Nach schweren Kämpfen kann Russland den nordwestlichen Teil des annektierten Gebiets Cherson nicht länger halten und kündigt einen Rückzug an. Doch dieser Schritt bringt den gesamten Kriegsplan von Kreml-Chef Wladimir Putin ins Wanken. Verliert er jetzt den Ukraine-Krieg?
Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven ziehen sich Wladimir Putins Truppen aus der Hauptstadt und weiteren Teilen des besetzten Gebiets Cherson zurück. Verteidigungsminister Sergej Schoigu ordnete am Mittwoch die Räumung des rechten Ufers des Flusses Dnipro an. Seine Anordnung wurde im russischen Staatsfernsehen gezeigt.
Wladimir Putin fassungslos! Cherson-Rückzug als Kreml-Katastrophe
Mit dem Rückzug verliert Russland im Süden die Kontrolle über die einzige ukrainische Gebietshauptstadt, die es seit Beginn des Angriffskriegs Ende Februar eroberte. "Das Leben und die Gesundheit der Soldaten der Russischen Föderation waren immer eine Priorität", sagte Schoigu zur Begründung. Der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, berichtete von zuletzt heftigem Beschuss der Ukrainer auf die Stadt Cherson und umliegende Ortschaften.
Cherson-Rückzug als dritte große Blamage für Wladimir Putin im Ukraine-Krieg
Für Wladimir Putin ist der Cherson-Rückzug die dritte große Blamage seit Beginn des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2022. Wir erinnern uns: Den russischen Invasoren gelang es nicht, die ukrainische Hauptstadt wie geplant binnen 72 Stunden einzunehmen und im April zog man sich schließlich aus Kiew zurück. Im September folgte die zweite Klatsche: Den Ukrainern gelang es, die russischen Truppen aus der Region Charkiw zu vertreiben und die besetzten Gebiete zurückzuerobern.
Cherson-Rückzug bringt Putins gesamten Kriegsplan ins Wanken
Laut "Bild" hatte Wladimir Putin bis zuletzt versucht, den Cherson-Rückzug zu verhindern. Wohlwissend, dass dieser seinen gesamten Kriegsplan ins Wanken bringt. So hatten russische Militär-Führer jüngst noch angekündigt, dass die Soldaten Cherson "bis zum letzten Mann" verteidigen würden. Der renommierte russische Kreml-Experte Andrei Piontkowski hatte bereits im Oktober gewarnt, dass der Rückzug aus Cherson für Putin eine "politische Katastrophe" wäre. Auch der deutsche Militärexperte Nico Lange nannte den Cherson-Rückzug eine "gigantische politische Niederlage für Putin". Denn: Was Wladimir Putin militärisch erreichen will, kann seine Armee schlicht und ergreifend nicht umsetzen. "Putins militärische Möglichkeiten passen überhaupt nicht mehr zu seinen politischen Ambitionen", so Lange.
Ukraine skeptisch! Zieht Putin tatsächlich seine Truppen aus Cherson ab?
Die Führung in Kiew reagierte zunächst skeptisch auf die Ankündigung aus Moskau. "Die Ukraine sieht keine Anzeichen dafür, dass Russland Cherson ohne Kampf aufgibt", schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, auf Twitter. Russland hatte das Gebiet Cherson in den ersten Kriegswochen weitgehend besetzt und später ebenso wie andere Regionen völkerrechtswidrig annektiert. Bei heftigen Kämpfen soll der Gegner nach ukrainischen Angaben hohe Verluste erlitten haben. Die russischen Besatzer brachten eigenen Angaben zufolge Zehntausende Zivilisten aus der Stadt weg. Die Ukraine sprach von einer Verschleppung der Menschen.
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fka/sba/news.de/dpa