Wladimir Putin scheint aus seinen Niederlagen im Ukraine-Krieg gelernt zu haben. Der Kreml-Chef zieht sich jedoch nicht zurück, stattdessen fährt Russland eine völlig neue Strategie. Wie könnte sich das auf den Verlauf des Kriegs auswirken?
Nachdem Wladimir Putin am 24. Februar 2022 seinen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet und Russland mehrere Gebiete im Osten des Landes besetzt hat, läuft derzeit die ukrainische Gegenoffensive. In der RegionDonezk bereits mit Erfolg, inSaporischschja bleibt dieser noch aus. Womöglich, weil die Russen aus vergangenen strategischen Fehlern gelernt haben.
Russland ändert Strategie im Ukraine-Krieg
Unter Berufung auf amerikanische Regierungsexperten und ukrainische Armeequellen berichtet die "New York Times" jetzt, Russland habe "aus seinen Fehlern" gelernt und seine"Taktik auf dem Schlachtfeld" geändert. Wladimir Putin habe seine "Verteidigung, die Koordinierung der Artillerie und die Luftunterstützung verbessert", sodass der Krieg inzwischen "ganz anders" aussehe, als noch zu Beginn. Wladimir Putin habe die ukrainische Armee anfangs zwar unterschätzt, inzwischen hätten sich seine Truppe jedoch an ihre ukrainische Strategie angepasst.
Unter anderem würden die Russen ihre Panzer, von denen bereits viele durch die Ukrainer zerstört wurden, stärker schützen und nicht länger in Gebiete schicken, in denen sie leichtes Ziel wären. "Die russischen Panzer, die im Jahr 2022 erhebliche Verluste erlitten haben, werden nun häufig von der Front zurückgehalten, um als eine Art Artillerie eingesetzt zu werden", heißt es.
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Kamikaze-Drohne und Probeangriffe: Wladimir Putin mit neuer Kriegs-Strategie
Zudem setzten Putins Männer mehr auf Kamikaze-Drohne und Probeangriffe, um die Ukrainer vor einem Angriff ausfindig zu machen. Durch die Drohnen würden die russischen Kampfjets geschont. "Sie versuchen, hintere Kommandoposten von Kompanien und Brigaden ausfindig zu machen und sie aus großer Entfernung zu zerstören, um die Kommunikation zwischen den Einheiten so weit wie möglich zu stören", erklärte ein ukrainischer Drohnen-Kommandeur in einem Gespräch mit der US-Zeitung.
Nach Einschätzung der Experten sei Russland durch die Verbesserung in der strategischen Kriegsführung zwar ein "härterer Gegner", die "defensive Wende" zeige aber auch, dass Putins Ziel einer "ukrainische Niederlage" in weiter Ferne liege. Zudem seien viele erfahrene russische Soldaten bereits umgekommen. Die noch kämpfenden Truppen hätten "Schwierigkeiten, offensive Operationen durchzuführen und die Bewegungen großer militärischer Einheiten zu koordinieren".
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Brigadegeneral: Zurückhaltung bei Beurteilung von Ukraine-Offensive
Bezüglich einer Bewertung der ukrainischen Offensive gegen Russland mahnt Brigadegeneral Christian Freuding, der Leiter des Lagezentrums Ukraine im Verteidigungsministerium, jedoch zur Zurückhaltung: "Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein, damit wir nicht anmaßend werden, dass wir von der Berliner Sommerterrasse aus die ukrainische Taktik beurteilen", sagte Freuding am Sonntagabend im ARD-"Bericht aus Berlin". Die Ukrainer zahlten in diesem Krieg seit über 400 Tagen einen hohen Preis. "Und ich glaube, wir haben weder die Sicht drauf, noch auch das Recht drauf, das ukrainische Vorgehen der Truppenteile in der Art und Weise zu beurteilen, ob es gut, schlecht, zweckmäßig oder unzweckmäßig war."
Nach Angaben Freudings geht die Ukraine sehr restriktiv mit Informationen zur Lage um. "Wir nennen das militärisch 'operational security'. Das ist natürlich auch nachvollziehbar, weil daraus sonst der Feind Schlüsse ziehen könnte." Er wolle sich dem Urteil aber nicht anschließen, dass das Vorgehen der Ukraine nicht so gut laufe. Es gebe ein Wiedergewinnen der Initiative durch die ukrainischen Streitkräfte und erste Angriffserfolge. "Wir haben aber auch gesehen, dass die Verteidigungsstellungen der russischen Streitkräfte sehr stark vorbereitet wurden." Derzeit konsolidierten sich die ukrainischen Kräfte, um zu schauen, wo und womit sie Erfolg hatten.
Verliert Wladimir Putin trotz verbesserter Kriegs-Strategie die Krim?
Obwohl Russland seine Kriegs-Strategie verbessert haben soll, ist sich Ex-US-General Ben Hodges sicher, dass Wladimir Putin noch in diesem Jahr die 2014 annektierte und deswegen für beide Seiten symbolisch bedeutsame Halbinsel Krim verlieren wird. Das könnte für den Kreml-Chef die bisher größte Niederlage bedeuten. Mehr dazu lesen Sie hier.
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rad/news.de/dpa
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