Einige Kreml-Kämpfer haben die "Schnauze voll". Immer neue Details werden zu den katastrophalen Zustände für die russischen Soldaten in der Ukraine bekannt. In vom ukrainischen Geheimdienst abgefangenen Telefonaten machen sie ihrem Ärger Luft.
Schlecht ausgebildete Soldaten, veraltete Ausrüstung, unzureichende Verpflegung: Die Gründe, warum die Russen im Ukraine-Krieg zahlreiche Rückschläge verkraften müssen, sollen vielfältig sein. Zwar betonen Wladimir Putin und seine Verbündeten, sie würden alle ihre Ziele noch erreichen. Doch immer wieder gelangen Nachrichten von der Front an die Öffentlichkeit, die daran erhebliche Zweifel aufkommen lassen. So hat jetzt der ukrainische Militärgeheimdienst HUR weitere Telefonate von russischen Soldaten mit ihren Familien aus dem Kriegsgebiet abgefangen. Fünf dieser Telefonate wurden jetzt auf dem Twitter-Kanal "@wartranslated" veröffentlicht und übersetzt.
Ukraine-Krieg aktuell: Soldaten auf Weg an die Front verletzt und gestorben
Soldat 1 aus Mordwinien berichtet von einer Einheit aus der Stadt Uljanowsk, in der bereits 30 Männer verwundet worden und zwei Kämpfer gestorben sein sollen, noch bevor sie in der Ukraine ankamen. Gründe hierfür seien Schlägereien unter Alkoholeinfluss, eine Überdosis oder Erfrierungen.
Wladimir Putin eiskalt: Kranke werden in die Armee einberufen
Im zweiten Telefonat erzählt eine russische Frau einem weiteren Soldaten, dass alle Männer mit militärischer Erfahrung für den Ukraine-Krieg einberufen werden und dabei keine Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand genommen wird. Sie spricht von einem Russen, der zehn Tage nach einer Operation zum Militär geschickt wurde. Entsetzt sagt sie: "Ihre Ehefrauen weinen sich die Augen aus. Und sie [die Männer] ergeben sich in die Gefangenschaft."
Kreml-Truppen fehlen Fahrzeuge, Kämpfer hat die "Schnauze voll"
Ein anderer Soldat gibt in Telefonat 3 Einblicke in die schrecklichen Zustände an der Front. "Es ist verdammt brutal hier, verdammt noch mal", sagt er. Er habe die "Schnauze voll von den ganzen Schießereien". 200 Männer seien in seiner Truppen bereits gestorben, 300 weitere verwundet worden. Anfangs habe er noch gedacht, er würde in einen "Ferienort" fahren. Die Ukrainer hätten all ihre Fahrzeuge zerstört, neue seien noch nicht angekommen. Der Soldat berichtet weiterhin von gegenseitigem Mörserbeschuss.
Russen flüchteten vor den Kampfhandlungen
In einem weiteren Telefonat fragt ein Soldat nach Neuigkeiten aus Russland. Er hofft, dass er möglicherweise bereits im Februar heimkehren könnte. Doch eine Frau antwortet skeptisch: "Ich weiß es nicht. Einige haben gestern im Chat geschrieben, dass es Listen für die neue Mobilisierungswelle im Februar gibt." Sie berichtet außerdem von acht russischen Soldaten, die mit ihren Maschinengewehren bewaffnet vor dem Krieg geflohen sein sollen und sich in Moskau der Polizei gestellt haben.
"Verdammte Hölle": Putin-Soldat musste rohe Kartoffeln essen
Im fünften Telefonat beschwert sich ein weiterer Soldat über die Zustände an der Front, nennt den Krieg eine "verdammte Hölle" und berichtet davon, wie er sich zwei Tage lang von rohen Kartoffeln ernähren musste. Er und seine Kameraden würden wie "verdammte Hunde in Löchern" leben. Auch in seiner Einheit habe es enorme Verluste gegeben. Von anfangs 240 Kameraden seien nur noch 94 übrig. "Es ist ein verdammter Überlebenskampf hier. Wir werden von niemandem gebraucht", fügt er hinzu. Außerdem beschwert sich der Soldat über seine Mutter, die ihm nach seinem Hilferuf geantwortet haben soll: "Du wolltest in der Armee dienen, also tu es!" Wie echt die erwähnten Aufnahmen sind, kann aktuell nicht unabhängig überprüft werden.
Lesen Sie auch: Kreml-Kritiker sicher! So wird der Ukraine-Krieg endenA thread with the intercepted calls for this week.
— Dmitri (@wartranslated) January 22, 2023
1. Mordovian man says the newly formed mobilised unit in Ulyanovsk has thirty wounded before even reaching Ukraine due to drunken fights, overdoses, and frostbites. pic.twitter.com/TTGoANBiaI
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