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Ukraine-Krieg heute im News-Ticker: Belarus kündigt gemeinsames Luftwaffenmanöver mit Russland an

36 Stunden lang sollten Russlands Waffen schweigen - so hatte Moskau es angesichts der orthodoxen Weihnacht versprochen. Doch am Ende sieht Kiew sich darin bestätigt, dass alles nur Propaganda war. Das sind die aktuellen News zum Ukraine-Krieg.

Die aktuellen News im Ukraine-Krieg. (Foto) Suche
Die aktuellen News im Ukraine-Krieg. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Sergei Bobylev

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die von Kremlchef Wladimir Putin über das orthodoxe Weihnachtsfest deklarierte Feuerpause für gescheitert erklärt. "Die Welt konnte einmal mehr sehen, wie falsch Aussagen aus Moskau auf jeder Ebene sind", sagte der 44-Jährige in seiner Videobotschaft am Samstagabend.

"Sie haben irgendetwas von einer angeblichen Feuerpause gesagt, doch die Realität ist, dass russische Geschosse erneut Bachmut und andere ukrainische Positionen getroffen haben", sagte Selenskyj weiter. Auch der ukrainische Generalstab sprach von andauernden russischen Angriffen mit Panzern, Artillerie und Raketen.

Kurz nach dem Ende des von Putin für die Feuerpause genannten Zeitraums um 22.00 Uhr MEZ meldete zudem das ostukrainische Gebiet Charkiw Explosionen.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Geschehnisse am 08.01.2023 im Überblick

+++ Belarus kündigt gemeinsames Luftwaffenmanöver mit Russland an +++

Belarus will nach offiziellen Angaben vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs ab Mitte Januar ein zweiwöchiges Luftwaffenmanöver mit den russischen Streitkräften abhalten. "Vom 16. Januar bis 1. Februar 2023 finden kollektive lufttaktische Übungen der Streitkräfte von Belarus und Russland statt", teilte das belarussische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem Telegram-Kanal mit.

Die gemeinsame Einsatztruppe haben beide Länder im Herbst gebildet - offiziell zum Schutz der Außengrenzen der russisch-belarussischen Union. Auf dieser Basis sind rund 9000 russische Soldaten in Belarus stationiert. Machthaber Alexander Lukaschenko hat erst am Freitag der Truppe einen Besuch abgestattet. Laut dem belarussischen Verteidigungsministerium sind am Sonntag die russischen Luftwaffeneinheiten in Belarus eingetroffen. An den zweiwöchigen Übungen sollen alle Flugplätze und Truppenübungsplätze der Luftwaffe und Flugabwehr in Belarus beteiligt werden, heißt es.

In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Spekulationen über einen erneuten russischen Angriff auf die Ukraine von belarussischem Gebiet aus. Schon zu Kriegsbeginn hatten die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin die Ex-Sowjetrepublik als Aufmarschgebiet für die Invasion der Ukraine genutzt. Lukaschenko hat bisher eine direkte Beteiligung belarussischer Soldaten an den Kampfhandlungen vermieden. Allerdings ist der von der EU nicht mehr als Präsident anerkannte Politiker politisch, wirtschaftlich und militärisch stark abhängig von Moskau.

+++ Netrebkos Manager:Ukraine-Sanktionen betreffen Sängerin nicht +++

Die von Kiew verkündeten Sanktionen gegen den russischen Opernstar Anna Netrebko haben laut ihrem Manager keine konkreten Auswirkungen. «Sie hat kein Vermögen in der Ukraine, sie ist nie in der Ukraine aufgetreten und sie plant nicht, das zu tun», schrieb Manager Miguel Esteban der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Das ukrainische Präsidialamt veröffentlichte am Samstag ein Dekret, mit dem Dutzende russische Künstler und andere Personen des öffentlichen Lebens auf eine Sanktionsliste gesetzt wurden. Der in Wien lebenden Netrebko und 118 weiteren Personen wird etwa, sofern vorhanden, Vermögen in der Ukraine gesperrt.

Netrebko, die auch österreichische Staatsbürgerin ist, wurde in der Vergangenheit eine Nähe zum Kreml vorgeworfen. Es sei unrichtig, die Sopranistin mit einer Regierung oder mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung zu bringen, meinte hingegen Esteban. Die Künstlerin habe sich mehrfach von dem Konflikt distanziert, betonte er.

Netrebko tritt derzeit nicht in Russland auf. Im Januar ist sie als Aida in der Wiener Staatsoper zu sehen. Ende des Monats singt sie mit ihrem Ehemann, dem Tenor Yusif Eyvazov, ein Konzert in der Alten Oper in Frankfurt.

+++ Kiew räumt Probleme bei Verteidigung von Stadt in der Ostukraine ein +++

Bei den Kämpfen im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine sind die Verteidiger im Raum Soledar nach Angaben aus Kiew in eine schwierige Lage geraten. "Derzeit ist es schwer in Soledar", schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Sonntag in ihrem Telegram-Kanal. Soledar ist wie das seit Monaten umkämpfte Bachmut Teil des ukrainischen Verteidigungswalls vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Die Einnahme der Agglomeration wäre fast gleichbedeutend mit der Eroberung des Donbass - eines der öffentlich genannten Ziele Russlands zu Beginn seines Angriffskriegs.

Vor Soledar hätten die Russen große Kräfte konzentriert. An den Angriffen seien nicht nur reguläre Einheiten der russischen Armee, sondern auch Söldnertruppen beteiligt, schrieb Maljar. Tatsächlich greifen in dem Raum um Bachmut und Soledar - beide Städte sind nur 14 Kilometer voneinander entfernt - die als gut ausgerüstet geltenden Söldner der "Wagner"Truppe an.

Russische Militärblogs hatten zuletzt von einem Durchbruch der Verteidigungslinien in Soledar berichtet, dies wurde offiziell von Moskau noch nicht bestätigt. Nach Angaben aus Kiew halten ukrainische Truppen die Stadt weiter unter Kontrolle.

+++ Russland und Ukraine tauschen 50 Gefangene aus +++

Russland und die Ukraine haben den ersten Gefangenaustausch nach dem Jahreswechsel vollzogen. "Am 8. Januar wurden im Resultat des Verhandlungsprozesses 50 russische Soldaten, denen in Gefangenschaft tödliche Gefahr drohte, vom Territorium zurückgeholt, das unter Kontrolle des Kiewer Regimes steht", teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem Telegram-Kanal mit. Kurz darauf bestätigte die ukrainische Seite den Austausch.

Laut dem russischen Verteidigungsministerium wurden die eigenen Kriegsgefangenen bereits mit einem Militärflugzeug nach Moskau zur Behandlung und Rehabilitation ausgeflogen. Nähere Angaben zu den russischen Soldaten gibt es nicht.

Kiew hingegen berichtete, dass auf eigener Seite 33 Offiziere und 17 Mannschaftsdienstgrade befreit wurden. «Wir holen Leute zurück, die beim AKW Tschernobyl in Gefangenschaft geraten sind, unsere Verteidiger aus Mariupol, unsere Jungs aus der Region Donezk im Raum Bachmut, sowie aus dem Kiewer Gebiet, Tschernihow, Cherson und anderen Regionen, wo es Kämpfe gab», kommentierte der Leiter des Präsidialamts, Andrij Jermak den Austausch.

Gefangenenaustausche gibt es zwischen Moskau und Kiew inzwischen regelmäßig. Es ist der einzige Bereich, in dem zwischen beiden Kriegsparteien noch ein Dialog stattfindet, während die Verhandlungen auf anderen Ebenen zum Stillstand gekommen sind.

+++ Lauten Briten-Geheimdienst: Putin stärkt Verteidigung aus Furcht vor Offensiven +++

Britische Militärexperten sehen in der Stärkung russischer Verteidigungsstellungen in der Ukraine Hinweise darauf, dass die Befehlshaber ukrainische Offensiven befürchten. In den vergangenen Wochen habe Russland seine Verteidigungsstellungen in der Region Saporischschja im Süden des Landes ausgebaut, hieß es am Sonntag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. "Die Art, wie Russland an der Verbesserung seiner Verteidigung gearbeitet hat, lässt darauf schließen, dass Befehlshaber sehr wahrscheinlich mit der Möglichkeit großer ukrainischer Offensiven beschäftigt sind - entweder in der nördlichen Region Luhansk oder in Saporischschja."

Ein Durchbruch ukrainischer Streitkräfte im Gebiet Saporischschja könnte nach Einschätzung der Experten die Funktionsfähigkeit der russischen "Landbrücke", die die russische Region Rostow mit der Krim verbindet, infrage stellen. Wichtige Bahn- und Straßenverbindungen und damit auch der Nachschub der russischen Truppen in der Region seien dadurch in Gefahr. Ein ukrainischer Erfolg in Luhansk würde Russlands erklärtes Kriegsziel der "Befreiung" des ostukrainischen Gebiets Donbass weiter untergraben.

"Die Entscheidung, welche dieser Bedrohungen vorrangig bekämpft werden soll, ist wahrscheinlich eines der zentralen Dilemmata für die russischen Einsatzplaner", schreiben die Geheimdienstexperten bei Twitter.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

+++ Ukrainer klagen über nächtlichen Beschuss in mehreren Regionen +++

Russland hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht mehrere Städte im Land beschossen. Betroffen war unter anderem ein Stadtviertel von Cherson. "Für die Attacke haben sie Brandmunition verwendet", teilte der Militärgouverneur der Region, Jaroslaw Januschewitsch, am Sonntag in seinem Telegram-Kanal mit. Die Genfer Konvention verbietet den Einsatz von Brandmunition gegen zivile Objekte. Um Mitternacht (Ortszeit) war eine einseitig von Kremlchef Wladimir Putin verhängte Feuerpause ausgelaufen, die aber Russland selbst nicht eingehalten hatte.

Laut Januschewitsch endete die Attacke ohne Tote und Verletzte. Aus anderen Regionen hingegen wurden Opfer gemeldet. In Charkiw ist demnach eine Person bei nächtlichen Angriffen gestorben. Im Gebiet Donezk wurden die Städte Kramatorsk und Kostjantyniwka von Raketen getroffen. Nach Angaben des stellvertretenden Leiters der ukrainischen Präsidialverwaltung, Kyrylo Tymoschenko, sind bei den Angriffen in der Region Donezk acht Menschen verletzt worden, eine Person kam ums Leben.

Angriffe wurden zudem auf Saporischschja und mehrere Ortschaften im Gebiet Dnipropetrowsk gemeldet. Am Sonntag meldete außerdem der ukrainische Energieversorger DTEK, dass in der orthodoxen Weihnachtsnacht vom 6. auf den 7. Januar ein Wärmekraftwerk beschossen worden sei. Der Schaden sei aber schnell behoben worden.

+++ Selenskyj erklärt von Putin deklarierte Waffenruhe für gescheitert +++

Selenskyj betonte: "Wieder einmal hat sich bestätigt: Nur die Vertreibung der russischen Besatzer von ukrainischem Land und die Beseitigung aller Möglichkeiten Russlands, Druck auf die Ukraine und ganz Europa auszuüben, wird die Wiederherstellung von Waffenstillstand, Sicherheit und Frieden bedeuten." Ukrainischen Angaben zufolge starben durch russischen Beschuss während der Weihnachtstage in Bachmut im östlichen Gebiet Donezk zwei Zivilisten.

Putin hatte am Donnerstag einseitig eine 36-stündige Feuerpause angeordnet und als Begründung das Weihnachtsfest genannt, das viele orthodoxe Christen am 7. Januar feiern. Kiew lehnte den russischen Vorstoß von Anfang an als Heuchelei ab und auch viele internationale Beobachter sprachen von einer reinen Propaganda-Geste.

+++ Nach Ablauf der deklarierten Frist: Charkiw meldet Explosionen +++

Kurz nach dem offiziellen Ende des von Putin bestimmten Zeitraums meldeten die Behörden der Region rund um die ostukrainische Stadt Charkiw direkt mehrere Explosionen. "Achtung an die Einwohner von Charkiw und der Region: Bleiben Sie in den Schutzräumen. Die Besatzer schlagen wieder zu!", schrieb Gouverneur Oleh Synehubow am Samstagabend auf Telegram. Ersten Informationen zufolge gebe es ein Todesopfer, hieß es von Synehubow weiter. Auch in den Gebieten Poltawa, Dnipropetrowsk, Saporischschja, Luhansk sowie auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim wurde fast unmittelbar nach 22.00 Uhr MEZ Luftalarm ausgerufen.

+++ Moskau: Ukrainische Angriffe trotz angekündigter Waffenruhe erwidert +++

Noch während die Waffenruhe offiziell in Kraft war, räumte Moskau am Nachmittag ein, ukrainische Angriffe weiter zu erwidern. "Alle Positionen der ukrainischen Armee, von denen aus Beschuss erfolgte, wurden von den russischen Streitkräften durch Erwiderung des Feuers niedergeschlagen", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Kampfhandlungen gab es demnach in den Gebieten Donezk, Cherson und Saporischschja. Ungeachtet dessen behauptete Konaschenkow, Russland halte sich an die selbst auferlegte 36-stündige Feuerpause.

+++ Ministerpräsident: Ukraine hat größtes Minenfeld weltweit +++

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat nach Angaben des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal ein 250.000 Quadratkilometer großes Minenfeld in seinem Land geschaffen. "Es ist derzeit das größte Minenfeld weltweit", sagte Schmyhal in einem am Samstag veröffentlichten Interview der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Das laut Schmyhal verminte Gebiet entspricht mehr als 40 Prozent der gesamten Landfläche der Ukraine. "Das macht es nicht nur schwer für Menschen zu reisen, sondern es verursacht auch größere Störungen in der Landwirtschaft, die eine unserer Hauptwirtschaftszweige ist", so der Ministerpräsident.

+++ Umfrage: Bürger sehen Panzer-Lieferungen mehrheitlich skeptisch +++

Die Entscheidung der Bundesregierung, Marder-Schützenpanzer an die Ukraine zu liefern, stößt bei den Menschen in Deutschland einer Umfrage zufolge auf ein geteiltes Echo. In einer Befragung des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die «Bild am Sonntag» finden 49 Prozent die Entscheidung eher falsch und 40 Prozent eher richtig. Die Lieferung von Kampfpanzern lehnen 50 Prozent ab, 38 Prozent sind dafür.

Die Bundesregierung hatte ihre Entscheidung, rund 40 Marder-Schützenpanzer an die Ukraine zu liefern, am Donnerstag öffentlich gemacht. Union und Teile der Regierungsparteien FDP und Grüne fordern auch, dem von Russland angegriffenen Land Kampfpanzer zu schicken.

+++ Ukraine setzt Dutzende russische Künstler auf Sanktionsliste +++

Die Ukraine setzte unterdessen Dutzende russische Künstler und andere Personen des öffentlichen Lebens auf eine Sanktionsliste. Einer der international wohl bekanntesten Namen in dem vom Präsidialamt in Kiew veröffentlichten Dekret ist die in Wien lebende und als kremlnah in die Kritik geratene Opernsängerin Anna Netrebko. Ihr sowie 118 weiteren Personen - darunter auch drei ukrainischen Staatsangehörigen - wird etwa, sofern vorhanden, Vermögen in der Ukraine gesperrt. Auf der Sanktionsliste stehen zudem unter anderem der bekannte russische Musiker Filip Kirkorow sowie Schauspieler und Regisseur Nikita Michalkow.

Ukrainische Medien berichteten darüber hinaus, Präsident Wolodymyr Selenskyj habe bereits Ende Dezember 13 Geistlichen der ukrainisch-orthodoxen Kirche die Staatsbürgerschaft entziehen lassen.

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche ist traditionell eng mit Russland verbunden und hatte sich erst mit dem russischen Einmarsch vom vergangenen Februar ganz von Moskau losgesagt. Zuletzt wurden etwa die Nutzungsverträge für zwei Hauptkirchen des unter Unesco-Weltkulturerbe stehenden Kiewer Höhlenklosters nicht mehr verlängert. Erstmals feierte dort am Wochenende die neue Orthodoxe Kirche der Ukraine einen Weihnachtsgottesdienst.

+++ Moskau: Ukrainische Angriffe trotz angekündigter Waffenruhe erwidert +++

Trotz der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten einseitigen Feuerpause hat Russlands Armee eigenen Angaben zufolge während des orthodoxen Weihnachtsfests ukrainische Angriffe erwidert. "Alle Positionen der ukrainischen Armee, von denen aus Beschuss erfolgte, wurden von den russischen Streitkräften durch Erwiderung des Feuers niedergeschlagen", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Kampfhandlungen gab es demnach in den Gebieten Donezk, Cherson und Saporischschja. Ungeachtet dessen behauptete Konaschenkow, Russland halte sich an die selbst auferlegte 36-stündige Feuerpause, die am Samstagabend um 22.00 Uhr MEZ offiziell enden sollte.

Putin hatte die vorübergehende Waffenruhe am Donnerstag angekündigt und mit dem Weihnachtsfest begründet, das viele orthodoxe Christen am 7. Januar feiern. Die Ukraine lehnte das allerdings als heuchlerische Propaganda-Geste ab und setzte ihre Rückeroberungsversuche fort. Es könne keinen Frieden geben, solange russische Truppen ukrainisches Gebiet besetzt hielten, hieß es aus Kiew.

Auch viele internationale Beobachter bezweifelten von Anfang an, dass die russischen Waffen wirklich konsequent schweigen würden. Nach Einschätzung britischer Geheimdienste gingen die Kämpfe während der orthodoxen Weihnachtszeit sogar auf dem üblichen Niveau weiter. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft teilte am Samstag mit, in Bachmut im Donezker Gebiet seien am Freitag durch russischen Beschuss zwei Zivilisten getötet und 13 weitere verletzt worden

+++ London: Kämpfe in Ukraine in orthodoxer Weihnachtszeit fortgesetzt +++

Die Kampfhandlungen in der Ukraine gehen nach Einschätzung britischer Geheimdienste auch in der orthodoxen Weihnachtszeit auf dem üblichen Niveau weiter. Eine der am härtesten umkämpften Gegenden sei weiterhin die um die Stadt Kreminna in der Region Luhansk, hieß es am Samstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. "In den vergangenen drei Wochen haben sich die Kämpfe rund um Kreminna auf das dicht bewaldete Gebiet westlich der Stadt konzentriert."

Da die Wälder selbst im Winter einen gewissen Sichtschutz vor der Beobachtung aus der Luft böten, hätten beide Seiten sehr wahrscheinlich Schwierigkeiten, den Artilleriebeschuss genau einzustellen. In den Waldgebieten kämen wie üblich vor allem Infanteristen zum Einsatz - Soldaten also, die vorrangig zu Fuß und auf kurze Distanz kämpfen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte einseitig eine Weihnachts-Waffenruhe angeordnet, die viele als zynische Propaganda-Geste werteten. Offiziell sollte die russische Feuerpause bis Samstagabend 22.00 Uhr MEZ gelten, allerdings wurden bereits amFreitag weiter anhaltende Kampfhandlungen gemeldet.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

+++ Botschafter:Truppen werden von Marder "enorm profitieren" +++

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hat sich zuversichtlich gezeigt, dass nach Schützenpanzern auch Kampfpanzer westlicher Bauart an die Ukraine geliefert werden könnten. "Ich bin Optimist. Nach fast einem Jahr seit Beginn dieser großen russischen Invasion haben viele Menschen in Deutschland endlich begriffen, dass es in diesem Krieg um die Existenz der Ukraine geht und um Frieden im ganz Europa", sagte Makeiev der "Wirtschaftswoche" auf die Frage, wie groß er die Chance einschätze, dass Deutschland nun auch Kampfpanzer vom Typ Leopard liefert.

Schützenpanzer sind für den geschützten Transport kleinerer Gruppen von Soldaten ins und im Kampfgebiet gedacht und bieten außerdem Feuerunterstützung. Kampfpanzer haben eine hohe Feuerkraft, eine kleine feste Besatzung und werden für die Bekämpfung gegnerischer Panzer oder anderer Ziele eingesetzt.

"Vom Schützenpanzer Marder werden unsere Bodentruppen enorm profitieren", sagte Makeiev. Er bedankte sich zudem für die Bereitstellung von Luftabwehrsystemen. Das angekündigte Patriot-System werde gemeinsam mit den bereits gelieferten Gepard und Iris-T einen entscheidenden Beitrag "zum Schutz des ukrainischen Himmels vor russischen Raketen" leisten. "Auch wenn es für manche seltsam klingt: Deutsche Waffen retten Leben und tragen zur Wiederkehr des Friedens in Europa bei."

+++ Metsola begrüßt deutsche Panzerlieferung an Ukraine +++

Die Präsidentin des Europa-Parlaments, Roberta Metsola, hat die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von Marder-Schützenpanzern an die Ukraine begrüßt. "Es ist wichtig, dass wir das ukrainische Volk weiter unterstützen - politisch, humanitär, finanziell und militärisch", sagte sie am Samstag bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberbayerischen Kloster Seeon.

Europa müsse die ukrainischen Forderungen nach Hilfe erfüllen, sagte Metsola. Sie wolle nicht, dass dies nur die Vereinigten Staaten tun. "Die Stärkung unserer Sicherheit hängt auch von der Stärkung der Sicherheit unserer Nachbarn ab. Sie sind nicht stark und sicher, wenn wir es nicht sind." Europa müsse daher auch seine Sicherheit und Verteidigungsbereitschaft ausbauen. Das lasse sich nur erreichen, indem man eine wirkliche Sicherheits- und Verteidigungs-Union schaffe, die die Nato ergänze.

Angesprochen auf die Kritik von CSU-Chef Markus Söder, dass Deutschland immer zu spät handele und inzwischen der "einsame Mann Europas" sei, sagte Metsola, in den einzelnen Mitgliedsstaaten gebe es unterschiedliche Debatten und Lösungsansätze. Aber: "Was getan werden kann, sollte getan werden. Denn wir haben keine andere Wahl." Jedes einzelne Land müsse seine Verantwortung zeigen.

Die Parlamentspräsidentin bescheinigte Deutschland, dass es Führung in Europa zeige. Sie sehe ein Land, "das führt, das Verantwortung übernimmt, das Verantwortung teilt". CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt forderte dagegen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) erneut mehr Führung ein. "Eine schwache Bundesregierung ist eine Achillesferse für Europa." Die aktuelle Führungsschwäche sei der Grund, "warum Europa insgesamt nicht stark sein kann".

+++ Ukraine wurde 2022 mit mehr als 30 Milliarden Euro unterstützt +++

Die von Russland überfallene Ukraine ist im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge aus dem Ausland mit umgerechnet mehr als 30 Milliarden Euro an Hilfsgeldern und Krediten unterstützt worden. Rund 40 Prozent stammten dabei aus den USA, teilte die ukrainische Zentralbank in der Nacht zu Samstag mit. Knapp 25 Prozent seien von der Europäischen Union und etwa acht Prozent vom Internationalen Währungsfonds gekommen. Weitere rund fünf Prozent habe Deutschland beigesteuert.

Die Unterstützung lag damit bei rund 16 Prozent der ukrainischen Vorkriegswirtschaftsleistung. Das ukrainische Bruttoinlandsprodukt wiederum ist 2022 durch den Krieg nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums in Kiew um über 30 Prozent eingebrochen.

Russland ist Ende Februar in die Ukraine einmarschiert und hat einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim gut 18 Prozent des ukrainischen Territoriums besetzt. Das angegriffene Land ist finanziell und militärisch weitgehend von ausländischer Hilfe abhängig.

+++ USA sagen Ukraine weitere militärische Hilfe in Milliardenumfang zu +++

Die US-Regierung stellt der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere milliardenschwere Militärhilfen zur Verfügung. In dem Paket im Umfang von etwa drei Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro) sollen auch 50 Schützenpanzer vom Typ Bradley enthalten sein. Das Paket enthalte darüber hinaus auch 100 gepanzerte Truppentransportfahrzeuge und minenresistente Fahrzeuge sowie 138 Geländewagen, die unter dem Namen "Humvee" bekannt sind.

Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine in dem Krieg. Auch andere alliierte Länder haben im Zuge des neuen US-Hilfspaketes weitere Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt, darunter auch Deutschland. Die Bundesregierung bestätigte, Marder-Schützenpanzer und ein Patriot-Flugabwehrsystem liefern zu wollen.

+++ Verteidigungsministerium prüft Abgabe von Bundeswehr-Schützenpanzern +++

Das Verteidigungsministerium bereitet eine Abgabe der Schützenpanzer aus den Beständen der Bundeswehr vor. Eine entsprechende Prüfung lief nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Freitag im Wehrressort aber noch. Untersucht wurde dabei auch, wie das Ziel einer schnellen Überlassung von 40 Schützenpanzern erreicht werden kann. Die Bundeswehr verfügt insgesamt über etwa 370 Marder, von denen viele vor einem Einsatz auch überholt werden müssen. Etwa die Hälfte gilt als einsatzbereit.

+++ Selenskyj: Westliche Panzer verhelfen Ukraine zu neuer Stärke +++

Selenskyj bekräftigte seine Dankbarkeit für die neuen Militärhilfen. "Es ist uns gelungen, die Stärke der Ukraine und die Zusammenarbeit bei der Verteidigung mit den Partnern auf ein neues Level zu bringen", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. "Von nun an hat die Ukraine mehr Flugabwehr, mehr gepanzerte Fahrzeuge, erstmals westliche Panzer, mehr Geschütze und Geschosse." Die Ukraine hat zwar bereits in der Vergangenheit westliche Panzer erhalten, allerdings handelte es sich dabei um Flugabwehr-, Transport- oder Bergepanzer und nicht - wie dieses Mal - um Schützenpanzer.

+++ Russland: Drohnenangriff auf Krim abgewehrt +++

Die russische Flugabwehr wehrte staatlichen Angaben zufolge erneut einen Drohnenangriff auf die seit 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim ab. Das unbemannte Flugobjekt sei am frühen Samstagmorgen über einer Mole nahe Sewastopol, der Marinebasis der russischen Schwarzmeerflotte, abgeschossen worden, schrieb der Gouverneur der Stadt, Michail Raswoschajew, laut Staatsagentur Tass in seinem Telegram-Kanal. Der Hafen war bereits mehrfach Ziel ukrainischer Drohnenangriffe, zuletzt am 4. Januar, als zwei Drohnen abgeschossen wurden. Russland versorgt seine Besatzungstruppen im Süden der Ukraine vor allem über die Krim. Immer wieder nimmt daher die Ukraine logistische und militärische Ziele auf der Halbinsel ins Visier.

+++ London will Aufklärung russischer Kriegsverbrechen vorantreiben +++

London will die Aufklärung von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine vorantreiben und lud dazu gemeinsam mit den Niederlanden zu einem internationalen Treffen ein. Im März sollen sich Justizministerinnen und Justizminister aus aller Welt in London treffen, um finanzielle und praktische Unterstützung für die Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag zu organisieren, wie die britische Regierung mitteilte.

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/news.de/dpa

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