Die Wagner-Söldner sollen maßgeblich am Sieg über die ukrainische Stadt Soledar beteiligt gewesen sein. Doch dafür musste die russische Privatarmee offenbar gewaltige Verluste erleiden. Experten glauben, dass sich die Söldner-Truppe nur schwer erholen kann.
Wochenlang kämpften ukrainische und russische Truppen erbittert um Soledar im Osten der Ukraine. Nach blutigen Gefechten und Häuserkämpfen hat Russland die Stadt offiziell für erobert erklärt. Während Wladimir Putin die Einnahme von Soledar als Erfolg verbucht, hat der Sieg vor allem für die Wagner-Söldner einen extrem bitteren Beigeschmack.
Russisches Verteidigungsministerium verkündet Erfolg im Ukraine-Krieg: Wagner-Söldner zahlen hohen Preis für Soledar-Sieg
Am Abend des 12. Januar sei Soledar in die Kontrolle der russischen Streitkräfte übergegangen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag in Moskau. Er sprach von einer "großen Bedeutung für die Fortsetzung der erfolgreichen Offensive" im Gebiet Donezk. In einer Mitteilung wurde zudem explizit der Einsatz der Wagner-Gruppe bei der Erstürmung gewürdigt. "Diese gegebene Kampfaufgabe wurde erfolgreich bewältigt von den mutigen und aufopferungsvollen Handlungen der Freiwilligen der Sturmtrupps des privaten Militärunternehmens 'Wagner'", teilte das Ministerium mit. Es las sich wie diktiert von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin, der die russische Militärführung in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert hatte.
Enorme Verluste schwächen Jewgeni Prigoschin - Militärexperte spricht von Pyrrhussieg
Doch obwohl die Wagner-Söldner offenbar erfolgreich zur Einnahme der Stadt Soledar beigetragen haben, sei ihre Zukunft nun ungewiss. Der Militärhistoriker Chris Owen spricht auf Twitter von einem "Pyrrhussieg". Darunter versteht man einen "zu teuer erkauften Erfolg". Die russische Privatarmee soll bei den Kämpfen um Soledar hohe Verluste erlitten haben. Zuvor wurde berichtet, dassPrigoschin den Angriff auf die Stadt als Möglichkeit sah, seine Position gegenüber dem russischen Verteidigungsministerium zu stärken. Doch die Verluste könnten diesen Plan nun erschweren.
1/ The Wagner Group's apparent success in capturing Soledar appears to have been a Pyrrhic victory, with the mercenaries suffering such massive casualties that their future and ability to recover are now reportedly in doubt. ⬇️pic.twitter.com/vzsphjuyS4
— ChrisO_wiki (@ChrisO_wiki) January 14, 2023
"Alle beten, dass sie nicht alles in Bachmut wiederholen müssen!" Sind die Wagner-Söldner am Ende?
Laut dem russischen Telegram-Kanal "VChK-OGPU" sei der Wagner-Chef angeblich nach St. Petersburg gereist, um über das Schicksal der Söldner-Truppe zu sprechen. "Es besteht der Verdacht, dass Wagner in das Militär eingegliedert werden soll. Die Truppen des Verteidigungsministeriums in Soledar sind inzwischen so weit verstreut, dass nicht ganz klar ist, wem sie im Wege stehen: den 'Musikern' [Wagner] oder den Streitkräften der Ukraine", heißt es dort."Prigoschin ist 'grau' geflogen, verspricht aber, sich mit der Situation an der Spitze zu befassen. Das sieht nicht gerade nach einem Sieg aus." Die Wagner-Gruppe habe große Probleme, die Verluste zu ersetzen. Angeblich soll Prigoschin zunächst 500 Kriegsdienstverweigerer bekommen. Außerdem könnte er bei einer neuen Mobilisierung weitere 500 erhalten.
"Neue Angriffe haben begonnen, aber momentan fühlt es sich so an, als würde man mit einem Löffel auf dem Boden eines leeren Topfs herumstochern", heißt es in der russischen Quelle. Zwar habe der Wagner-Chef seine Männer immer wieder angestachelt, doch mittlerweile sollen sie das Gefühl haben, dass er das Vertrauen in die eigene Position verloren habe. Zudem machen sich die Söldner Sorgen um ihre Zukunft. "Alle beten, dass sie nicht alles in Bachmut wiederholen müssen – die Verluste im Vergleich zu Soledar wären gigantisch."
Lesen Sie auch: Wer nicht gehorcht, muss sterben! Russland lässt eigene Soldaten hinrichten
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bua/sba/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.