Angela Merkel hat am Montag das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Zuvor wurden nur den CDU-Ex-Kanzlern Konrad Adenauer und Helmut Kohl diese Ehre zu teil. Viele Bürger und Experten können die Ehrung für Merkel aber nicht nachvollziehen.
Am Montag verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Großkreuz des Verdienstordens in besonderer Ausführung. Es ist die mögliche Auszeichnung, die die Bundesrepublik vergibt. Zuvor wurden nun nur den ebenfalls früheren Kanzlern Konrad Adenauer und Helmut Kohl (beide CDU) diese Ehre teil. Im Netz wird heftig diskutiert: Hat sich Angela Merkel diese Auszeichnung überhaupt verdient?
Angela Merkel von Bundespräsident Steinmeier geehrt bei Verleihung des Großkreuzes am 17.04.23
Schließlich geriet die ehemalige CDU-Chefin nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs in den vergangenen Monaten wegen ihrer Russland-Politik in die Kritik. Bei den wenigen öffentlichen Auftritten seit ihrem Ausscheiden aus der Regierung, verteidigte sie sich und wiederholte ihre Ansicht, das Frieden in Europa nur unter Einbeziehung Russlands möglich sei. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Merkel am Montag als "beispiellose Politikerin", die Deutschland durch viele Krisen gesteuert habe. "Sie haben unserem Land unter nie da gewesenen Herausforderungen neu zu wirtschaftlichem Erfolg verholfen", sagte er laut vorab veröffentlichtem Redetext. Steinmeier führte weiter aus: "16 Jahre lang haben Sie Deutschland gedient - mit Ehrgeiz, mit Klugheit, mit Leidenschaft. 16 lange Jahre haben Sie für Freiheit und Demokratie, für unser Land und das Wohlergehen seiner Menschen gearbeitet. Unermüdlich und manchmal bis an die Grenzen Ihrer körperlichen Kräfte." Viele andere Länder hätten Krisen und Ausnahmesituationen nicht so gut überstanden wie Deutschland unter Merkel.
Twitter-Nutzer können Ehrung für Ex-Kanzlerin nicht nachvollziehen
Doch auf Twitter stimmen viele dem Lob für Merkel nicht zu. Stattdessen wird sie erneut scharf für ihre Politik attackiert. "Das ist doch Realsatire", meint ein Nutzer zu der Ehrung. "#EiserneArschbacke für das #Aussitzen und #Nichtlösen von Problemen. Na herzlichen Glückwunsch #Angie", heißt es in einem weiterer Kommentar. "Verdient hat se den Nicht.", schreibt ein weiterer User zur Auszeichnung. "Vergibt Putin den Preis an seine beste Mitarbeiterin?", fragt sich eine andere Nutzerin. "Das Land nach 16 Jahren Merkel liegt in einem Scherbenhaufen, den wir heute teuer bezahlen müssen. Fängt bei der Abhängigkeit von Russland an und hört beim desasteösen Zustand der Bw auf", wird auch in diesem Tweet Unverständnis für die Ehrung der Ex-Kanzlerin geäußert. Auch die AfD lederte auf Twitter gegen Merkel: "Vor der Amtszeit von #Merkel gab es keinen Kanzler, der unserem Land so massiv geschadet hat wie sie. Vom #Atomausstieg über die Massenzuwanderung bis zur Euro-Politik reicht die endlose Kette ihrer Fehlentscheidungen. Sie verdient kein #Großkreuz des #Verdienstordens! #AfD", schreibt die rechtspopulistische Partei und verleiht der Ex-Kanzlerin stattdessen eine "Goldene Abrissbirne". Ein anderer Twitter-Nutzer verteidigt Merkel hingegen: "Auch wenn ich hier gefühlt der einzige bin - ich finde die Ehrung von Frau #Merkel völlig in Ordnung. Gut, Nobody ist Perfect, aber sie war gegenüber ihren Vorgängern sehr wohltuend....".
Das ist doch Realsatire
— Der gesunde Menschenverstand (@Menschenversta3) April 17, 2023
#EiserneArschbacke für das #Aussitzen und #Nichtlösen von Problemen. Na herzlichen Glückwunsch #Angie
— Schorsch Maschin ???????????????????????? (@SchorschMaschin) April 17, 2023
Vor der Amtszeit von #Merkel gab es keinen Kanzler, der unserem Land so massiv geschadet hat wie sie. Vom #Atomausstieg über die Massenzuwanderung bis zur Euro-Politik reicht die endlose Kette ihrer Fehlentscheidungen. Sie verdient kein #Großkreuz des #Verdienstordens! #AfD pic.twitter.com/EAVniiak27
— AfD (@AfD) April 17, 2023
Auch wenn ich hier gefühlt der einzige bin - ich finde die Ehrung von Frau #Merkel völlig in Ordnung. Gut, Nobody ist Perfect, aber sie war gegenüber ihren Vorgängern sehr wohltuend.... ????
— kleiner Jedi sitzt im troet.cafe (@kleinerJedi) April 17, 2023
Experten streiten sich über Auszeichnung für Angela Merkel
Die "Bild" ließ ihre Leser ebenfalls darüber abstimmen, ob sich Angela Merkel das Großkreuz verdient hat. Bis Montagabend, kurz vor 18 Uhr, waren 65 Prozent von mehr als 170.000 Teilnehmern der Meinung: "Nein, Merkel reicht nicht an Kohl und Adenauer heran". Unter anderem Historiker Paul Nolte von der Freien Universität Berlin verteidigte die Ex-Kanzlerin hingegen gegenüber dem Boulevardblatt: Sie haben den Verdienstorden allein schon dafür verdient, "dass sie das Land sechzehn Jahre lang sicher gesteuert hat, und im Vertrauen einer großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger." Außerdem sagt der Professor: "Der von Merkel moderierte moderate Wandel täte uns in mancher Hinsicht jetzt gerade wieder gut, gegen die Zeitpanik, die sich ausgebreitet hat." Dennoch sei der Zeitpunkt für die Ehrung unglücklich. Politiologe Klaus Schroeder (Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin) sagte gegebnüber "t-online" hingegen, die Auszeichnung Merkels grenze an "Peinlichkeit". "Deutschland steht nach Merkel viel schlechter da. Früher war die Bundesrepublik wirtschaftlich stark und konnte politisch mitmischen. Heute ist Deutschland nur noch eine Randfigur. Das haben wir Merkel zu verdanken."
Angela Merkel lud keine Gäste aus der aktuellen CDU-Führung zum Festakt ein
An der Ordensverleihung am Montag nahm auch Merkels Nachfolger, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), teil. Die CDU-Politikerin konnte rund 20 Gäste zu dem kleinen Festakt mit anschließendem Abendessen einladen. Neben ihrer Familien standen vor allem einstige Weggefährten wie die früheren Kanzleramtschefs Thomas de Maizière, Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun (alle CDU) auf der Gästeliste, aber niemand aus der aktuellen CDU-Führung sowie von CSU und FDP.
Über dem Großkreuz des Verdienstordens gibt es nur noch die Sonderstufe des Großkreuzes, die jeder Bundespräsident automatisch mit dem Amtsantritt erhält. Ansonsten wird sie nur ausländischen Staatsoberhäuptern verliehen.
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gom/news.de/dpa
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