Die Jusos Bremen wollen die Sicherheit von Frauen und weiblich gelesenen Personen auf Volksfesten verbessern. Dafür fordern sie nun einen radikalen Schritt: männerfreie Tage bei Jahrmärkten. Der Vorschlag stößt nicht nur bei Schaustellern auf Ablehnung.
Tage, an denen zum Beispiel Frauen oder Familien Rabatte auf Jahrmärkten bekommen, sind in vielen deutschen Städten bereits gang und gäbe. Andere Besucher dürfen sich währenddessen natürlich weiter auf dem Festgelände aufhalten. Doch in Bremen könnte es bald einen weiteren Spezial-Tag auf dem Jahrmarkt geben, der in dieser Form wohl einmalig in Deutschland wäre. Zumindest wenn sich dort die Jugendorganisation der SPD mit ihrem Vorschlag durchsetzt. Die Jusos plädieren für einen "männerfreien Tag auf Freimarkt und Osterwiese".
Jusos Bremen fordern männerfreie Tage bei Volksfesten
Als Gründe für den ungewöhnlichen Vorstoß führen die Jusos wiederkehrende "sexuelle Übergriffe", sowie "belästigende Sprüche, anzügliche Kommentare und Schlimmeres" gegenüber Besucherinnen der Volksfeste an. Deshalb sollten zu festgelegten Zeiten nur Frauen und weiblich gelesene Personen Zutritt auf das Festgelände haben. "Männerfreie Zeiten oder Tage sind nichts Neues, es gibt sie bereits, beispielsweise bei Konzerten, in Saunen oder Schwimmbädern", rechtfertigt die stellvertretende Landesvorsitzende Lara Gercke den Vorschlag. Juso-Landesvorsitzender Sebastian Schmuggler sagt: "Die Einführung von männerfreien Tagen kann ein wichtiges Signal setzen, dass sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen nicht toleriert werden und dass Volksfeste für alle Menschen sicher sein müssen. Trotzdem ist es sicherlich nicht die einzige Möglichkeit, um den Schutz von Frauen zu gewährleisten." Wie unter anderem die "Kreiszeitung", RTL und Radio Bremen berichten, halten die Schausteller nicht viel von der Jusos-Initiative. Sie verwiesen auf bereits bestehende Schutzmaßnahmen. Laut Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbandes, könnten Frauen zum Beispiel mit dem Codewort "Ist Luisa da?" vor Ort Hilfe bei Gastronomen und Schaustellern erbitten.
"Der größte Quatsch": Jusos-Vorschlag schockt das Netz
Auch unter den Bürgern stößt der Jusos-Vorschlag auf Skepsis. "Das macht die Wege von und zu den Festen an solchen Tagen nicht sicherer (im Gegenteil). - Wenn schon, gehört eine allgemeine Ausgangsbeschränkung für das gesamte Stadtgebiet für [Männer] dazu.", schreibt beispielsweise ein Twitter-Nutzer. Ein anderer wütet gegen die Forderung: "Das ist Männerdiskriminierung. Werde ich melden und dann wird die SPD Bremen verboten. Basta." Ein weiterer Twitter-User glaubt wiederum: "Das sind kulturelle Probleme und keine geschlechtsspezifische." Und ein anderer kommentiert sarkastisch: "Vielleicht dann auch einen Männertag, einen Rentnertag, einen Vegetariertag...einen für Fahrradfahrer, einen für .... Isolation von Gruppen löst keine Probleme". Eine weitere Twitter-Nutzerin schreibt einfach nur: "Der größte Quatsch". Noch eine Meinung lautet: "Ich denke auch nicht, dass das die Lösung ist. Schließlich kommen auch genug Familien und Paare dort hin. Das Problem mit übergriffigen Personen bekommt man so nicht in den Griff! Da muss man an der Wurzel anfangen. Es müsste mehr Security/ und Polizeipersonal eingesetzt werden."
Das ist Männerdiskriminierung. Werde ich melden und dann wird die SPD Bremen verboten. Basta.
— Komsemolske (@komsemolske) March 6, 2023
Vielleicht dann auch einen Männertag, einen Rentnertag, einen Vegetariertag…einen für Fahrradfahrer, einen für …. Isolation von Gruppen löst keine Probleme
— Martin Dristram (@Madox69) March 6, 2023
Der größte Quatsch
— Dine (@Dine04758380) March 6, 2023
Männerfreie Tage auf Jahrmärkten eine gute Idee?
Andere können die große Empörung auf den Juso-Vorschlag hingegen nicht verstehen: "Und die Männer so mimimi ohne mal den Hintergrund zu betrachten. Traurig das sowas gefordert wird ist es nur, weils scheinbar notwendig ist auf eine Thematik aufmerksam zu machen die wohl fast nur weiblich gelesene Personen betrifft.", heißt es in einem weiteren Kommentar. Zuspruch bekommen die Jusos auch auf ihrer Homepage. Dort kommentiert eine Besucherin: "Eine gute Idee. Es ist schade , dass einige Männer sich nicht respektvoll gegenüber weiblich gelesenen Personen verhalten können. Für ein sicheres Gefühl ist es gut auch mal nur von FINTA* Personen [Frauen, sowie Inter-, nicht-binäre und Trans-Personen + Menschen ohne Geschlechtsidentität, Anm. d. Red.] umgeben zu sein."
Und die Männer so mimimi ohne mal den Hintergrund zu betrachten. Traurig das sowas gefordert wird ist es nur, weils scheinbar notwendig ist auf eine Thematik aufmerksam zu machen die wohl fast nur weiblich gelesene Personen betrifft.
— Møna (@Monaalism) March 6, 2023
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