Nach der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines Ende September wächst in Europa die Sorge vor weiteren Anschlägen auf kritische Infrastruktur. Insider glauben, dass es Russland auf die für die Gasversorgung Großbritanniens extrem wichtige Langeled Pipeline abgesehen haben könnte.
Vor der dänischen Ostseeinsel Bornholm wurden Ende September vier Lecks an den Nord-Stream-Pipelines 1 und 2 entdeckt. Über diese Pipelines kann Gas von Russland nach Deutschland geliefert werden. Wer für die Sabotage verantwortlich ist, ist bislang nicht geklärt. Untersuchungen laufen. Der Westen verdächtigt Russland. Mit dem mutmaßlichen Anschlag könnte der Kreml versuchen, auf die Anfälligkeit der kritischen Infrastruktur in Europa aufmerksam zu machen. So soll möglicherweise die Unterstützung für die Ukraine aus dem Westen verringert werden. Russland weist diese Anschuldigungen jedoch vehement zurück. Derweil gibt es Befürchtungen, dass Wladimir Putin bereits einen weiteren Sabotage-Akt plant.
Plant Wladimir Putin einen Sabotage-Akt an der Langeled Pipeline?
So könnte der Kreml-Chef die Langeled Pipeline zwischen Norwegen und Großbritannien ins Visier nehmen. Das berichtet aktuell die "Daily Mail" unter Berufung auf hochrangige Militär- und Geheimdienstkreise. Laut dem britischen Boulevardblatt deckt die Unterwasser-Pipeline ein Fünftel des Gasbedarfs von Großbritannien. Russland könnte versuchen, mit einem Anschlag das Land für die Unterstützung der Ukraine zu bestrafen, indem es Haushalte im kommenden Winter frieren lässt.
Sorge vor Anschlag auf Unterwasser-Pipeline zwischen Norwegen und Großbritannien wächst
"Sabotage ist der nächste Schritt, wenn sie eskalieren wollen, indem sie die kritische Energieinfrastruktur Großbritanniens angreifen, weil wir so anfällig sind", sagte eine Nato-Quelle der "Daily Mail". Ein anderer namentlich nicht genannter Nato-Beamter bestätigte, dass die 725 Meilen (rund 1.1166 Kilometer) lange Langeled Pipeline ein "offensichtliches Ziel" sei. "Das liegt daran, dass Norwegen eine so wichtige Gasverbindung für das Vereinigte Königreich und Europa geworden ist." Ein weiterer norwegischer Beamter sagte, ein möglicher Anschlag ziele darauf ab, den Zusammenhalt zwischen den westlichen Verbündeten der Ukraine zu brechen. Denn dann könnten die Menschen in den betroffenen Ländern fordern, Putin einfach machen zu lassen, damit wieder Gas fließen kann.
Betreiber Gassco hält Sabotage-Akt durch Russland für möglich
Gassco, der Betreiber der Langeled Pipeline, gab laut "Daily Mail" an, dass die Zahl der Inspektionen seit der Nord-Stream-Sabotage erhöht worden sei. Ein Sprecher des norwegischen Verteidigungsministeriums schlosse ebenfalls nicht aus, dass die Pipeline ein mögliches Anschlagsziel sein könnte. Der norwegische Inlandsgeheimdienst PST reagierte hingegen nicht auf eine Anfrage der "Daily Mail".
Langeled ist eine der längsten Unterwasser-Pipelines der Welt. Sie transportiert Gas aus dem Ormen-Lange-Feld in der Norwegischen See von der Aufbereitungsanlage in Nyhamna über das Erdgasfeld Sleipner bis zum Terminal in Easington an der Küste von Yorkshire in Großbritannien.
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gom/news.de
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