jewgeni Prigoschin jede Spur fehlt, baut seine Söldnergruppe Wagner laut Einschätzung von US-Experten nach ihrer gescheiterten Revolte drei Militärlager in Belarus auf. "Neue hochauflösende Satellitenbilder, die am 30. Juni gemacht wurden, zeigen auf einer ehemaligen Militärbasis in Belarus mindestens 303 Zelte, in denen 20 bis 50 Personen untergebracht werden können", schrieb das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) am Freitag (Ortszeit) in seinem täglichen Lagebericht. Die Zelte seien innerhalb der letzten Woche aufgetaucht. Daneben gebe es Berichte über Pläne für zwei weitere Lager im Westen von Belarus.
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fka/rad/news.de/dpa
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