Die am Freitag beschlossene Gas- und Strompreisbremse soll die Bürger in der Energiekrise entlasten. Doch Verbraucher müssen im Vergleich zu 2021 trotzdem viel mehr zahlen. Außerdem wollen die Versorger ab Januar weiter die Preise erhöhen. Die Kritik an der Bundesregierung wegen unzureichender Hilfen wächst.
Am vergangenen Freitag hat das Bundeskabinett den Weg für die Strom- und Gaspreisbremse geebnet. Es soll eine Entlastung für Verbraucherinnen und Verbraucher sein, die derzeit unter extrem hohen Energiekosten zu leiden haben. Entgegen ursprünglicher Pläne soll die Preisbremse rückwirkend bereits ab Januar 2023 greifen und nicht erst ab März. Doch was bringen die beschlossenen Hilfen den Bürgern wirklich?
Gas- und Strompreisbremse zu wenig? Für Verbraucher wird es trotzdem teurer
Gas- und Stromkunden sollten sich nicht allzu viel Hoffnung machen, denn teurer wird es für sie trotzdem. Wie die "Bild" jetzt vorrechnete, kostete Strom vor einem Jahr noch 32 Cent pro Kilowattstunde und damit 20 Prozent weniger als mit der Strompreisbremse. Außerdem haben sich dem Bericht zufolge die Gaskosten um 42 Prozent im Vergleich zu Ende 2021 erhöht - damals lag der Preis noch bei 7 Cent pro Kilowattstunde. Ein Haushalt müsste laut "Bild" 37 Prozent weniger Gas verbrauchen, um im Vergleich zum Vorjahr nicht draufzuzahlen. Anhand verschiedener Beispiele zeigt das Boulevardblatt auf, mit welchen Preissteigerungen verschiedene Haushalte trotz Strom- und Gaspreispremse rechnen müssen. So würde zum Beispiel eine Familie in einem Haus (4 Personen, 140 Quadratmeter) bei 100 Prozent Verbrauch (4.500 kWh) im Vergleich zum Vorjahr ohne Strompreisbremse 1.814,75 Euro bezahlen, mit Strompreisbremse nur 1.722,95 Euro. 2021 hätte diese Familie bei diesem Verbrauch lediglich 1.342,15 Euro blechen müssen. Beim Gas ergibt sich für die Familie bei einem gleichbleibenden Verbrauch von 22.400 kWh zwar mit Preisbremse 2023 ein Betrag von 2867,20 Euro und damit eine Ersparnis von 716,80 Euro, wenn es die Preisbremse nicht geben würde (Kosten dann 3.548 Euro). Im Vergleich zu 2021 (1590,40 Euro) muss sie trotzdem satte 1276,80 Euro mehr zahlen. Auch für Paare und Singles mit kleineren Wohnungen wird es auf jeden Fall Preissteigerungen geben.
Strom- und Gasversorger erhöhen Preise ab Januar 2023
Für Gas- und Stromkunden gibt es zudem eine weitere Hiobsbotschaft. Wie das Vergleichsportal "Check24" schreibt, haben die Versorger für den 1. Januar 2023 bereits in 1.014 Fällen neue Preiserhöhungen für Strom und Gas angekündigt. Davon seien rund 11 Millionen Haushalte betroffen. "Der Krieg in der Ukraine sowie die Ausfälle mehrerer Kernkraftwerke in Frankreich treiben die Energiepreise nach oben. Mit besonders frostigen Temperaturen werden die Energiekosten weiter steigen", gibt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24, keinen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft in der Pressemitteilung.
Ärger über Horror-Energiepreise auf Twitter
Auch auf Twitter sorgen die weiter steigenden Energiepreise für viel Frust. Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Entlastungen werden als unzureichend kritisiert. "Das letzte mal (damals noch Mieter) als ein "Deckel" eingeführt wurde, stieg meine Miete um 20% #Mietpreisbremse, jetzt kommt die #Strompreisbremse, also weiß ich schon, dass mein Preis bald auf 40ct steigt, toll... Markteingriffe sind gefährlich und Verbraucher am Ende d Dummen", schreibt ein Nutzer. Auch dieser User regt sich auf: "#Strompreisbremse #Stromversorgung habe heute meine neuen Preise für 2023 für Strom bekommen. Fast 50 Cent pro KW/h u das ist erst der Anfang! WTF wer soll das bezahlen? Viel Spaß den neuen Wärmepumpen Besitzern u e-mobilsten WIR SIND SOWAS VON IM ARSCH".
#Strompreisbremse #Stromversorgung habe heute meine neuen Preise für 2023 für Strom bekommen. Fast 50 Cent pro KW/h u das ist erst der Anfang! WTF wer soll das bezahlen? Viel Spaß den neuen Wärmepumpen Besitzern u e-mobilsten WIR SIND SOWAS VON IM ARSCH
— Mike Corn (@Coernli) November 27, 2022
Dietmar Bartsch (Linke): Strompreisbremse helfe vor allem Gutverdienern
Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, kritisierte die Strompreisbremse ebenfalls. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er, dass die als Deckelbetrag veranschlagten 40 Cent je Kilowattstunde viel zu hoch seien. Die Pläne seien eine Einladung für die Versorger zum Abkassieren, außerdem würden am meisten davon Gutverdiener und Villenbesitzer profitieren, weil der Verbrauch entscheidet. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte die versprochenen Entlastungen für Gas- und Stromkunden hingegen verteidigt. Sie seien eine "Brandmauer gegen hohe Preissteigerungen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Dies würde der Industrie sowie kleinen und mittleren Betrieben und Arbeitsplätze sichern.
Dietmar #Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag, hält die Deckelung des Strompreises, wie ihn die Regierung beschlossen hat, für viel zu hoch. 40 Cent je Kilowattstunde seien eine Einladung an die Energieversorger zum Abkassieren. #Strompreisbremse https://t.co/LvNQWU5tRE
— RND (@RND_de) November 26, 2022
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gom/news.de/dpa