Der Rückzug aus Cherson dürfte für Wladimir Putin eine der demütigendsten Niederlagen im Ukraine-Krieg sein. Beobachter glauben jedoch nicht, dass der Kreml-Chef die Stadt kampflos aufgeben wird.
Nachdem der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu den Rückzug aus der Stadt Cherson im Staatsfernsehen verkündete, reagiert die ukrainische Regierung skeptisch. Experten warnen sogar vor einer möglichen Falle des Kremls. Demnach plane Wladimir Putin angeblich, Cherson in eine "Stadt des Todes" zu verwandeln.
Nach demütigender Niederlage! Verwandelt Wladimir Putin Cherson nun in "Stadt des Todes"?
Russland hatte das Gebiet Cherson in den ersten Kriegswochen weitgehend besetzt und später ebenso wie andere Regionen völkerrechtswidrig annektiert. Zuletzt sollen die russischen Truppen bei heftigen Kämpfen hohe Verluste erlitten haben. Völlig unerwartet kündigte Moskau schließlich den Rückzug aus der Stadt im russischen Staatsfernsehen an. Dieses aufwendig inszenierte Spektakel weckt die Befürchtungen, dass der Rückzug in Wirklichkeit eine Falle sei. "Die Ukraine sieht keine Anzeichen dafür, dass Russland Cherson ohne Kampf aufgibt", schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, auf Twitter. Wenig später führte er seine Befürchtungen näher aus. "Die RF will Cherson in eine 'Stadt des Todes' verwandeln. Das russische Militär vermint alles, was es kann: Wohnungen, Kanalisationen. Die Artillerie am linken Ufer plant, die Stadt in Ruinen zu verwandeln. So sieht die 'russische Welt' aus: Sie kamen, raubten, feierten, töteten 'Zeugen', hinterließen Ruinen und gingen."
RF wants to turn Kherson into a "city of death". Ru-military mines everything they can: apartments, sewers. Artillery on the left bank plans to turn the city into ruins. This is what "Russian world" looks like: came, robbed, celebrated, killed "witnesses", left ruins and left.
— Михайло Подоляк (@Podolyak_M) November 10, 2022
Ukrainische Truppen rücken langsam auf Cherson vor
Allmählich bewegen sich die ukrainischen Soldaten auf Cherson zu, teilte Walerij Saluschnyj, Obernbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, mit. So seien sie in den vergangenen 24 Stunden etwa vier Meilen vorgerückt und hätten dabei zwölf Dörfer zurückerobert. Ob die Russen sich wirklich zurückziehen, könne Saluschnyj derzeit jedoch weder bestätigen noch dementieren. Die Offensivoperation laufe derzeit nach Plan weiter. Sollte der Rückzug der russischen Truppen jedoch echt sein, wäre dies die demütigendste Niederlage für Wladimir Putin im Ukraine-Krieg.
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bua/gom/news.de/dpa