Mit Anschlägen auf die Energie-Infrastruktur setzte Wladimir Putin zuletzt seinen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine fort. Auch in der Hauptstadt Kiew kam es zu massiven Stromausfällen. So schlimm ist die Situation für die Einwohner momentan.
Wie weit wird Wladmir Putin noch gehen? Während die Kreml-Truppen auf dem Schlachtfeld immer wieder neue Rückschläge verkraften müssen - sich zuletzt zum Beispiel aus der strategisch wichtigen Stadt Cherson zurückzogen - terrorisiert Russland die Ukraine mit Raketenangriffen auf Energie-Infrastruktur. Besonders darunter zu leiden haben tausende unschuldige Zivilisten. Denn es kommt zu großflächigen Stromausfällen. Wie dramatisch die Situation ist, schilderten jetzt Einwohner der Hauptstadt Kiew gegenüber der Nachrichtenagentur "Associated Press" (AP).
Wladmir Putin bombt Ukraine laut Kiewerin "in die Steinzeit"
So sagte eine 25-Jährige namens Anastasia Pyroschenko, die mit ihrem Mann in einem 26-stöckigen Hochhaus in Kiew lebt: "Die russischen Angriffe stürzen die Ukraine in die Steinzeit." Kürzlich habe es innerhalb von 24 Stunden nur für etwa 30 Minuten Strom in dem Haus gegeben. Aus Angst, dass russische Raketen bei ihr daheim einschlagen, seien sie und ihr Mann mittlerweile in die Wohnung ihrer Eltern gezogen. Sie würden sich auf den "schlimmsten Winter" ihres Lebens vorbereiten. "Wir wissen, dass der Winter lang, kalt und dunkel sein kann, aber wir sind bereit, das zu ertragen", so Pyroschenko. "Wir sind bereit, ohne Licht zu leben, aber nicht mit den Russen".
Stromausfälle in der Ukraine vergrößern die Sorgen bei Bürgern
Die Situation in Kiew verschlimmerte sich dramatisch. Durch einen Kälteeinbruch und den ersten Schneefall in den vergangenen Tagen müssen die Menschen ihre Heizungen anschalten, das Stromnetz wird zusätzlich belastet. Laut AP wurden in der ukrainischen Hauptstadt bereits 528 Hilfspunkte errichtet, wo sich die Einwohner warm halten, Tee trinken und ihre Handys aufladen können. Bürgermeister Vitali Klitschko verwies zudem auf Diesel-, Öl- und Medikamentenvorräte, die bereits für Energieausfälle im Winter besorgt wurden. Die Bürger legen sich ebenfalls schon Notvorräte mit Lebensmitteln, Taschenlampen oder Powerbanks an.
Ukraine-Krieg aktuell: Krankenhäuser in Kiew bislang weiter mit Strom versorgt
Auch die medizinische Versorgung verläuft im Moment alles andere als reibungslos. Zahnarzt Viktor Turakewitsch berichtete gegenüber AP, er müsse Termine "auf unbestimmte Zeit" verschieben. Denn ein Stromgenerator würde erst in ein paar Wochen eintreffen. Derzeit brenne das Licht in seiner Praxis nur ein paar Stunden am Tag. Patienten mit akuten Zahnschmerzen könnten nicht behandelt werden. Dem Bericht zufolge haben die meisten Krankenhäuser in Kiew aber bereits Generatoren erhalten. Es sei dort noch zu keinen Stromausfällen gekommen und Operationen würden nicht verschoben.
Schüler können wegen Internet-Ausfall auch nicht von zu Hause aus lernen
Schwierig gestaltet sich die Situation derzeit auch für die Schülerinnen und Schüler in Kiew. Wie die Mutter eines Achtjährigen berichtet, seien alle Fenster einer Schule im Stadtteil Vynohradar durch einen russischen Raketenangriff zerstört und ein Schutzraum beschädigt worden. "Die meisten Kinder haben aus der Ferne gelernt, aber jetzt ist das nicht mehr möglich", macht sie in einem Telefoninterview mit AP auf die Folgen des Blackouts und dem damit verbundenen Internet-Ausfall aufmerksam. "Wir versuchen, die Kinder vor den Schrecken des Krieges zu schützen, aber die Kälte und der Mangel an Strom erschweren dies sehr."
Raketenangriffe auf die Ukraine: Wolodymyr Selenskyj berichtet über Folgen für Bevölkerung
Allein am vergangenen Dienstag habe Russland knapp 100 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. "Hundert verschiedene Raketen gegen unsere Städte, gegen Wohngebäude, gegen Unternehmen, gegen Kraftwerke", sagte Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj. Als Folge dieser Angriffe seien über 20 Millionen Menschen zeitweise ohne Stromversorgung gewesen.
Stromversorger Yasno rechnet mit Abschaltungen bis Ende März
Die Menschen in der Ukraine sich müssen nach Einschätzung der Energieversorger bis mindestens Ende März auf Stromausfälle einstellen. Die Techniker versuchten ihr Möglichstes, die Schäden am Netz zu reparieren, bevor es noch winterlicher werde, schrieb der Chef des Stromversorgers Yasno, Serhij Kowalenko, am Montag auf Facebook.
Wenn es keine neuen Schäden durch russische Angriffe gebe, könne man den Strommangel über das ganze Land verteilen. Dann seien die Abschaltungen weniger lang. Bei neuen Schäden werde es wieder mehr ungeplante Stromausfälle geben. "Auch wenn es jetzt weniger Ausfälle gibt, möchte ich, dass jeder versteht: Wahrscheinlich werden die Ukrainer mindestens bis Ende März mit Ausfällen leben müssen", schrieb Kowalenko.
Lesen Sie auch: Todesangst im Bunker? Wenn Putin Russland verlässt, "kehrt er vielleicht nicht zurück"
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
gom/news.de/dpa
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.