Der Aufmarsch der Wagner-Söldner hat deutlich gemacht, wie angreifbar Wladimir Putin derzeit ist. Und der Kampf um die Macht ist noch lange nicht vorbei. Experten warnen nun vor einem Zusammenbruch Russlands.
Wladimir Putin (70) ist schwächer denn je. Da sind sich die Experten einig. Zwar konnte der Söldner-Aufstand von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) in letzter Sekunde abgewendet werden, dennoch zittert Kreml-Chef Putin weiter vor einem drohenden Putsch. Denn der Kampf um Putins Macht hat gerade erst begonnen. Um seine Macht und seine Position zu schützen, muss Putin dringend handeln. Doch wie wird er auf jüngsten Ereignisse reagieren?
Wladimir Putin "tödlich verwundet" nach Putsch-Versuch von Wagner-Chef Prigoschin
Die Gefahr für Putin ist noch lange nicht gebannt. Britische Regierungsbeamte warnen bereits vor einem Zusammenbruch des Putin-Regimes. Sie befürchten, dass der "tödlich verwundete" Despot eine "stalinistische" Säuberung durchführen könnte, um sich an der Macht zu halten. Einfach wird das jedoch nicht. Denn wem kann Putin nach dem Putsch-Versuch überhaupt noch trauen? Alicia Kearns, Vorsitzende des britischen Auswärtigen Ausschusses, erklärte im Gespräch mit der "Daily Mail", dass der russische Geheimdienst den Staatsstreich vor Putin verheimlicht haben könnte, nachdem bekannt wurde, dass sowohl Großbritannien als auch die USA über Informationen verfügten, wonach Prigoschin mehrere Tage lang Kräfte in der Nähe der russisch-ukrainischen Grenze aufgebaut hatte. Das lässt vermuten, dass auch der russische Geheimdienst eine Ahnung gehabt haben muss. "Dies ist nicht nur ein Machtkampf zwischen Putin und Prigoschin. Er hat Fragen zur Stabilität des Landes insgesamt aufgeworfen", ist sich Kearns sicher.
Putin schwächer denn je! Experten fürchten Zusammenbruch Russlands
Fakt ist: Die Luft für Putin wird immer dünner. Ivo Daalder (63), Ex-US-Botschafter bei der Nato, warnt ebenfalls vor einem Kollaps in Russland. Im Netz zieht er eine historische Parallele zum Zusammenbruch der Sowjetunion. "Erinnern Sie sich daran, dass Gorbatschow '91 einen Putsch überlebte", erklärt Daalder auf Twitter. "Aber schon 4 Monate später war er nicht mehr an der Macht."
Er wagt eine düstere Prognose für Wladimir Putins Zukunft: "Putin wird wahrscheinlich überleben – vorerst. Aber die letzten 24 Stunden werfen ernste Fragen über seine Machtposition auf. (...) Die nächsten 24-48 Stunden werden entscheidend sein." Denn: "In Autokratien zieht selbst der Geruch von Schwäche die Opposition an. Putin sollte sich besser in Acht nehmen."
Recall that Gorbachev survived a coup in '91. But he was out of power 4 months later. The coup underscored his essential weakness.
— Ivo Daalder (@IvoHDaalder) June 24, 2023
Putin will likely survive, for now. But the last 24 hours raise serious questions about his hold on power. Watch this space.
Putins Armee zweifelt immer mehr am russischen Anführer
Fraglich ist derzeit auch, ob Putins Armee noch hinter ihm steht, nachdem Prigoschins Söldner bei ihrem Aufstand mehrere Russen-Helis abgeschossen hatten, deren Piloten starben. Mag man den Aussagen des russischen Kreml-Kritikers Andrej Piontkowski (82) Glauben schenken, so hat die russische Armee bereits große Zweifel an ihrem Anführer. "Putin, der sein Leben rettete, verzieh Prigoschin den Tod von sechs Militärpiloten, die den Präsidenten vor einem Staatsstreich schützten", schrieb er bei Twitter. Putin habe damit "den Staat vor den Augen der Armee abgeschafft".
"Putin ist ein Feigling und ein Verlierer": Putins Macht schwindet
Auch der frühere russische KGB-Oberst und Politiker Gennadi Gudkow (66) wurde bei Twitter deutlich und schoss dabei klar gegen Putin. "Das Regime ist verrottet und schwach, Putin ist ein Feigling und ein Verlierer und ist aus Moskau geflohen", polterte Gudkow. Prigoschin, "der härteste Mann an der Macht", habe "gewonnen".
Sergej Schoigu und Waleri Gerassimow droht Absetzung
Wie es jetzt in Russland weitergeht? Zunächst könnte Putin seine Armee-Spitze absägen. Bei Telegram wird bereit heftig über eine mögliche Absetzung von Verteidigungsminister Sergej Schoigu (68) und Generalstabschef Waleri Gerassimow (67) spekuliert. Denn genau das hatte Prigoschin von Putin gefordert, heißt es. Alexej Djumin (50), ein ehemaliges Mitglied der russischen Spezialkräfte und früherer Vize-Chef des Sicherheitsdienstes des Präsidenten, wird bereits als Schoigu-Nachfolger gehandelt. Was dafür spricht? Wie die russische Nachrichtenagentur "Tass" berichtet, soll Djumin derjenige gewesen sein, der nach dem Söldner-Putsch mit Prigoschin verhandelte.
Russische Propagandisten fordern noch radikalere Führung
Russische Propagandisten fordern sogar den kompletten Umbau der russischen Elite, wie "Bild" unter Berufung auf einen tausendfach geteilten Telegram-Beitrag berichtet. Sie fordern eine "sofortige und echte patriotische Ideologisierung der herrschenden Klasse und Rotation der Eliten". Weiter forderten sie: "Wir brauchen eine souveräne Elite. Sonst wird sich alles wiederholen. Die Schwächen unseres Systems haben sich gestern in ihrer ganzen Pracht gezeigt."
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