Das geplante Werbeverbot von Cem Özdemir für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten, löste eine Debatte aus. Neben Süßigkeiten und Fast Food sollen offenbar auch Milchprodukte auf dem Verbots-Index stehen. Das sagt das Ministerium dazu.
Süßigkeiten-Spots zwischen Trickfilmen, Chips-Reklame im Internet und beim TV-Länderspiel: An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel wie Schokolade oder Snack-Produkte mit zu viel Zucker, Fett und Salz soll nach Plänen von Bundesernährungsminister Cem Özdemir per Gesetz eingedämmt werden. Eine überarbeitete Version des Entwurfs (Stand 12. Juni) sollen nun auch offenbar Milchprodukte unter das Werbeverbot fallen, schreibt die "Bild" und fragt: "Was ist so ungesund an Naturjoghurt?". Dabei macht das Blatt erneut Stimmung gegen die Pläne.
Cem Özdemirs Pläne: Verbot von Lebensmittelwerbung für Kinder geplant
Die Werbeverbote sollen dann auf breiter Front greifen: In Presse, Radio und Fernsehen, im Internet samt Streaming, sozialen Netzwerken, für Influencerinnen und Influencer. Dass eine Werbung an Kinder gerichtet ist, lässt sich laut Ministerium etwa an Kindern als Darstellern und Produkten mit Farben und Kindermotiven festmachen. Im Fernsehen sind mit der langen Zeitspanne von 06.00 bis 23.00 Uhr auch Familienfilme oder Fußballspiele im Abendprogramm eingeschlossen. Vom Verbot umfasst sein sollen Spots für Salziges und Fettiges in der Halbzeit dann auch, wenn sie nicht mit Kinderoptik gestaltet sind.
Als Messlatte, ab wann Produkte "zu viel" Salz, Fett und Zucker enthalten, sollen Nährwertprofile der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dienen, die auf Regulierungen für Kinder zielen. Dabei handelt es sich um Höchstwerte für mehrere Kategorien, die beispielsweise bei Frühstückscerealien wie Müslis nicht mehr als 15 Gramm Zucker pro 100 Gramm vorsehen. Überschreiten Produkte die empfohlenen Profile, dürfen sie also nicht mehr für Kinder angepriesen werden. Auch für Chips und Schokolade dürfe weiter geworben werden, nur eben nicht gezielt an Kinder. Hersteller könnten auch Rezepturen verändern. Eltern sollten darin unterstützt werden, eine bessere "Ernährungsumgebung" für Kinder zu schaffen.
Weitere Informationen zu den Plänen finden Sie hier.
Käse, Butter und Co.: Fallen auch Milchprodukte unter das Werbeverbot?
Das bedeute laut der "Bild" Zeitung, dass zum Beispiel Butter, Joghurt und Käse unter das Werbeverbot fallen sollen. Das Boulevardblatt rechnet vor, dass ein Naturjoghurt mit 3,5 oder 3,8 Gramm Fett pro 100 Gramm somit als ungesund gilt und unter den Verbots-Index fällt.Dadurch fällt er unter das Werbeverbot, weil offenbar nur Joghurts mit einem Fettgehalt von 3 Gramm auf 100 Gramm beworben werden dürfen. Auch Fruchtjoghurt würde unter das Verbot fallen, weil viele Sorten die 1-Gramm-Grenze überschreiten, aber oftmals 1,7 bis 2 Gramm Fett pro 100 Gramm haben.
Kritik am geplanten Werbeverbot von Cem Özdemir
Für die Pläne gibt es Kritik. "Leider will das Ministerium viele Produkte verbieten, die zu einem guten Essen dazugehören. Werbung für Erdbeerjoghurt soll verboten werden, obwohl Fruchtjoghurt oft der einzige Weg ist, Kinder zum Joghurtessen zu bewegen. Selbst ganz normale Käsesorten wie Edamer, Voll-Joghurt und Butter fallen unter das Verbot. Das ist nicht hinnehmbar", sagt Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbands gegenüber "Bild". "Milch, Käse, Joghurt oder Quark gehören zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Es ist schlichtweg grotesk, wenn man solch wertvolle Nahrungsmittel mit Verboten überzieht", sagt Joachim Rukwied, seines Zeichens Bauernpräsident. Er spricht sogar von einer "Ernährungsbevormundung", wobei das Ministerium das gar nicht vorhat. "Werbung für Natur-Joghurt, Butter oder Käse bleibt weiterhin grundsätzlich erlaubt, wenn sich diese nicht an Kinder richtet", sagt ein Ministeriumssprecher. Nicht tabu sein soll laut Ministerium Werbung für Milch und normale Obstsäfte, hieß es einige Monate zuvor.
Das sagt das Landwirtschaftsministerium zu den Werbeplänen
Die Pläne werden aber auch begrüßt. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, der Verbände und medizinische Fachgesellschaften angehören, begrüßte den umfassenden Ansatz als "Meilenstein für die Kindergesundheit". Viele beliebte Sendungen bei Kindern seien Familienshows und Fußballübertragungen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hob hervor, Özdemir mache endlich Schluss mit dem lange erfolglosen Prinzip der Freiwilligkeit.
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bos/loc/news.de/dpa