Bei öffentlichen Auftritten sieht man Kim Jong Un immer seltener allein - der nordkoreanische Machthaber hat immer häufiger seine Tochter Kim Ju Ae dabei. Nicht unbemerkt blieb die kostspielige Luxus-Garderobe des Diktatoren-Nachwuchses.
Sein Privatleben hütet Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un für gewöhnlich wie ein Staatsgeheimnis - umso mehr staunte die Öffentlichkeit in letzter Zeit, als sich Kim Jong Un wiederholt bei Schießübungen, Militärparaden oder Raketentests in Begleitung seiner Tochter zeigte. Das pausbackige Mädchen, das auf den Namen Kim Ju Ae hören soll und vermutlich nicht älter als zehn oder elf Jahre ist, solllaut Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes eines vondrei Kindern Kim Jong Uns und seiner Frau Ri Sol Ju sein.
Kim Ju Ae als Tochter von Kim Jong Un: Vater-Kind-Auftritte machen den Westen stutzig
Der plötzliche, und von den Staatsmedien dokumentierte Auftritt des Mädchens versetzte die Beobachter im Ausland in Erstaunen. Für das weithin verschlossene Nordkorea ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Kinder des Machthabers öffentlich präsentiert werden. "Dass Kim Jong Un mit seiner Tochter auftritt, ist etwas Neues", sagt beispielsweise der langjährige Projektleiter der Hanns-Seidel-Stiftung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, Bernhard Seliger.
Ihre Auftritte schürten im Ausland neue Spekulationen um die Pläne Kims. Will er seine Tochter zu seiner Nachfolgerin in dem auch als kommunistische Erbdiktatur beschriebenen Land aufbauen, wie manche Experten in Südkorea mutmaßen? Oder ist sie letztlich nur Teil einer Propagandaoffensive?
Geheimniskrämerei um Kim Jong Uns Familienleben geht weiter - Machthaber zeigt sich überraschend mit Tochter bei Raketentest
Nordkorea selbst gab bisher keine anderen Informationen über das Kind preis, als dass es die "geliebte" Tochter Kim Jong Uns sei. Dieser Kurs wurde auch Mitte März beibehalten, als die offizielle Zeitung "Rodong Sinmun" Bilder von Kim Jong Un nebst Tochter Kim Ju Ae zeigte, wie das Mädchen seinen Vater abermals zum Test einer Interkontinentalrakete (ICBM) begleitete.
Nordkorea ließ demnach am 16. März 2023 eine Interkontinentalrakete (ICBM) vom Typ Hwasongpho-17 testen - als Warnung an die USA und Südkorea wegen ihrer laufenden Militärübungen, hieß es nach dem Raketentest von offizieller Seite. Machthaber Kim Jong Un habe den Test persönlich angeleitet und dabei betont, es sei notwendig, "den Feinden Furcht einzuflößen", berichteten die Staatsmedien am Tag nach dem Raketentest. Kim Jong Un warf demnach den USA und Südkorea offene Feindseligkeit vor.
Nordkorea testet Interkontinentalrakete Hwasongpho-17
Die jüngst getestete Rakete ist die größte ICBM im eigenen Arsenal Nordkoreas. Interkontinentalraketen, die eine Reichweite von 5.500 Kilometern überschreiten, gelten als wichtigste Trägermittel von Atomwaffen. Dem weithin isolierten Nordkorea ist die Erprobung von ICBM und anderen ballistischen Raketen durch UN-Beschlüsse untersagt.
Die Rakete sei am Internationalen Flughafen von Pjöngjang gestartet und etwa 1.000 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen, hieß es. Sie landete demnach im Zielgebiet im Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan. Der Test sei eine Reaktion auf "die wilden, provokativen und aggressiven großen Kriegsübungen" der USA mit Südkorea gewesen. Beide Länder bestreiten den Vorwurf Nordkoreas, ihre gemeinsamen Manöver dienten Vorbereitungen eines Angriffs.
Kim Jong Un staffiert Tochter Kim Ju Ae mit Designerklamotten aus
Die Interkontinentalrakete war es jedoch nicht, die in den Fokus des Auftritts von Kim Jong Un rückte - allen Augen waren vielmehr auf die Tochter des Machthabers gerichtet. Kim Ju Ae sorgte vor allem mit ihrer Garderobe für Aufsehen, trug die Machthaber-Tochter doch Beobachtern zufolge eine sündhaft teure Designer-Jacke des Labels Christian Dior. Die schwarze Daunenjacke mit Kapuze sei an dem auffälligen Cannage-Motiv des Luxuslabels zu erkennen gewesen, wie südkoreanische Beobachter feststellten. Eine Schnäppchen ist die Designer-Jacke keinesfalls: Mit rund 3.000 Euro schlägt das edle Stück zu Buche - Kim Jong Un ist für sein Töchterchen das Beste also offenbar gerade gut genug.
Kim Jong Un rückt Luxus-Töchterchen ins Rampenlicht: Welche Botschaft will der Nordkorea-Machthaber vermitteln?
Die Staatsmedien hatten im November 2022 erstmals Fotos der Tochter veröffentlicht. Dass Kim damals den Test einer ICBM zu einem Familienausflug nutzte, werteten Beobachter auch als Propagandakniff. Kim Jong Un wolle die Botschaft vermitteln, dass der Aufbau einer Atomstreitmacht trotz teils großer Not im eigenen Land der richtige Weg zum Schutz künftiger Generationen sei. "Er ist ein guter Vater, der seine Familie schützt, wie er auch die Nation schützt", twitterte der Ostasien-Experte John Delury.
Was ist über Kims Tochter Kim Ju Ae bekannt?
Südkoreas Geheimdienst berichtete zuletzt vor Abgeordneten in Seoul, Kim Ju Ae besuche keine öffentliche Schule, werde privat unterrichtet und ihre Hobbys seien Reiten, Skifahren und Schwimmen. Das einzige, was bestätigt werden könne, sei, dass Kim Jong Un eine Tochter habe, die Ju Ae heiße und die eine jüngere Schwester habe, sagte dazu ein Regierungsbeamter in Seoul. "Alles andere ist nicht bestätigt." Selbst, ob es noch ein "erstgeborenes Kind" gebe und ob dieses ein Junge oder ein Mädchen sei, könne nicht eindeutig gesagt werden.
Für die meisten Beobachter steht jedoch außer Zweifel, dass auch Kim Jong Un die dynastische Erbfolge fortsetzen will. Es sei aber einfach zu früh, die Tochter als potenzielle Nachfolgerin zu sehen, sagte jüngst Südkoreas Vereinigungsminister Kwon Youn Se in einem lokalen Radiointerview. "Zunächst, Kim Jong Un ist erst etwa 40 Jahre alt." Auch sei Nordkorea extrem patriarchalisch eingestellt, was eher gegen eine Nachfolgerin spreche. Es sei aber auch klar, "dass sie (Nordkorea) einen Machttransfer in vierter Generation planen", sagte Kwon in Anspielung auf die Machtübergabe an Kim Jong Un - einem Enkel des "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung - vor zwölf Jahren.
Das wird hinter Kim Jong Uns Auftritten als Vater vermutet
Seliger vermutet, für die Auftritte der Tochter gebe es letztlich mehrere Gründe. So sei es möglich, dass sich Kim in ihrer Begleitung schlicht menschlicher zeigen wolle. Am wahrscheinlichsten sei es aber, dass Kim die Tochter auf eine bestimmte Rolle vorbereite, ohne sie unbedingt als Nachfolgerin vorzusehen. So könne sie in die Rolle einer "möglichen Stütze des künftigen Erben" schlüpfen, so Seliger.
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Er verweist darauf, dass Kim Ju Ae auch schon auf Briefmarken verewigt wurde, die sie zusammen mit ihrem Vater zeigen. "Briefmarken sind für Nordkorea ein sehr wichtiges Propagandamittel." Die Abbildung einer bestimmten Person könne schon die Bestätigung einer offiziellen Rolle sein. Aber auch die Nachfolge-These will Seliger nicht von der Hand weisen. Wichtig sei eben für Pjöngjang, dass die "Blutlinie der Herrscherfamilie" fortgesetzt werde. Das müsse dann eben nicht unbedingt ein Mann sein.
Beobachter vermuten, dass die Diskussion um die Tochter auch bei den gewöhnlichen Nordkoreanern angekommen ist. "Aber wie sie ankommt, ist eben die Frage", sagt Seliger. Am Ende bleibe vieles im Dunkeln. "Wir müssen feststellen, dass wir letztlich zu wenig über die Hintergründe wissen."
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loc/news.de/dpa